Selbstexperiment ohne Friseur
Tape-in-Extensions zu Hause kleben: Ist das eine gute Idee?
von Isabel Michael
Lange, voluminöse Haare: Für viele Frauen lässt sich dieser Traum nur mit Extensions verwirklichen. Tape-in-Extensions gehören dabei zu den beliebtesten Varianten. Allerdings sind die in der Regel sehr teuer, wenn sie professionell eingesetzt werden. Günstiger geht es zuhause. Doch ist das auch empfehlenswert? Ich habe es ausprobiert.
Tape-in-Extensions: Ein teurer Spaß
Tape-in-Extensions sind eine einfache Variante, den eigenen Haaren sofort mehr Volumen und Länge zu verleihen. Der Vorteil dabei ist, dass sie auch für dünne Haare sehr gut geeignet sind. Die Verlängerungen werden mithilfe eines Klebestreifens an den eigenen Haaren befestigt. Man verwendet dann immer zwei Tapes pro Haarsträhne, die wie ein Sandwich aufeinander geklebt werden. Das geschieht direkt am Haaransatz, damit die Tape-in-Extensions auch eine Weile halten – normalerweise circa sechs bis acht Wochen. Dann müssen sie mithilfe eines Lösungsmittels entfernt und wieder neu angebracht werden. Nach dem Einsetzen verblendet der Friseur üblicherweise die Extensions mit den eigenen Haaren.
Das professionelle Einsetzen und Styling beim Friseur kann schon einmal bis zu 200 Euro kosten. Will man die Extensions dauerhaft tragen, fallen diese Kosten natürlich alle paar Wochen an. Nicht enthalten sind hier die Kosten für das Material: Bei großen Anbietern kosten 50 cm lange Extensions für eine komplette Haarverlängerung in der Regel 150 bis zu 300 Euro. Günstig ist der Spaß also in der Regel nicht – es sei denn, man macht alles selbst und setzt auf möglichst günstige Extensions, die dennoch gut ausschauen. Genau das habe ich ausprobiert.
Das Selbstexperiment: Tape-in-Extensions für unter 200 Euro
Ich hatte durch Schilddrüsenprobleme und eine Corona-Infektion circa ein halbes Jahr starken Haarausfall. Die Hälfte meiner Haare sind ausgefallen – extrem ärgerlich, da ich sowieso schon eher dünne Haare habe. Mir ging es also vorrangig darum, durch die Tape-in-Extensions mehr Volumen zu bekommen. Weiterhin muss man sie nicht ständig herausnehmen, so wie das bei Clip-in-Extensions der Fall ist.
Als Sparfüchsin begab ich mich nun auf eine (sehr lange) Suche nach geeigneten Tape-in-Extensions. Es sollten natürlich echte Haare sein, die aber trotzdem relativ günstig sind. Wegen der vielen guten Rezensionen und des Rabattes habe ich mich schließlich für die Tape-in-Extensions von Easyouth* in der Farbe „ Brown Mix Aschbraun und Mittelblond“ entschieden. Diese passte perfekt zu meinem Balayage-Blond. Insgesamt bestellte ich drei Packungen (20 Tapes pro Packung) in einer Länge von 45,72cm. Gezahlt habe ich insgesamt 190,01 Euro unter der Verwendung von Rabatt-Coupons bei Amazon.
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Das Einsetzen der Extensions
Für das richtige Einsetzen nimmt man sich idealerweise eine zweite Person hinzu. Ich hatte bei YouTube allerdings ein Tutorial zum eigenständigen Einsetzen gefunden, sodass ich mich das Ganze alleine getraut habe – mit zwei großen Spiegeln, einem Stielkamm und viel Geduld.
Empfehlen würde ich das alleinige Einsetzen aber nicht, weil ich trotz des zweiten Spiegels oft nicht richtig gesehen habe, wo ich das jeweilige Tape am Hinterkopf hinkleben muss. Demzufolge lagen die Tapes dann manchmal nicht exakt aufeinander. Das kann dazu führen, dass andere Haare unfreiwillig mit eingeklebt werden. Es droht dann im schlimmsten Fall Haarbruch. Nun war ich aber schon dabei und habe das dann auch durchgezogen. Am Ende waren noch ein paar Extensions übrig, die ich dann je nach Bedarf weiter in meine Haare eingeklebt hatte, um die Übergänge bestmöglich zu verstecken. Einen Anpassungsschnitt danach habe ich nicht vorgenommen.
Insgesamt war ich relativ zufrieden mit dem Ergebnis, allerdings hatte ich danach drei Nächte lang nachts Kopfhautschmerzen. Ich vermute, dass ich die Extensions doch zu nah an der Kopfhaut eingesetzt hatte, obwohl ich dachte, genügend Abstand gelassen zu haben. Der soll ungefähr zwei bis drei Millimeter betragen.
Die Tragezeit
Nach dem Einsetzen soll man die Haare erst einmal vier Tage nicht waschen, damit der Kleber der Tape-in-Extensions so gut hält, dass die Extensions nicht herausfallen. Beim Haarewaschen ist außerdem darauf zu achten, dass in dem Produkt kein Alkohol, Silikon oder Keratin enthalten ist. Dadurch können sich die Extensions schneller aus den Haaren lösen. Ich habe mich ehrlicherweise jedoch nicht an diese Regel gehalten, da ich einfach meine Haarpflegeprodukte wie gewohnt weiter verwendet habe. Das hat auch sehr gut geklappt. In der gesamten Zeit habe ich nur eine Tape-in-Strähne verloren. Ansonsten hielten die Tape-in-Extensions bombenfest. Ich konnte alle Frisuren, die ich mochte, problemlos mit den Extensions machen – ob glatt, wellig oder lockig. Auch einen Zopf zu binden war überhaupt kein Problem.
Allerdings haben Extensions meiner Meinung nach viel mehr Pflege nötig als die eigenen Haare. Damit meine einigermaßen schön aussahen, musste ich jede Haarwäsche eine hochwertige Intensivkur (kein Drogerieprodukt, das bringt nichts!) mindestens zehn Minuten lang einwirken lassen. Anschließend habe ich einen Conditioner drei Minuten einziehen lassen. Vor dem Föhnen folgten dann noch ein Haaröl sowie ein Leave-in-Conditioner. Auch den Hitzeschutz* habe ich natürlich nicht vergessen. Vergaß ich diese Prozedur einmal oder war ich zu faul dafür, wirkten die Haare leider nur strohig und gar nicht schön. Nur gelockt sahen sie dann einigermaßen okay aus. Gestylt habe ich meine Haare während der gesamten Zeit mit dem Airwrap Multi-Haarstyler von Dyson*.
Sieht man die Ansätze im Alltag?
Nun aber die wichtigste Frage: Hat man die Tapes gesehen? Natürlich wussten die Leute in meinem Umfeld, dass ich Extensions trage, schon alleine, weil ich vorher viel kürzere Haare hatte. Da meine Haare sehr dünn sind, sah man leider auch manchmal zwei Tapes am Oberkopf. Ein Friseur hätte das sicherlich noch viel besser mit den eigenen Haaren verblenden können. Allerdings ist es sonst keinem aufgefallen. Einer Kollegin sagte ich, dass ich Tape-in-Extensions trage und sie war sehr überrascht, weil sie dachte, es wären meine echten Haare.
Das Entfernen der Extensions
Nach genau acht Wochen habe ich die Extensions mithilfe eines Tape-Lösers, den ich im Internet bestellt hatte, wieder entfernt. Dieser wird auf die jeweiligen Tapes aufgetragen. Nach einer Einwirkzeit von ein paar Minuten sollen sich die Tape-in-Extensions problemlos von den Haaren lösen lassen. Doch leider war das bei mir nicht der Fall: Insgesamt dauerte es dreieinhalb Stunden und ich habe dabei sehr viele Haare verloren. Zwar soll Haarverlust beim Entfernen der Extensions normal sein, da wir Menschen jeden Tag bis zu 100 Haare verlieren und die Haare in der Zeit festgeklebt waren. Allerdings kam er mir schon sehr stark vor.
Außerdem befanden sich nach dem Herausnehmen der Tape-in-Extensions immer noch etliche Kleberreste in den Haaren, die ich auch noch Tage später nur unter viel Geduld mithilfe des Tape-Lösers herauskämmen konnte. Auch hier gingen wieder viele Haare verloren. Für mein Gefühl zu viele, doch da es das erste Mal für mich war, kann ich leider nicht abschließend sagen, ob das „normal“ ist oder eben doch nicht.
Möchte man Tape-in-Extensions noch einmal verwenden, muss man den alten Kleber entfernen und einen Ersatzklebestreifen anbringen. Dann sind sie wieder einsatzbereit.
Friseurin warnt vorm Selbermachen der Tape-in-Extensions
Natürlich war ich auch sehr an einer Expertenmeinung zu meinem Experiment interessiert. Die Friseurin Dana Aleen Briehn aus Wermelskirchen warnt im Gespräch mit mir eindeutig davor, Tape-in-Extensions selbst einzukleben und herauszulösen: „Ich würde das auf keinen Fall selber machen. Du arbeitest mit Kleber. Das ist sehr gefährlich. Da brauchst du einen guten Kleber, der sich wieder lösen lässt. Wenn du die Tapes herausmachst, sollte das innerhalb von 30 bis 45 Minuten passieren, ohne, dass übermäßig viele Haare verloren gehen. Natürlich bleiben Haare hängen, aber das sind Haare, die sich sowieso gelockert haben. Wenn man durchkämmt und extrem viele Haare dabei hängenbleiben, hat man auf jeden Fall etwas falsch gemacht hat. Außerdem müssen die Tape-Sandwiches natürlich auch sehr sauber zusammen geklebt werden. Das gelingt vielen oftmals nicht.“
Ihrer Meinung nach lag also mein Problem beim Herausnehmen der Tape-Extensions an der schlechten Qualität des Klebers: „Ein schlechter Kleber reißt die Haare heraus“, betont sie. Briehn hat selbst lange nach einem guten Kleber für Tape-in-Extensions gesucht.
Sie empfiehlt den Ersatzkleber von Verlocke*: „Der Kleber hält gut und lässt sich gut herauslösen. Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis der Tape-in-Extensions selber überzeugt“, ergänzt sie. Dass ich meine Extensions so viel pflegen musste, damit sie einigermaßen gut aussahen, lag also auch an ihrer mangelnden Qualität. Wenn die Extensions hochwertig sind und gut gepflegt werden, halten sie auch länger – bis zu 12 Monate, wenn es sich um Premium-Qualität handelt.
Fazit: Ist das Einsetzen und Herausnehmen von Tape-in-Extensions zuhause empfehlenswert?
Das Einsetzen ging mithilfe der Youtube-Anleitung relativ gut alleine. Aufgrund des Risikos, nicht sauber genug arbeiten zu können, würde ich beim nächsten Mal eine zweite Person dazu holen. Die anfänglichen Kopfhautschmerzen verschwanden glücklicherweise von alleine wieder, und ich konnte wie gewohnt meine Haare waschen, ohne Tapes zu verlieren. Allerdings war sehr dabei viel Haarpflege nötig.
Das plötzliche Volumen sowie die tolle Länge der Haare haben mir während der gesamten Zeit sehr gut gefallen und einen zusätzlichen Selbstbewusstseins-Schub gegeben. Gerade wenn man eher dünne Haare hat, macht das schon enorm viel aus. Das Entfernen der Tape-in-Extensions gestaltete sich allerdings sehr schwierig – wahrscheinlich wegen der mangelnden Qualität des Tape-Lösers. Geärgert hat mich auch der starke Haarverlust, der damit einherging. Meine Haare kommen mir jetzt dünner vor als zuvor.
Ich habe zwar einiges an Geld gespart, weil ich günstige Tape-in-Extensions gewählt und alles alleine gemacht habe, dennoch würde ich jedem trotzdem raten, zum Profi zu gehen. Gerade beim Einsetzen und Herausnehmen der Extensions kann einiges in die Hose gehen. Ich vermute auch, dass ich viel mehr Haare verloren habe, als das nötig gewesen wäre. Wer das trotzdem so wie ich alleine bewerkstelligen möchte, sollte sich vorher sehr gut informieren.
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