Auch Starbucks reagiert auf britische Dokumentation
Kinderarbeit auf Kaffeeplantagen? Nespresso geht zum Gegenangriff über

Die Kinder sind gerade einmal elf Jahre alt. Auf ihren Schultern schleppen sie Kaffeebohnen in Säcken, die halb so groß sind wie sie selbst. Es sind bedrückende Aufnahmen, die am Montag in der Dokumentation "Dispatches" im britischen Fernsehsender Channel 4 zu sehen waren. Sie belasten die internationalen Marken Nespresso und Starbucks schwer, denn der Kaffee aus Guatemala soll auch an sie geliefert worden sein. Dabei bemühen sich beide Konzerne um ein Saubermann-Image mit klaren Vorgaben gegen Kinderarbeit. Die Kaffee-Riesen sind unter Zugzwang, Nespresso geht bereits zum Gegenangriff über.
Der Vorwurf: Channel 4 weigert sich bei Identifizierung der Farmen
"Kinder vor Ausbeutung zu schützen und sicherzustellen, dass diese lernen können, hat für uns größte Wichtigkeit", sagt Nespresso-Chef Guillaume Le Cunff in einer Videobotschaft. Sein Unternehmen handele unverzüglich, wenn der Verdacht bestehe, dass die Standards nicht erfüllt würden. Dann feuert Le Cunff gegen Channel 4 zurück: "Leider wurde unsere unmittelbare Handlungsfähigkeit durch die Weigerung von Dispatches, Channel 4, uns bei der Identifizierung der betroffenen Farmen zu helfen, stark beeinträchtigt. Das ist sehr besorgniserregend, da es hier um die Sicherheit von Kindern geht", so Le Cunff. Bis die Vorwürfe geklärt seien, werde Nespresso keinen Kaffee von den Plantagen in Guatemala beziehen.
Zentrales Problem: Die Bezahlung
Auch Starbucks reagierte umgehend. Das Unternehmen habe "Null Toleranz für Kinderarbeit in der Zuliefererkette", heißt in einem Statement. Starbucks habe keinen Kaffee von den betreffenden Plantagen bezogen. Dazu verweist Starbucks auf seinen umfangreichen Maßnahmenkatalog und auf überdurchschnittliche Löhne für die Menschen, die auf den Plantagen arbeiten.
Laut der Dokumentation ist die Bezahlung ein zentrales Problem. Kinder arbeiten auf Plantagen, weil die Arbeiter nicht ausreichend bezahlt werden. Den Kindern bleibe nichts anderes übrig, als auf den Plantagen zu schuften, damit ihre Familien genug Geld zum Überleben haben. Hier besteht offensichtlich Klärungsbedarf.