Leitungen gekappt - Züge stehen stillGSM-R - das ist der sabotierte Zugfunk der Deutschen Bahn

Chaos bei der Bahn! Zehntausende Reisende hängen Samstagmorgen fest, weil – ja, warum eigentlich? Erst spricht die Bahn nur von einer „Reparatur an der Strecke“, dann heißt es, es gebe eine Störung am Stellwerk. Jetzt kommt raus: Es war ein Verbrechen! Der Zugfunk der Bahn wurde sabotiert. „Kabel wurden bewusst und gezielt durchtrennt“, sagt Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) am Samstagnachmittag. Die durchtrennten Kabel seien „unverzichtbar“ für den Bahnbetrieb gewesen.
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Bahn-Mitarbeiter postet Karte: Hier funkte nichts mehr
Digitaler Zugfunk funktionierte drei Stunden lang nicht mehr - Züge standen still
Der Funk der Bahn läuft über das Mobilfunknetz – genau wie bei uns Privatmenschen im sogenannten GSM-Standard (Global System for Mobile Communications). Bei der Bahn heißt das System GSM-R. Das R steht für Railway (englisch für Bahn/ Zug). GSM-R ist also der digitale Zugfunk. Und genau dieses System ist Samstagmorgen ausgefallen. Saboteure haben nach übereinstimmenden Berichten in Berlin und NRW Kabel gekappt. Die Folge: Nichts ging mehr.
Militärexperte Thomas Wiegold: "Sind wir schon im #Cyberwar? Oder nur kaputt?"
Eigentümer und Betreiber des digitalen Zugfunks ist eine Tochterfirma der Deutschen Bahn – die DB Netze AG. Sie lobt ihren GSM-R-Funk: „Durch den Wechsel vom analogen Zugfunk auf den digitalen Zugfunk GSM-R ist für den Bahnbetrieb in Deutschland ein hoher Nutzen entstanden. Der digitale GSM-R Zugfunk bietet viele Vorteile.“
Auf ihrer Homepage nennt die DB Netze AG die angeblichen Vorteile. Wörtlich heißt es zum Beispiel: „Störungsfreie Kommunikation im Bahnbetrieb, hohe Sicherheit in der betrieblichen Kommunikation, da von anderen Netzen nicht beeinflussbar.“
Der Zugfunk wird zur Verständigung zwischen Lokführern, Netzleitzentrale und Fahrdienstleitern genutzt. Das System soll sicherstellen, dass alle informiert sind, wenn zum Beispiel etwas auf den Gleisen liegt, ein Bahnübergang nicht geschlossen ist oder Personen auf der Strecke sind. Fällt das Netz aus, müssen die Züge in den nächsten Bahnhof fahren und warten, bis die Störung behoben ist.
Wie anfällig das System ist, zeigt der Komplett-Ausfall in Norddeutschland. Militärexperte Thomas Wiegold wirft die Frage auf, ob es wirklich nur ein technischer Defekt sei oder wir uns schon im „Cyberwar“ befinden. Ein Cyberangriff scheint es nach den aktuellen Erkenntnissen jedoch nicht gewesen zu sein – aber eine andere Form der Sabotage.
Bahn-Mitarbeiter: "Bitte lasst das Spekulieren"
Jonas Westphal, Leiter Kundeninformationssysteme bei der Bahn, twitterte Samstagmorgen: „Leute, bitte lasst das Spekulieren: GSM-R ist gestört und die KollegInnen arbeiten gerade an der Analyse. Lessons Learned kommt dann sowieso danach.“
Offiziell teilt die Bahn um 10:00 Uhr mit, dass die Störung behoben sei und der Zugverkehr langsam wieder aufgenommen werde. Spekulieren über die Ursache des Problems muss jetzt niemand mehr: Es war Sabotage. Unklar ist aktuell aber, wer dafür verantwortlich ist. (rsa)

