Mutter: "Ich fühle mich allein gelassen"
Kein Geld für die Beerdigung: Babyleiche liegt seit fast acht Wochen in Klinik-Kühlfach

Das Babyglück eines Paares aus Hannover währt nur kurz: Drei Wochen nach der Geburt stirbt das kleine Mädchen. Das allein ist wohl das Schrecklichste, was Eltern passieren kann. Doch damit nicht genug: Weil sich das Paar die Beerdigung nicht leisten kann, können sie nicht richtig Abschied nehmen – und das seit Wochen.
Baby stirbt in den Armen des Vaters
Die junge Mutter aus Hannover möchte anonym bleiben, sagt sie im RTL-Interview. Ihr Baby kam als Frühchen zur Welt. Das Mädchen verstarb drei Wochen nach der Geburt im Krankenhaus, es hatte Komplikationen gegeben. “Sie starb in den Armen ihres Vaters. Das Gefühl ist nicht in Worte zu fassen.“ Einen Tag später wurde ihre Leiche in die Medizinische Hochschule Hannover gebracht. Fast acht Wochen liegt die Babyleiche jetzt schon dort im Kühlfach, weil die Eltern nicht genug Geld für die Beerdigung haben. „Wir haben ja auch gerade erst alles vorbereitet für das Kind“, sagt die junge Frau.
Situation für Mutter kaum auszuhalten
Wenn Eltern nicht für die Bestattung ihres Kindes aufkommen können, hilft in der Regel das Sozialamt. Die Beerdigung soll Bestatter Sven Friedrich Cordes aus Hannover übernehmen. Im RTL-Interview sagt er: „Wir bestatten viele Sternenkinder. Das ist für uns eine Herzensangelegenheit, die trauernden Eltern auch zu begleiten.“ Er weiß, wie wichtig eine zeitnahe Bestattung ist: „Das ist das Wichtigste überhaupt, dass die Eltern den Tod des Kindes begreifen können.“ Aber wenn das Sozialamt in Hannover für die Kosten aufkommen soll, kann es lange dauern: „Es dauert regelmäßig bis zu zwölf Monaten“, sagt Cordes. Für die junge Mutter eine belastende Situation: „Dass ein Sternchen noch da liegen muss, wochen- oder monatelang, das ist unzumutbar.“
Bestatter sollen Kostenrisiko tragen
Sven Friedrich Cordes versucht, die Familie so gut es geht bei den bürokratischen Hürden zu unterstützen: „Wir würden gerne helfen und unterstützen. Aber es ist so, dass das Sozialamt das Risiko auf die Bestatter überträgt, wenn nicht bezahlt werden kann. Deshalb geht im Raum Hannover kein Bestatter mehr in Vorleistung.“ Es komme immer wieder vor, dass die Kostenübernahme abgelehnt werden. „Aktuell schieben wir einen Betrag von mehr als 10.000 Euro vor uns her“, sagt Cordes.
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Sozialamt verlangt für Kostenübernahme zahlreiche Nachweise
In mehr als 250 Fällen hat die Stadt Hannover im vergangenen Jahr Bestattungen ganz oder teilweise bezahlt. Das Sozialamt müsse vor jeder Kostenübernahme klären, ob überhaupt Anspruch bestehe, erklärt Stadtsprecherin Christina Merzbach. Dazu werden jedoch die vollständigen Antragsunterlagen von den Eltern des verstorbenen Babys benötigt. Das Sozialamt verlangt dafür Einkommensnachweise wie Verdienstabrechnungen, Sparbücher, Steuererklärungen und Geldanlagen. „Anschließend wird geprüft, ob Nachlassvermögen oder Versicherungen vorhanden sind, welche vorrangig zur Begleichung von Bestattungskosten eingesetzt werden können“, erklärt Merzbach.
Kostenübernahme des Sozialamtes kann Monate dauern
„Ein Antrag auf Bestattungskosten kann bei einfachen Sachverhalten unter einem Monat beschieden werden“, erklärt die Stadtsprecherin weiter. Vorausgesetzt, alle notwendigen Unterlagen werden zeitnah eingereicht. Sofern komplexere Sachverhalte vorliegen, kann sich die Bearbeitungszeit aber auch auf mehrere Monate ausweiten.
Für die Eltern des verstorbenen Babys ein Albtraum. Doch es gibt einen Lichtblick in ihrer Trauer: Anfang der kommenden Woche könnte das Baby bestattet werden, sagt Sven Friedrich Cordes. Darauf hoffen die Eltern ganz besonders. Und sie hoffen auch, dass das Sozialamt tatsächlich die Kosten übernimmt. Das ist aber noch offen. Bis zu einer positiven Antwort könnte es noch Monate dauern.