Krankenkassen schlagen Alarm: Ärztemangel in Deutschland
In Deutschland werden die Ärzte knapp, die Situation spitzt sich immer mehr zu - vor allem in ländlichen Gebieten. Schon jetzt fehlen in der medizinischen Grundversorgung mehrere tausend Ärzte. Das geht aus einer Statistik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hervor. Die Kassen fordern ein kräftiges Umsteuern.

Bundesweit 2.600 Hausarzt- und zusätzlich 2.000 Facharztstellen sind zurzeit nicht besetzt. Eine alarmierende Situation, die sich wohl noch verschärfen wird. "Bis 2020 werden rund 51.000 Ärzte altersbedingt ausscheiden", so der KBV-Vorsitzende Andreas Köhler. Vor allem auf dem Land gibt es zu wenig Mediziner, in anderen Regionen dagegen mehr als nötig. Insbesondere Hausärzte sind in Deutschland Mangelware. 2012 waren nur elf Prozent aller neu zugelassenen Ärzte Allgemeinmediziner. Dabei steigt der Bedarf angesichts einer immer älter werdenden Bevölkerung.
Diese Schieflage sei auf die äußeren Umständen zurückzuführen, mahnt der Spitzenverband der Krankenkassen. Er fordert deshalb ein grundsätzliches Umsteuern. Die Art des Medizinstudiums sowie die Ärzteplanung und -bezahlung führen dem Verband zufolge derzeit zu einem krassen Missverhältnis von Fachärzten und vergleichsweise wenigen Allgemeinmedizinern.
Allgemeinmedizin muss stärker gefördert werden
Die Hürden für angehende Hausärzte seien zu hoch. "Wir müssen diesen Hindernis-Parcours abbauen", sagte Verbands-Vizechef Johann-Magnus von Stackelberg. Dazu sei es erforderlich, die Spezialisierung im Medizinstudium abzubauen. Die Ärzteplanung müsse Generalisten zudem stärker fördern und die Bezahlung der Allgemeinmediziner im Vergleich zu Fachärzten verbessern.
Außerdem bemängelte der Spitzenverband die Vorgaben, nach denen sich die jährlichen Honorarzuwächse von Ärzten berechnen. Sie seien völlig unzureichend. Der Grund: In die Bezahlung fließe laut Gesetz auch die steigende Krankheitslast der Bevölkerung ein. Gemessen werde diese aber nur anhand der Diagnosen, die von den Ärzten selbst angeben werden. Diese Daten hätten mit der Realität aber oft wenig zu tun. Sinnvoller sei es, als Maßstab unabhängige Daten etwa des Robert-Koch-Instituts anzusetzen.