Erfüllt sich der Traum von der NFL?

Kilian Zierer: Die deutsche Hoffnung beim Draft in Kansas City

von Phillip Forstner

Wenn ab dem 28. April in Kansas City der NFL-Draft 2023 stattfinden wird (LIVE bei NITRO und auf RTL+), dann wird ein Deutscher ganz besonders hoffen: Kilian Zierer von den Auburn Tigers ist für die Talente-Auswahl gemeldet und hofft, dass sich am Wochenende bereits sein NFL-Traum erfüllt. Doch wer ist der deutsche Hoffnungsträger eigentlich?

Aus Hohenbrunn in die USA

Am Ende eines harten Trainigstages ist ein groß gewachsener junger Mann sichtlich ausgepowert, als er sich zum Interview verabredet. Kilian Zierer war bis vor kurzem Offensive Tackle für die Auburn Tigers und ist mächtig stolz darauf. Aus Hohenbrunn, einer kleinen Gemeinde in der Nähe von München, wo er geboren und aufgewachsen ist, zog es den freundlichen Hünen in die weite Welt des American Footballs.

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In der Jugend spielte Kilian noch Tight End. Aufgrund seiner Athletik und seiner hohen Beweglichkeit war er für die Allgäu Comets und die Munich Cowboys einfach eine zu wirksame Anspielstation, als dass sie ihn an die Line zum Blocken stellen wollten. Nachdem er sich aber zum Positionswechsel entschied, öffneten sich die Tore Amerikas für Zierer.

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Stipendium tief im Süden

Über den "Recruiting Process", bei dem die besten High-School-Spieler von Colleges umworben werden, wurde der Tackle mit drei von fünf möglichen Sternen bewertet und erhielt Anfragen von vielen namhaften Colleges.

Kilian besuchte die UCLA und wurde von der Florida State umworben, an der bereits Björn Werner spielte. Dann bereiste er den mittleren Westen bis hinunter nach Texas. Dabei stellte er sich für ein Stipendium sogar an der TCU, beim diesjährigen Finalteilnehmer der College-Meisterschaften, vor.

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Doch der Hohenbrunner ging nach Auburn in die stärkste Conference im College-Football. Später wird er sagen, dass er bereits auf dem Heimflug von der Universität in Alabama wusste, er müsse nach Auburn gehen. Bei seinem Besuch lernte er die Trainer und Mitspieler kennen und wurde in die "Southern Hospitality" eingeführt. Es war auch die berühmte Gastfreundschaft im tiefen Süden der USA, die ihn von einer Annahme des Stipendiums überzeugte.

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"Football ist hier eine Religion"

Aus der Nähe von München nach Auburn. Kilian Zierer wird diesen Schritt nie bereuen. Er studiert Pädagogik und findet allmählich seinen Platz im starbesetzten Team der Tigers. Zunächst verdingt er sich als Swing Tackle, indem er als erster Ersatzspieler sowohl auf der linken als auch auf der rechten Seite der Offensive Line spontan eingewechselt wird. In seinem letzten Jahr schafft er dann den Durchbruch und startet die Saison auf Left Tackle.

Dabei sog er die leidenschaftliche Atmosphäre eines College-Samstags im Süden Amerikas mit jeder Faser auf. "Football ist hier eine Religion", sagt er. Er spielt im Iron Bowl gegen den Erzrivalen aus Alabama und vernimmt die "War Eagle"-Gesänge seiner Fans.

Das persönliche Highlight war jedoch der White Out an der Penn State University, als er mit Auburn dort gastierte. Vor fast 110.000 Zuschauern verstand Zierer, wie er später vorgibt, sein eigenes Wort nicht mehr. "Coaching war an diesem Tag nicht möglich. Du hast nichts gehört, so laut war es."

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Vorbild Sebastian Vollmer

Nun verlässt Kilian seine Alma Mater in Auburn und bereitet sich auf seine NFL-Karriere vor. Dafür lässt er sich seit Wochen vom angesehenen Offensive Line Coach Duke Manyweather ausbilden, der ein gutes Dutzend der besten Talente auf dieser Position zu sich nach Texas eingeladen hat. Kilian gehört zu den Auserwählten, was ihm im Bezug auf den anstehenden NFL-Draft nochmal einen gehörigen Schub geben sollte.

Jedes Jahr treffen sich die besten Offensive Tackles der NFL bei Duke zu einem Workshop, wo sie beraten und trainieren, wie sie zukünftig gegen die besten Pass Rusher blocken sollen. Alle Trainer blicken deshalb genau hin, welche Rookies Manyweather zum mehrwöchigen Camp vor dem Draft zu sich einlädt.

Kilian hat sich dort bewährt und hofft nun, irgendwann an den drei Abenden auf der Bühne in Kansas City, Missouri, vor der Union Station seinen Namen zu hören. Selbst wenn es nicht klappt, wird sich der Oberbayer nicht unterkriegen lassen und es über die Trainingslager einzelner NFL Teams versuchen.

Mit einem Augenzwinkern verrät Kilian abschließend noch, dass die Familie seiner Freundin im selben Ort lebt, wie Sebastian Vollmer, über den er sagt: "Er ist auf jeden Fall ein Idol für mich". Da schließt sich doch der Kreis.

Quelle: sport.de