Kopfhörer: Beliebtes Geschenk mit Potenzial für Hörschäden - was Eltern beachten sollten
Experten warnen: Es droht eine Schwerhörigkeitsepidemie!
Kopfhörer: Beliebtes Geschenk mit Potenzial für Hörschäden - was Eltern beachten sollten
Eltern aufgepasst! Darauf müssen Kids beim Musik hören achten
Egal ob es sich um das neuste Bibi-Blocksberg-Hörspiel, Dua Lipa oder Hardrock handelt –irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem Eltern nicht mehr allzu viel mit dem Musikgeschmack ihrer Kinder anfangen können. Da sind Kopfhörer zu Weihnachten ein willkommenes Geschenk. Doch Experten warnen: Kopfhörer bergen bei falscher Anwendung auch Gesundheitsrisiken.
Die Ohren brauchen Lärmpausen
Kopfhörer lagen auch in diesem Jahr unter vielen Weihnachtsbäumen. Bei ihrer Nutzung sollte bei Kindern jedoch auf Grenzen geachtet werden, um dauerhafte Hörschäden zu vermeiden, warnen Experten. Kritisch könne es werden, wenn Kopfhörer sehr lange, sehr laut oder sehr oft genutzt würden, sagte Bernhard Junge-Hülsing vom Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte (HNO) gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: „Drei Stunden am Stück zum Beispiel sind nicht gut, die Ohren brauchen regelmäßige Lärmpausen.“
Ganz wichtig: Kinder müssen lernen, Nebengeräusche auszublenden
Ein Dauergebrauch von Kopfhörern in sehr jungem Alter könne eine mangelhafte Hörentwicklung zur Folge haben, erklärt Junge-Hülsing. Beim normalem Hören im Raum müssen Kinder häufig andere Geräusche ausblenden - die nebenan laufende Spülmaschine oder den stundenlang telefonierenden Bruder zum Beispiel. „Mit Kopfhörern wird diese Ausblendung von Nebengeräuschen nicht erlernt“, so der HNO-Arzt.
Das Fokussieren auf eine Schallquelle sei aber wichtig, etwa in der Schule oder bei Gesprächen in einer größeren Gruppe. Bei Dauergebrauch von Kopfhörern könne dieses Filtern wichtiger Informationen aus einem Umfeld verschiedener Geräusche Kindern schwerer fallen.
Außerdem schieben die im Ohr getragenen Stöpsel den Ohrenschmalz nach innen und verdichten ihn. Das kann das Hörvermögen beeinträchtigen und regelmäßige Ohrreinigungen beim HNO-Arzt nötig machen, so Junge-Hülsing.
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Je lauter die Musik desto größer die Hörschäden
Ein weiteres Problem: „Kinder hören sehr laut, wenn man sie lässt“, sagt Junge-Hülsing. Normalerweise dämpft die Luft die Schallwellen etwas ab, bevor sie aufs Trommelfell treffen, bei Kopfhörern fällt dieser Effekt weg.
Hinter dem Trommelfell entstehe beim Hören eine Art Wasserwelle, die über tausende Haarzellen streiche, erklärt der HNO-Mediziner. „Je lauter ein Ton, desto mehr Kraft steckt hinter der Welle.“ Dabei können einzelne Härchen im Innenohr bei einer starken Welle dauerhaft umknicken und damit ihre Funktion verlieren. „Was da kaputt geht, bleibt kaputt, die Härchen wachsen nicht nach.“ Die Ausfälle summierten sich im Laufe des Lebens und könnten schließlich zu Schwerhörigkeit führen - je früher dieser Prozess beginne, desto mehr Schaden könne letztlich entstehen.
Es droht uns eine Schwerhörigkeitsepidemie
Forscher der Acoustical Society of America berichteten bereits vor einiger Zeit, dass viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene täglich mehrere Stunden Musik hörten, die über den empfohlenen Gesundheitsgrenzwert von 70 Dezibel hinausgingen. Es drohe eine lärmbedingte Schwerhörigkeitsepidemie, wenn die heutigen jungen Generationen die Lebensmitte erreichten, warnten damals Daniel Fink von der Organisation The Quiet Coalition und der Hörspezialist Jan Mayes.
Demnach riskieren laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) rund 1,1 Milliarden junge Menschen Hörschäden, weil sie zu oft zu laut Musik hören. Wenn die ärztliche Versorgung nicht verbessert werde, könnten bis 2050 fast 2,5 Milliarden Menschen mit einer Höreinschränkung leben, schätzt die WHO. Das wäre jeder vierte Erdenbürger.
Hörschäden können zu Demenz führen!
Für Betroffene seien die potenziellen Folgen von Hörschäden gravierend, wie Junge-Hülsing erklärt: Vereinsamung, ein höheres Sturzrisiko und eine etwa vier Jahre früher einsetzende Demenz zählen dazu. „Wer schon früh Hörschäden hatte, ist im Alter gefährdeter“, so der HNO-Mediziner.
Er empfiehlt bei Hörproblemen direkt Hilfen wie ein Hörgerät anzunehmen. Die Technik sei heute so gut, dass auch das gezielte Richtungshören und damit ein Gespräch mit einem Einzelnen in einer Gruppe möglich sei, erklärt Junge-Hülsing. (dpa/jbü)