Mehr als einen Tag Bewusstsein, Loyalität und Solidarität

Weltfrauentag – brauchen wir nicht!

Franca Lehfeldt
Franca Lehfeldt ist für das RTL-Hauptstadtstudio in Berlin im Einsatz.
Franca Lehfeldt

Es gibt diesen einen Tag im Jahr, den 9. Mai – Muttertag. Das Geschenkespektrum dieses Tages umfasst Blumen, Pralinen und Gutscheine. An diesem Tag ist jeder Kind und selbst diejenigen, die kein Präsent verschicken, greifen zumindest zum Hörer. In nicht wenigen Gesprächen fällt der Satz, Muttertag sei nicht nur heute, sondern jeden Tag. Nun Mütter, die diese Ansicht vertreten, sind nicht maßlos oder fordern tägliche eine Packung Mini-Pralinés ein, sie unterstreichen lediglich, dass eine Mutter 365 Tage im Jahr mit Herz, Ohr und Hand im Dienst ist. Es geht also um alltägliche Wertschätzung und die Investition in die wertvollste zwischenmenschliche Beziehung, die es gibt.
Genauso verhält es sich mit dem internationalen Weltfrauentag. Es braucht kein Datum, es braucht Bewusstsein. Wie ein Brennglas hat die Corona-Krise gezeigt, wer die Hauptlast in den Familien trägt – es sind mehrheitlich die Frauen, die sich um Hausaufgaben und Haushalt kümmern, im Job kürzertreten oder alle Kinderkrankentage einsetzen. Ein Umdenken hat eingesetzt, aber bis zu einer erkennbaren Veränderung ist es noch ein weiter Weg.

Sind noch nicht am Ziel

We Fight Together steht auf einem Banner während einer feministischen Kundgebung anlässlich des Frauentags auf dem Bassinplatz in Potsdam, 7. März 2021. Feminist Action Day in Potsdam *** We Fight Together is written on a banner during a feminist rally to mark Womens Day at Bassinplatz in Potsdam, 7 March 2021 Feminist Action Day in Potsdam.
"We Fight Together" steht auf einem Banner während einer feministischen Kundgebung anlässlich des Frauentags in Potsdam.
www.imago-images.de, imago images/Martin Müller, Martin Müller via www.imago-images.de

Auch die westlichen Gesellschaften sind also noch nicht am Ziel, es hat sich in den letzten Jahren jedoch viel verändert. Schaut man sich in den sozialen Netzwerken um, sieht man anlässlich des Weltfrauentages zahlreiche Posts, die um weibliche Karriereperspektiven in Deutschland kreisen. Das ist verständlich, aber gibt es global nicht ganz anderes zu tun? Jeder sollte schauen, was für die Millionen Frauen auf der Welt getan werden kann, die von Selbstbestimmung, demokratischer Teilhabe, einem Beruf oder überhaupt einem Leben frei von Gewalt träumen.

Und nicht zuletzt sollten wir Frauen uns gegenseitig unterstützen, uns vor Eifersüchteleien und Vergleichen bewahren, uns füreinander einsetzen, uns verbünden, uns ehrlich machen. Uns Räuberleitern für Karriereschritte geben, uns protegieren statt sabotieren. Denn noch immer profitieren Männer von wertvollen Seilschaften, während wir Frauen uns bekämpfen. In nicht wenigen Werdegängen sind es nicht die Männer, die Türen zu halten, sondern Frauen. Wandeln wir Lippenbekenntnisse wie „Frauen unterstützen Frauen" oder „female Empowerment" um in unser alltägliches Handeln.

Es braucht keinen Weltfrauentag. Es braucht 365 Tage im Jahr Bewusstsein, Loyalität und Solidarität.