Hamburgs hartes Hundegesetz

Nach 9 Jahren im Tierheim: Pitbulldame Gina hat endlich ein neues Zuhause

Nach 9 Jahren im Tierheim.
Pitbulldame Gina hat ein neues Zuhause
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Freunde nennen sie "Clown"

Ganze neun Jahre musste Hündin Gina warten bis sie endlich adoptiert wurde, denn Gina ist ein sogenannter "Listenhund", also ein Hund der per Gesetz als potentiell gefährlich eingestuft wird – auch wenn er das vielleicht gar nicht ist. Das ist oft ein riesiges Problem - auch für andere Hunde im Tierheim. Pitbulldame Gina hat Glück gehabt: sie hat das Herz von Adoptivmama Ann-Kathrin Würtz erobert. Seit zehn Wochen ist sie im schleswig-holsteinischen Niehwold im Kreis Storman Zuhause: "Freunde nennen sie „Clown“ wegen ihres Gesichtes. Und das ist sie auch, sie ist einfach ein lustiger Vogel, eine Nette. Ich kann überhaupt nicht verstehen, dass sie solange da gehockt hat", so Ann-Kathrin Würtz.

Gina war 9 Jahre im Tierheim

Listenhunde sind schwer zu vermitteln
Gina fühlt sich wohl bei ihrer neuen Besitzerin.
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In Box 17 des Hamburger Tierheims Süderstrasse hat die 11-jährige Hündin bisher ihr Leben verbracht. Behörden hatten sie ihrem vorigen Halter weggenommen. Als Langzeitgast stellt Gina einen traurigen Rekord auf: Sie hat unfassbare 9 Jahre auf ein neues Zuhause gewartet. Ann-Kathrin Würtz hatte sie schon länger im Blick: "Da habe ich halt gesehen, dass sie immer noch da war und da habe ich einen gehörigen Schrecken bekommen und gesagt: Das kann nicht sein! Ich habe den Kontakt zum Tierheim aufgenommen, sie kennengelernt, und dann habe ich sie mitgenommen."

So hart ist Hamburgs Hundegesetz

In Hamburg gelten strenge Gesetze!
Gina war als Listenhund schwer zu vermitteln
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Hamburg hat Deutschlands strengstes Hundegesetz: Die Haltung von Listenhunden ist komplett verboten. Das Dilemma: Entweder sterben die Hunde im Tierheim oder müssen in ein anderes Bundesland, bestätigt Tierärztin Dr. Urte Inkmann: "Das heißt wir müssen sie nach Schleswig-Holstein, Niedersachsen oder in irgendein Bundesland vermitteln, in dem sie auch gehalten werden dürfen. Wir bekommen ganz viele sichergestellte Listenhunde, aber dürfen sie nicht rausgeben, das ist unser Problem.“ In Nachbarbundesländern werden die Rassen nicht vorverurteilt - sie gelten erst als gefährlich, wenn sie auffällig geworden sind. Die Stadt Hamburg hält laut Behörde für Justiz und Verbraucherschutz aber an ihrer Regelung fest: "In den Beißstatistiken zeigt sich, dass ein Rückgang der Beißvorfälle insgesamt in Hamburg zu verzeichnen ist. Der Rückgang der Vorfälle ist ein Zeichen dafür, dass die Gesetzgebung inzwischen nicht nur etabliert ist, sondern auch akzeptiert wird. Ein Änderungsbedarf wird daher nicht gesehen."

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140 Hunde warten im Hamburger Tierheim auf eine Vermittlung

Derzeit warten im Hamburger Tierheim 140 Vierbeiner auf eine Vermittlung. 23% von ihnen sind Listenhunde. Sie warten deutlich länger. Umso schöner war die Nachricht für Ginas ehemalige Pflegerin Marie Unland: "Ja, das war erst irgendwie nicht richtig zu glauben und das war auch am nächsten Tag ganz komisch, als ihr Zwinger hier am nächsten Tag ganz leer war, weil Gina auch immer die erste war, die man so gefüttert hat in der Halle und auf einmal ist Gina nicht mehr da"

"Entweder sind sie blutrünstig oder herzensgut!"

Hier wird sie erzogen!
In der Hundeschule lernt Gina Nähe auszuhalten.
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Doch Gina geht es gut: Inzwischen nimmt die alte Dame in der Hundeschule Grundlagentraining, wie es sonst nur Welpen bekommen. Sie muss lernen Nähe auszuhalten und Verantwortung abzugeben, so Hundetrainer Jan Drews: "Es gibt ja in der Hundehalterszene diese Meinung: Entweder sind sie alle tollwütige, blutrünstige Monster und auf der anderen Seite sind alle herzensgute kleine Engel. Und es gibt solche und solche. Ich schau mir die Persönlichkeit des Hundes an, das ist wichtig. Und Hunde sind genauso vielfältig, was die Persönlichkeit angeht, wie Menschen meiner Meinung nach"
Ann-Kathrin Würtz hat Erfahrung mit Listenhunden, ist sich ihrer Verantwortung aber bewusst.
"Vier Augen sehen mehr als zwei! Und auch gute Tennisspieler haben einen Trainer.“ (kst)