Kein Tempo 30-Limit für Münchner Bonzen-Bezirk
CSU-Mann nimmt Stellung zu umstrittener SUV-Aussage
Monika Krause
Nicht zum ersten Mal wurde in der Gemeinderatssitzung im Münchner Bezirk Grünwald über die Einführung von Tempo 30-Zonen diskutiert. Einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge soll ein Mitglied das Thema aber geschlossen haben, weil die PS-starken Autos der Anwohner „gar nicht 30 fahren können“. Gibt es also keine Geschwindigkeitsbegrenzung nur den SUV-Fahrern zuliebe? Nein, sagt Gemeinderatsmitglied Thomas Lindbüchl.
Eine der reichsten Gemeinden Deutschlands
Grünwald bei München. Ein Nobelviertel im Süden der Stadt, das mit Klischees behaftet ist, die sich am Ende aber doch immer wieder bestätigen. Wer hier unterwegs ist, muss nicht lange nach großen SUVs oder schnellen Sportwagen suchen. Autos, die „ausgefahren“ werden wollen. Aber auch auf den Straßen Grünwalds? Einige Anwohner wünschen sich mehr Sicherheit vor ihrer Haustür und eine gemächlichere Verkehrslage. Somit lag auch 2023 wieder ein Antrag auf ein Tempo 30-Limit auf dem Tisch des Gemeinderats.
Rechtliche Lage nicht ganz einfach
Über einen solchen Antrag sollte am Dienstag schließlich entschieden werden. Für den Gemeinderat kein Thema, das mal schnell abgehakt ist. Selbstverständlich gibt es auch in der Straßenverkehrsordnung genügend Paragraphen, die Tempo 30-Zonen regeln. So besagt Paragraph 45, dass eine solche Begrenzung nur auf weniger befahrenen Straßen möglich ist. Außerdem gilt in den 30er-Zonen stets rechts vor links, nur in Ausnahmefällen wird die Vorfahrt anders geregelt. Eine Regelung, die den gesamten Verkehr ausbremsen würde, behauptet Thomas Lindbüchl von der CSU. Eine gemeindeweite Tempo 30-Zone ist laut Lindbüchl demnach keine Option.
Über Beschränkungen in einzelnen Straßen könne man reden und dies tue man jedes Jahr aufs Neue, sagt Lindbüchl im Gespräch mit RTL. Ein Großteil der Grünwalder Straßen sei bereits beschränkt.
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Sind die Autos zu groß für Tempo 30?
Um die Diskussion in der Gemeinderatssitzung nach etwa einer Stunde abzuschließen, fügte Lindbüchl noch hinzu, dass die Autofahrer sich eh nicht an die 30 km/h halten würden. „Mit diesen Autos kann man gar nicht 30 fahren“ – ein Satz, der wohl nicht ganz ernst gemeint war.
Als wir den CSU-Mann telefonisch erreichen, um mit ihm über seine Aussage zu sprechen, entfährt ihm ein Schmunzler. Schließlich weiß er schon, um was es thematisch gehen wird. Wir möchten von ihm wissen, was es mit dem Satz auf sich hat und ob er sich damit schützend vor die SUV-Liebhaber stellt. „Im Gegenteil. Ich bin ein Fahrrad-Fan und würde mir wünschen, dass mehr Grünwalder Fahrrad fahren.“
Vielleicht wäre es demnach auch sinnvoller, in der nächsten Sitzung über den Ausbau von Radwegen zu sprechen. Denn je höher die Fußgänger- und Fahrradverkehrsdichte, desto wahrscheinlicher eine Tempo 30-Zone. Zustimmen muss am Ende aber trotzdem die Gemeinde.