Milton Keynes in der Nähe von LondonIn England bringen jetzt Roboter das Essen nach Hause

Knapp 90 Kilometer im Nordwesten Londons liegt Milton Keynes. Die Eigenheiten der Stadt? Zahlreiche Kreisverkehre und Betonbauten. Als „seelenlos“ wird der Ort im Landkreis Buckinghamshire oft beschrieben. Dass mittlerweile etliche Roboter durch Milton Keynes fahren und den Bewohnern den Lockdown durch Supermarktlieferungen erleichtern, ist eine echte Überraschung.
Roboter mit eingebauter Diebstahlsicherung
Geschäfte in Milton Keynes können auf 120 elektrische Roboter zugreifen. Die kleinen Gefährte haben sechs Räder und sind in der Lage, sich mithilfe einer Kamera, einem eingebauten Radar, Sensoren und einer Kartensoftware in den Straßen, Fahrrad- und Fußgängerwegen der Stadt zurechtzufinden. Mit einer Geschwindigkeit von etwa sechs km/h zockeln sie durch die Stadt. Kommt jemand auf die Idee, einen Roboter zu stehlen und hebt eins der Gefährte hoch, ertönt eine Sirene und der Dieb wird mit dem Hinweis darauf, dass eine Kamera ihn aufzeichnet, gewarnt. Hinter der Technologie steht die amerikanische Startup-Firma „Starship Technologies“. 2014 wurde sie von den Skype-Gründern ins Leben gerufen.
„Roboter nehmen Stress“
Die zweifache Mutter Kerry Shephard schirmt sich von der Außenwelt ab. Sie leidet an Morbus Krohn, einer chronischen Darmerkrankung. Supermarkteinkäufe und die Lieferung von Essen empfindet die 42-Jährige als stressig: „In Supermärkten beugen sich die Menschen über Dich und lassen keinen Platz. Lieferanten stehen oft sehr nah und reden mit Dir.“ Um das Infektionsrisiko in der Corona-Pandemie möglichst gering zu halten, bestellt sie Obst und Gemüse bei einem unabhängigen Gemüsehändler, der zu 40 Unternehmen gehört, die die Roboter einsetzen.
Kontaktfreie Essenslieferungen – Besonders bei an COVID-Erkrankten nützlich
Auch Dionne Arshad greift auf die Lieferdienste der Roboter zurück. Sie erkrankte an Corona und musste sich mit ihren Kindern zu Hause insolieren. Die Roboter beschreibt sie als Lebensretter: „Wir haben Pizza, Pommes, Nuggets, Eis und Popcorn in nur 20 Minuten nach Hause geliefert bekommen.“
Bequeme, günstige und kontaktfreie Lieferungen
Die Roboter begrüßen ihre Kunden, können sich bei ihnen bedanken und ihnen einen guten Tag wünschen. Im Dezember wurden sie dazu programmiert, „frohe Weihnachten“ wünschen zu können, an Halloween haben sie gruselige Witze erzählt.
Bis zu ihrer Tür oder Einfahrt bekommen die Bewohner von Milton Keynes ihre Bestellungen geliefert. Bequem und günstig, denn pro Lieferung bezahlen sie nur einen Pfund, umgerechnet 1,12 Euro. Einen Aufschlag von fünfzehn Pence müssen sie für Brot oder Milch bezahlen. Für den Betrieb der Roboter in Milton Keynes ist Andy Curtis verantwortlich. Ein normaler Arbeitstag beginnt um 6 Uhr morgens. Nachts werden die Roboter aufgeladen, am frühen Morgen müssen sie desinfiziert werden. Im Anschluss beginnt ihre siebzehn Stunden lange Schicht. Bleibt ein Roboter auf der Fahrt stecken und kann nicht aus der Ferne repariert werden, muss Curtis seine Außendienstmitarbeiter losschicken. In Milton Keynes und Northampton führen die Roboter täglich 1.000 Lieferungen durch. Wenn alles nach Plan geht, sollen in Zukunft auch weitere Städte in Großbritannien von kontaktlosen Lieferungen und den freundlichen kleinen Robotern profitieren.


