Sieg im Bundesliga-Nachholspiel gegen Freiburg
Hertha BSC schießt sich aus den Abstiegsrängen

Was für ein Befreiungsschlag: Hertha-Coach Pal Dardais Risikobereitschaft im zweiten Spiel nach der Corona-Zwangspause wurde belohnt. Drei Tage nach dem Remis gegen Mainz rotierte Dardai auf neuen Positionen und landete den nächsten Big Point im Abstiegskampf. Mit 3:0 (2:0) gewannen die Berliner das Nachholmatch des 30. Spieltags gegen den SC Freiburg. Im prallen Restprogramm müssen sie aber womöglich auf einen ganz wichtigen Akteur verzichten.
Dardais Top-oder-Flop-Plan geht auf
Krzysztof Piatek (13.), Peter Pekarik (22.) und Nemanja Radonjic (85.) erzielten die Tore, dank derer die Herthaner vom 17. auf den 14. Platz kletterten und den Gästen mit der vierten Auswärtspleite nacheinander die Resthoffnung auf Europa raubten.
„Ich bin hochzufrieden. Das sind drei hochverdiente Punkte. In der Mannschaft wächst etwas zusammen. So schaffen wir das“, sagte Dardai nach der Partie im Streamingdienst DAZN. Vor dem Anpfiff hatte der Freiburg mit einer Rekord-Rotation überrascht: Der Hertha-Coach tauschte bis auf Torwart Alexander Schwolow und Antreiber Mattéo Guendouzi seine Mannschaft fast komplett aus im Vergleich zum Punktgewinn in Mainz - dem ersten von insgesamt drei Nachholspielen.
„Das ist nicht so schlimm. Es ist auch so eine gute Aufstellung“, sagte Dardai mit einem verschmitzten Grinsen bevor es losging im leeren Olympiastadion. Der 45 Jahre alte Ungar wollte muskuläre Probleme bei seinen Profis vorbeugen, verzichtete daher auf einige renommierte Stammkräfte. Top oder Flop - der Plan ging auf.
Erster Torschuss - erster Treffer
„Schlussendlich gehst du mit so einer Klatsche nach Hause. Wir hatten sie anders erwartet“, musste Freiburgs Kapitän Christian Günter eingestehen. „Das ist aber kein Grund, dass es so lief.“ Tatsächlich übernahmen die Breisgauer zunächst die Ballhoheit, Gefahr ging von ihnen aber kaum aus. Einmal musste Schwolow einschreiten, ansonsten blieb die Mannschaft von Trainer Christian Streich harmlos.
Die auch taktisch mit einer Vierer-Abwehrkette neu formierte Hertha-Elf gewann dagegen mit jeder Minute an Sicherheit, spielte zunächst eher achtsam anstatt riskant. Als Jordan Torunarigha in der 13. Minute aus etwa 20 Metern abzog war das der erste Torschuss, Florian Müller konnte im SC-Tor nur abklatschen, Piatek war per Abstauber zur Stelle.
Verletzung von Guendouzi trübt den Berliner Stimmung
Den Berlinern war die Unruhe durch den Rassismus-Eklat um Jens Lehmann und dessen Abberufung als Aufsichtsratsmitglied der Profiabteilung rein gar nicht anzumerken, sie machten effizient weiter: Zweite Chance, zweites Tor. Diesmal setzte sich Nemanja Radonjic auf der linken Angriffsseite durch und flankte in die Mitte – Pekarik musste nur noch einnicken.
„Das war schon ein souveräner Auftritt“, lobte Berlins Sportdirektor Arne Friedrich in der Pause bei DAZN. Neun Wechsel seien schon „ein Brett“. Überschattet wurde der Auftritt der Herthaner durch die Verletzung von Guendouzi. Der vom FC Arsenal ausgeliehende Mittelfeldspieler musste in der 39. Minute ausgewechselt werden. Der Verdacht: Mittelfußbruch. Für ihn kam Sami Khedira. Der Weltmeister von 2014 musste am Ende dann aber auch frühzeitig vom Feld, wegen einer Verhärtung in der Wadenmuskulatur, wie Dardai erklärte.
Radonjic setzt mit seinem ersten Bundesligatreffer den Schlusspunkt
Freiburg drängte nach dem Seitenwechsel etwas mehr, die besseren Chance hatten aber die Berliner, vor allem durch Matheus Cunha. In der 70 Minute verfehlte er das Tor aus 13 Meter nur knapp, drei Minuten später war der Pfosten im Wege. Bis auf den Schuss des eingewechselten Nils Petersen (74.) kam von den Gästen in der Schlussphase nichts mehr. Die letzte Aktion hatte Hertha durch Radonjic, der seinen Sololauf mit seinem ersten Bundesligatreffer krönte.