Einschulungen beginnen nach Märzferien
Hamburg erwartet Tausende neue Schüler aus Ukraine

Unter dem Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine sind vor allem auch viele Kinder unter der Leidtragenden. Tausende Kinder und Jugendliche sind mit ihren Familien aus dem Kriegsgebiet nach Deutschland geflüchtet. Entsprechend erwartet die Hamburger Schulbehörde Tausende neue Schüler und Schülerinnen aus der Ukraine. Momentan sind Märzferien, doch wenn die Schule am Montag (21. März) wieder anfängt, sollen auch viele der ukrainischen Kinder eingeschult werden.
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"Für alle geflüchteten Kinder besteht Schulpflicht"
„Wir gehen zurzeit davon aus, dass es sich bei rund einem Viertel aller geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer um Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter handelt“, sagte eine Sprecherin der Schulbehörde der Deutschen Presse-Agentur. Der größte Teil davon, etwa 80 Prozent, werde an den allgemeinbildenden Schulen unterrichtet werden, rund 20 Prozent an den berufsbildenden Schulen. Nach Angaben der Innenbehörde sind seit dem völkerrechtswidrigen Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine etwa 14 000 Kriegsflüchtlinge nach Hamburg gekommen. Gut 7000 seien bereits in der zentralen Erstaufnahme vollständig registriert worden, wodurch die Daten der Kinder und Jugendlichen auch bei der Schulbehörde landeten. „Für alle geflüchteten Kinder besteht Schulpflicht“, betonte die Sprecherin.
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Mehr als 500 Vorbereitungsklassen in Hamburg
Deren Sorgeberechtigte sollen sich daher beim Schulinformationszentrum melden, um einschätzen zu können, in welche Jahrgangsstufe und welche Schule das Kind kommen soll. „Wir wollen gut vorbereitet sein und wenigstens so viele Flüchtlingskinder in den Schulen aufnehmen können wie auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle 2015/16“, sagte die Sprecherin. Damals gab es den Angaben zufolge an Hamburgs Schulen 525 sogenannte internationale Vorbereitungsklassen und Basisklassen. Derzeit seien es noch 225. „Geplant ist, in den nächsten Wochen weitere 300 Vorbereitungsklassen einzurichten.“ Zum Schulstart nach den Ferien am Montag sollen 107 zusätzliche Vorbereitungsklassen an 41 Standorten startklar sein. Insgesamt gibt es in Hamburg etwa 470 allgemein- und berufsbildende Schulen mit rund 254 000 Schülerinnen und Schülern.
Ukrainische Lehrkräfte werden dringend gesucht
Um ausreichend Lehrkräfte für die zusätzlichen Schülerinnen und Schüler zu finden, seien bereits ehemalige Lehrkräfte sowie Lehrkräfte mit guten Deutschkenntnissen angeschrieben worden, deren Lehramt bisher noch nicht in Hamburg anerkannt worden sei. „Für den Unterricht geflüchteter Schülerinnen und Schüler, den herkunftssprachlichen Unterricht, Übersetzungstätigkeiten und zur Abnahme von Prüfungen werden auch ukrainische Lehrkräfte gesucht“, sagte die Sprecherin.
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Der Krisenstab der Schulbehörde habe den Ukrainischen Hilfsstab als Vertretung der Gemeinschaft bereits gebeten, dass sich ukrainische Deutschlehrkräfte, die in Hamburg ankommen und registriert werden, direkt bei der Behörde melden. Die Sprecherin der Schulbehörde sagte: „Kinder der ersten und zweiten Klasse werden direkt in die Regelklassen aufgenommen und lernen zusammen mit Hamburger Kindern das lateinische Alphabet und Deutsch.“ Zusätzlich würden sie in Deutsch besonders gefördert.

Es fehlen Schulpsychologen, Gesundheitsfachkräfte und Sozialarbeiter an Schulen
Ältere Kinder kämen in Internationale Vorbereitungsklassen, in denen sie zunächst Deutsch lernen und später weitere Schulfächer. Nach spätestens einem Jahr sollen sie in die Regelklasse wechseln. Die Lehrergewerkschaft GEW sprach von einer großen Herausforderung. „Wir erwarten von der Schulbehörde eine gleichmäßige Verteilung der geflüchteten Kinder und Jugendlichen auf alle Stadtteile sowie eine gleichmäßige Verteilung auf alle Schulen, auch auf die Gymnasien, sicherzustellen“, sagte Hamburgs GEW-Vorsitzender Sven Quiring.
Auch würden unbedingt zusätzliche Fachkräfte gebraucht, insbesondere im Bereich Schulsozialarbeit und -psychologie sowie für die Sprachbildung. „Denn sowohl Expertise für Traumata als auch Lehrkräfte für «Deutsch als Zweitsprache» sowie herkunftssprachliche Fachkräfte werden nun verstärkt benötigt“, sagte Quiring. Die Elternkammer Hamburg begrüßte es, dass die Schulbehörde bereits Informationen in ukrainischer Sprache vorhalte. Auch sie wies aber darauf hin, dass schon jetzt Schulpsychologen, Gesundheitsfachkräfte und Sozialarbeiter an den Schulen fehlten. Gleichwohl sei die Elternkammer guten Mutes, dass die Lehrerkräfte und alle Schulbeteiligten „alles in die Wege leiten, um allen Kindern den bestmöglichen Start ins Schulsystem zu erleichtern“, sagte die Elternkammer-Vorsitzende Alexandra Fragopoulos. (dpa/agi)