Vor Platzierungsspiel gegen Ägypten
Handball-Legende Schwarzer: Das muss sich im deutschen Handball ändern
von Thomas Lipke
Wo steht der deutsche Handball?
Heute geht’s um 15.30 Uhr für das Team von Trainer Alfred Gislason (63) bei der Handball-WM gegen Ägypten mit den Platzierungsspielen weiter. Doch wie geht es nach der WM weiter? In einem Jahr startet die Heim-EM in Düsseldorf. Für RTL wagt Handball-Legende Christian „Blacky“ Schwarzer (53) einen Ausblick und sagt, was sich im deutschen Handball ändern muss.
"Dichter an die Weltspitze"
2007 wurde Schwarzer unter Trainer Heiner Brand sensationell Weltmeister, war Leistungsträger. Bei der diesjährigen WM geht’s für das DHB-Team jetzt „nur“ noch um Platz 5. Schwarzer: „Dieser fünfte Platz wäre schon wichtig, um eine gute Ausgangslage für Olympia zu schaffen. Zugleich waren die Einschaltquoten bisher sehr gut. Deshalb wünsche ich dieser jungen Mannschaft, die noch in der Entwicklung ist, dass sie diesen fünften Platz holt, um auch zu zeigen, dass man dicht an der Weltspitze dran ist.“
Junge Spieler schneller in die Bundesliga
Dichter an Teams wie zum Beispiel Viertelfinal-Gegner Frankreich oder auch Norwegen. Und das beginnt bereits in der Nachwuchsarbeit. Denn auffällig: Während Deutschland von der Bank nicht mehr die gleiche Qualität bringen konnte, beeindruckten die Franzosen vor allem mit der Breite des Kaders. Schwarzer: „Wir haben in Deutschland eine sehr gute Nachwuchsarbeit, die allerdings ganz anders gesteuert ist, als in Frankreich. Bei den Franzosen wird die Nachwuchsarbeit staatlich gefördert – bei uns läuft alles über Vereine oder Unternehmen. Bei uns ist es eher ein Problem, dass wir unsere jungen Spieler nicht so schnell in die Bundesliga kriegen. Wir haben die stärkste Liga der Welt. Da ist es für Nachwuchsspieler schwierig schnell Fuß zu fassen.“
Was auch daran liegt, dass die deutsche Liga von vielen internationalen Weltklasse-Spielerin geprägt wird. „Das ist auch logisch, wenn du um Titel in der Champions League mitspielen willst, dann brauchst du die besten Spieler. Doch muss man die Frage stellen, ob es sinnvoll ist, dass an Platz 15 oder 16 im Kader immer noch hoch bezahlte Spieler stehen. Da könnte man auch jungen Nachwuchsspielern aus den eigenen Reihen eine Chance geben, sich zu entwickeln.“
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So kommen wir im nächsten Jahr unter die Top 4
In einem Jahr findet in Deutschland die Handball-EM im eigenen Land statt. 2007 wurde das DHB-Team sensationell Weltmeister, begeisterte ganz Deutschland. „Das war ein wahnsinniges Gefühl damals – nicht in Worte zu fassen. Und gerade wenn es nicht so gut läuft, helfen einem die Zuschauer natürlich. Zugleich glaube ich, dass sich die Mannschaft in einem Jahr noch mal weiterentwickelt hat, da sind die Chancen noch mal um einiges besser.“
Das Eröffnungsspiel in der Düsseldorfer Arena soll zum Rekordspiel werden – 30 000 Karten sind jetzt schon verkauft. Der Saarländer erinnert sich: „Ich habe einmal mit Lemgo auf der Arena von Schalke vor so einer Kulisse gespielt, das ist atemberaubend. Rekorde sind da, um gebrochen zu werden.“
Schwarzer macht Mut: „Wir haben gerade wieder einen Boo, den wir mitnehmen müssen. Leere Hallen wird es in Deutschland nicht geben. Und kadertechnisch haben wir mit Lukas Mertens zum Beispiel einen super Linksaußen, ein tolles Torwartgespann und junge Spieler, die sich im nächsten Jahr noch mal weiterentwickelt haben.“
Doch zuerst muss die WM versöhnlich zu Ende gespielt werden...