Installateure wurden vorher nicht gefragt
Installateur-Obermeister Marc Schmitz über das neue Heizungsgesetz: "Das ist ja gar nicht umsetzbar"
Das neue Heizungsgesetz wurde von der Ampelregierung beschlossen. Die wichtigsten Punkte haben wir im Video zusammengefasst. Doch Installateure wie Obermeister Marc Schmitz wurden offenbar vorher nicht gefragt. Denn die halten das neue Gesetz für überflüssig.
Marc Schmitz im Gespräch mit RTL zum neuen Heizungsgesetz
Was bedeutet für Sie das Aus der Öl und Gasheizungen?
Das plötzliche Aus der Öl und Gasheizungen bedeutet für uns eine Menge Arbeit, ganz viel Beratungstätigkeit. Es setzt uns vor logistische Herausforderungen. Und wir müssen natürlich das Personal ganz schnell umstellen auf die anderen Wärmeerzeuger und auf die neue Situation.
Was kommt da auf Sie zu?
Im Speziellen die Beratungstätigkeit. Die hat wahnsinnig zugenommen. Der Kunde weiß nicht mehr: Öl, Gas, Holz, Wärmepumpe? Was soll er jetzt für einen Wärmeerzeuger einsetzen? Und das ist für uns eine Herausforderung. Hinzu kommt die Lieferproblematik im Moment.
Wie sieht es denn aus mit Öl und Gasheizungen? Wollen Ihre Kunden im Moment noch unbedingt welche haben?
Wir bauen so viele Öl und Gasheizungen derzeit ein wie noch nie zuvor.
Woran liegt das?
Weil die Kunden Angst haben. Das Gas wird verboten, Öl auch. Die Kunden denken, dass es nicht mehr lieferbar ist. Und deswegen wollen die jetzt alle noch schnell Öl und Gasheizungen haben. Weil das Verbot kommt ja nun mal ab 2024. Zwar eingeschränkt, aber es kommt ja, das steht außer Frage.
"Generell halte ich von diesen Abwrackprämien gar nichts. Das ist wie damals beim Auto"
Jetzt gibt es ja diese Abwrackprämie für Altheizungen. Was halten Sie davon?
Also bei der Abwrackprämie jetzt ins Detail zu gehen, würde den Rahmen hier sprengen. Generell halte ich von diesen Abwrackprämien gar nichts. Das ist wie damals beim Auto. Also es nützt ja nichts, eine Prämie zu zahlen, damit ich jetzt auf die Schnelle ein anderes System einsetze, was ich gegebenenfalls wieder nach kurzer Zeit ausbaue. Oder ich nutze Abwrackprämie und setze ein System ein, was unter Umständen gar nicht passt. Also viel mehr Sinn würde es machen, keine Abwrackprämie oder weniger zu zahlen und einen langsamen Übergang zu machen, damit ich Zeit habe, für die Gebäude Nutzerverhalten spezifische Anlagen einzusetzen.
Wie würden Sie sich das als Modell vorstellen? Wie könnte das laufen?
Das könnte so laufen, dass ich die Übergangsfrist länger mache und systemoffener bin im Rahmen der Wärmeerzeuger, als ich jetzt bin und das nicht so reglementiere und keine Verbote ausspreche, sondern eher Möglichkeiten ausspreche. Und dass der Gesetzgeber Möglichkeiten schafft uns als Fachbetriebe die Kunden systemoffen und damit natürlich auch ökologisch beraten zu können. Das ist nicht gegeben.
Inwiefern fühlten Sie sich überhaupt involviert in diesen ganzen Findungsprozess? Haben Sie überhaupt gemerkt, dass Sie da gefragt werden?
Nein. Die Verbände in Deutschland wurden nur eingeschränkt gefragt und insofern wurden wir da auch nicht richtig involviert.
Was hätten Sie sich gewünscht?
Dass die Fachleute, die wissen, wovon sie sprechen, dass die mehr involviert werden. Wir sind jeden Tag draußen, die Betriebe, die Planer. Wir wissen, wovon wir reden, wir wissen, welche Auswirkungen das hat. Es wäre besser, wenn wir da viel mehr involviert worden wären.
Das GEG führt zur einer "riesigen Kostensteigerung für die Kunden"
Was haben Sie denn von einem neuen GEG (Gebäudeenergiegesetz)?
Wir müssen eine Energiewende hinbekommen, das steht alles außer Frage. Aber das GEG jetzt übers Knie zu brechen und in dieser Art und Weise, wie es jetzt auf den Markt kommt, halte ich für einen großen Nachteil und zu einer riesigen Kostensteigerung für den Kunden. Und es ist aus meiner Sicht nicht genau durchgedacht.
Was würden Sie für angebracht halten?
Man hätte das mehr auf den Praxisbezug und den Bürger ausarbeiten sollen. Denn dann hätte man auch, wie man so schön sagt, bürgernahe oder oder praxisnahe Lösungen gefunden. Dann hätte man auch die Preissteigerung nicht in dem Maße.
Halten Sie das für überstürzt?
Ich halte es für überstürzt, weil das ist ja gar nicht umsetzbar. Die Fachkräfte, die Materialien usw., die sind ja gar nicht gegeben. Insofern ist das überstürzt. Man bricht ja jetzt ganz schnell was übers Knie, um bestimmte Werte zu erreichen. Aber ich glaube, wir sind uns einig, dass diese Werte wahrscheinlich trotzdem nicht erreicht werden können. Auch wenn ich 500.000 Wärmepumpen pro Jahr einbaue, werde ich das trotzdem nicht erzielen bis 2030.
In Deutschland fehlen nach Einschätzung des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima zurzeit rund 60 000 Heizungsinstallateure. Diese Zahl ergebe sich, wenn man alle Märkte bedienen und sich nicht nur auf den Einbau von neuen Heizungen konzentrieren wolle, sagte der Hauptgeschäftsführer Helmut Bramann den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.