Für Ausflüge nach Sylt und Co.
Keine Spur von Flugscham? In Hamburg ist jeder zehnte Flieger ein Privatjet

30 Privatflugzeuge landen oder starten täglich am Hamburger Flughafen. Das beliebteste Reiseziel? Sylt! Gerade einmal 140 Kilometer Luftlinie entfernt. Dabei ist keine Aktivität so klimaschädlich wie Privatjet zu fliegen.
Einige Flüge dauern weniger als 30 Minuten

459 Mal ging es ganz entspannt im Privatflugzeug im Jahr 2022 aus Hamburg auf die beliebte Insel Sylt oder wieder zurück. Aber auch Mallorca, Berlin, München, Düsseldorf, Zürich, Köln und Bremen sind hoch im Kurs. Zum Teil liegen die Ziele nicht mal 30 Minuten Flugzeit entfernt. Ein Skandal, laut Bürgerschaftsabgeordnetem Stephen Jersch von den LINKEN: „Da wird Urlaub gestaltet von Leuten, die sich das leisten können, denen das Klima egal ist und andere die Klimasparmaßnahmen machen lassen."
Klimaschonender ist sogar das Auto
Keine Aktivität ist so klimaschädlich wie Privatjet zu fliegen: Pro Passagier und Flug fallen bis zu 14 Mal so viele Treibhausgase an, wie in einer Linienmaschine. Und 50 Mal mehr als bei einer Zugfahrt. Auch Jonas Voß vom NABU positioniert sich im Gespräch mit RTL klar gegen die Privatfliegerei: „Wenn es innerhalb von Deutschland ist, dann gibt es auf jeden Fall umweltfreundlichere Alternativen mit der Bahn. Im Grunde genommen wäre vielleicht Autofahren sogar noch klimaschonender. Aber es gibt ein gut ausgebautes Schienennetz.“
Erst kürzlich gab es Widerstand gegen die Privatfliegerei auf Sylt

Der drittgrößte Flughafen Europas in Amsterdam untersagt die Privatfliegerei bereits ab Ende 2025. Auf Sylt kam es Anfang Juni zu Protesten der Letzten Generation gegen die Privatjets. Die Aktivisten beschmierten die Jets mit Farbe.
Trotz Protesten will man bei der Wirtschaftsbehörde in Hamburg an der Luxusfliegerei festhalten. „Für eine große Wirtschaftsmetropole wie Hamburg ist die gute Erreichbarkeit auf ganz unterschiedlichen Wegen zu Land, auf der Schiene, aber auch durch die Luft ein wichtiger Standortfaktor“, betont Martin Helfrich von der Behörde für Wirtschaft und Innovation. Besonders für Geschäftsleute, die viel international unterwegs sind, sei die Privatfliegerei ein wichtiger Faktor im Berufsalltag, sagte er weiter im Gespräch mit RTL.
Auch Luxus-Geschäfte wurden auf Sylt beschmiert
Bieten Privatjets doch Vorteile?
Privatjets können auch andere Vorteile bieten, wie zum Beispiel für Organspenden. Hier geht es um Schnelligkeit, die eben nur per Luftweg gewährleistet werden kann.
Doch es darf ganz stark angezweifelt werden, dass die hunderten Privatflieger, die sich allein im vergangenen Jahr von Hamburg nach Sylt oder zurück aufgemacht haben, wirklich notwendig waren, um Leben zu retten. Zweifelsfrei waren sie aber eines: Ziemlich umweltschädlich.