Horrende Gebühren treiben Studenten zu Sexarbeit

"Leitfaden für Einstieg ins Sexgewerbe": Briten-Unis geben Prostitutions-Ratgeber heraus

ARCHIV - Eine Prostituierte steht am 21.10.2013 in Böblingen (Baden-Württemberg) im Rahmen eines Fototermins in den Duschen des Wellnessbereichs eines FKK-Clubs. Das Französische Parlament beginnt mit Beratungen über einen Gesetzentwurf zur Prostitution. Die Verfasser wollen unter anderem den Kauf von Sex unter Strafe stellen. Foto: Marijan Murat/dpa (zu dpa vom 29.11.2013 - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Einige britische Unis geben regelrechte Sexratgeber für ihre Studenten heraus (Symbolbild).

Wer in Großbritannien studieren will, muss tief in die Tasche greifen. Studiengebühren von fast 10.000 Pfund (etwa 11.500 Euro) pro Jahr kann sich kaum jemand leisten, der nicht aus einer wohlhabenden Familie stammt. Um das Geld aufzubringen, verdienen sich viele Studenten etwas mit Sexarbeit hinzu. Und das mit wohlwollender Unterstützung der Universitäten, wie der "Stern" berichtet: Die Unis geben sogar regelrechte Sex-Ratgeber für die Studenten heraus. Angeblich, um aufzuklären. Aber Studentin Poppy Coburn findet das empörend und sagt: Universitäten nehmen hier die Rolle von Zuhältern ein.

Uni Leicester veröffentlichte "Student Sex Work Toolkit"

Die Universität von Leicester veröffentlichte im Dezember ein Handbuch mit dem Titel "Student Sex Work Toolkit". Es soll Studenten, Dozenten und Uni-Mitarbeiter im Umgang mit jenen Studenten schulen, die sich prostituieren. "Wir sind uns des sozialen Stigmas, das mit Sexarbeit verbunden ist, bewusst", schreibt die Uni in dem Dokument. Man wolle Studenten unterstützen, die mit solchen Tätigkeiten ihren Lebensunterhalt verdienen und dafür sorgen, dass jeder mit Würde und Respekt behandelt wird.

Erlaubt oder nicht? Ein Haken verrät es

Auf den ersten Blick gut gemeint, aber das Dokument kann auch als Ratgeber für die Arbeit im horizontalen Gewerbe interpretiert werden. So werden dort diverse Formen der Sexarbeit aufgeführt – und ein Haken klärt darüber auf, ob sie erlaubt sind oder nicht. In Großbritannien darf man zum Beispiel in der Öffentlichkeit keinen Sex anbieten, die Arbeit in kleineren Bordellen ist aber gestattet.

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Studentin sieht Handbuch als "Leitfaden für Einstieg ins Sexgewerbe"

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Rund vier Prozent der britischen Studenten verdienen nebenbei Geld mit Sexarbeit (Symbolbild).
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Für Poppy Coburn liest sich das Handbuch allerdings, als wäre die Uni selbst in der Rolle eines Zuhälters. Das Dokument könne vermutlich "als Leitfaden für den Einstieg ins Sexgewerbe" dienen, beklagt sie in einem Artikel auf dem Portal "UnHerd". "Wir leben in einer bizarren Welt", findet die Studentin. Einerseits gebe es an Unis unendlich lange Kurse zu Themen wie Safer Sex. "Aber gleichzeitig werden Studenten dabei unterstützt, die im gefährlichsten Beruf der Welt arbeiten", klagt sie.

Coburns Unmut richtet sich nicht nur gegen die Universität von Leicester. Weitere bekannte Unis wie Bristol, Goldsmiths und Cambridge hätten entweder bereits ähnliche Handbücher erstellt oder seien dabei, dies zu tun. Den Institutionen wirft sie vor, die Studenten einerseits durch horrende Gebühren in Schulden zu stürzen – und andererseits Prostitution zu legitimieren, damit das Geld fließen kann.

Großbritannien: 4 Prozent der Studenten sind Sexarbeiter

Im Jahr 2020 verdienten laut einer Umfrage von "Save the Student" vier Prozent der britischen Studenten mit Sexarbeit Geld. Die meisten davon verkaufen Nacktfotos, betreiben einen Kanal auf der Plattform "Onlyfans" oder arbeiten als Webcam-Girl oder -Boy. Zehn Prozent wären bereit, einen solchen Job zu machen, wenn sie in größerer Geldnot wären.