Ist das gefährlich?
Im 5. Monat schwanger! Sportlerin stemmt trotzdem 175-Kilo-Gewichte

Sie ist im fünften Monat schwanger und macht trotzdem weiter Leistungssport, nimmt sogar an Wettkämpfen teil. Shirin Kern (24) aus Bremen ist Powerlifterin und stemmt trotz Schwangerschaft 175 Kilo-Hanteln. Aber ist so viel Sport während der Schwangerschaft gesund?
Seit sie 14 Jahre alt ist: Gewichte stemmt sie seit 10 Jahren
Seit ihrem 14. Lebensjahr trainiert die heute 24-jährige Shirin Kern mit Gewichten. Aber auch vorher schon war die Powerlifterin sportlich kaum zu bremsen: „Ich treibe mein Leben lang Sport, habe ein eigenes Pferd seit ich neun bin und reite seit ich drei Jahre alt bin. Im Fitnessstudio trainiere ich seit ich 14 Jahre alt bin“, sagt sie im RTL-Interview. Außerdem habe sie während ihrer Kindheit Leichtathletik gemacht und zwischenzeitlich zwei Jahre lang an der Pole-Dance-Stange trainiert. Es besteht also kein Zweifel: Die Leistungssportlerin ist durchtrainiert. Jetzt ist sie schwanger – bereits im fünften Monat. Und trotzdem geht sie dem Powerlifting weiterhin nach, plant in wenigen Wochen sogar, an einem Wettkampf teilzunehmen und dort weit über 100 Kilo zu stemmen.
"Meine Ärztin hat grünes Licht gegeben"
Zurecht dürften einige diesem Plan kritisch gegenüberstehen. Doch wie Shirin im Gespräch mit RTL sagt, sei alles mit ihrer Ärztin abgesprochen: „Ich habe mich intensiv mit ihr unterhalten und auch in Bezug auf das schwere Training gibt es keine Bedenken ihrerseits, besonders aufgrund der vielen Vorteile, die meine Muskulatur und mein Trainingsstand mit sich bringen.“ Auch aus ihrem privaten Umfeld kriege die 24-Jährige keine Kritik. Zwar würden sich einige mit Ratschlägen und Nachfragen an sie wenden, doch: „Ich begegne diesen mit wissenschaftlichen Fakten und erhalte dadurch durchweg positive Resonanz.“
Wie Shirin, die unter anderem eine Ausbildung zur Sport - und Fitnesskauffrau gemacht hat und Fitnesstrainerin mit einer A-Lizenz ist, erklärt, sei das einzige Risiko, „dass ich durch die schwächeren passiven Strukturen schneller Verletzungen erleiden könnte.“ Dem ungeborenen Baby könne jedoch nichts passieren.
Trotz Schwangerschaft: Shirin Kern sieht nur Vorteile in ihrem Training
Neben den körperlichen Vorteilen, die das Training während der Schwangerschaft mit sich bringe, sei es auch für die mentale Gesundheit von Vorteil. So könne Sport während der Schwangerschaft unter anderem einer Schwangerschaftsdiabetes vorbeugen und durch die Ausschüttung von Glückshormonen depressiven Verstimmungen entgegenwirken, wie die 24-Jährige erklärt.
Doch sie sagt auch: „Wenn Schwangeren gerade im Training schwindelig ist oder sie Schmerzen bekommen, muss das Training abgebrochen werden und nach der Ursache geforscht, sowie der Arzt hinzugezogen werden.“ Auch sei ein übermäßiger Ehrgeiz nicht angebracht, denn der könne zu körperlicher Überlastung führen. Auch sie selbst habe die Belastung ein wenig reduziert und trete im Wettkampf nur noch mit einem Langhantelgewicht von 175 Kilo an – zuvor waren es rund 185 Kilo.
Wichtig ist es der Leistungssportlerin, Schwangeren die Angst vor Bewegung und Sport während Schwangerschaft zu nehmen: „Sei es die Mutter oder die beste Freundin, die die besten und heißesten Ratschläge bereit hält. Leider sind diese oftmals nicht wissenschaftlich belegt oder gar Mythen, sodass die Schwangeren sich schnell extrem schonen und sich nicht mehr trauen ihr erstes Kind, welches sie vorher täglich getragen haben, auf den Arm zu nehmen.“ Dabei sei es viel gefährlicher, sich nicht zu bewegen, wie Shirin Kern im Interview sagt. Denn: Insbesondere nichts mehr zu tun und sich ganz besonders zu schonen, könne sich negativ auf Mutter und Fötus auswirken.
Sie selbst werde jedenfalls bis zum Ende der Schwangerschaft dem Leistungssport nachgehen – jedenfalls so lange es ihr und dem Baby gut ginge. Zwar sei der Wettkampf im April ihr vorerst letzter, doch trainieren will die 24-Jährige so lange es geht.
Dr. Specht: "Sportliche Inaktivität ist gefährlicher als sportliche Aktivität"
Auch Dr. Christoph Specht, Arzt und Medizinjournalist, betont im RTL-Interview: „Sportliche Inaktivität ist gefährlicher als sportliche Aktivität.“ Doch es sei wichtig, einen Mittelweg zu finden, denn: zu viel sei nicht gut, zu wenig sei aber auch nicht gut. Der Experte erklärt, dass Sport während der Schwangerschaft einer Schwangerschaftsdiabetes vorbeugen könne. Optimalerweise habe eine Frau jedoch schon vor und nicht erst während der Schwangerschaft mit dem Training angefangen und somit einen gewissen Leistungsstand erarbeitet.
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Insgesamt müsse man, was Sport während der Schwangerschaft angeht, schauen, in welcher Verfassung die Schwangere ist. Hat eine Frau vor der Schwangerschaft keinerlei Kraftsport gemacht, so sei es besser, mit leichtem Hanteltraining zu starten und das richtige Krafttraining auf nach der Geburt zu verschieben. Handelt es sich jedoch um eine Leistungssportlerin, die große Belastung gewohnt ist, dann sei die Situation eine andere und es spräche nichts dagegen, weiterhin zu trainieren: „Leistungssport kann man in der Schwangerschaft, immerhin in den Monaten eins bis sechs, noch ganz gut machen.“ Doch auch in diesem Fall rät der Experte: „Auch dann sollte nicht unbedingt die Bestleistung abgerufen werden.“ Es spräche nichts gegen ein Fortführen von leichtem Training – doch die Entscheidung, ob Höchstleistungen auf Wettkämpfen abgerufen werden sollten, müsse im Einzelfall getroffen werden.