"Müssen unsere Spieler erst sterben?"Gewalt-Skandal in der Türkei: Fans bewerfen Spieler mit Messer und Feuerwerkskörper

DAS hat mit Fußball nichts mehr zu tun! Beim Spiel zwischen Bursaspor und Amedspor in der türkischen dritten Liga haben Fans für unfassbar chaotische und gefährliche Szenen gesorgt. Es flogen unzählige Trinkbecher, Feuerwerkskörper und sogar ein Messer auf das Spielfeld, wie die Plattform „Goal“ berichtet. Im Visier: Die Fußballer von Amedspor. Auch nach dem Spiel soll es im Innenraum zu Attacken auf Gäste-Spieler gekommen sein.

Fans treffen Torwart mit Gegenstand

Trauriger Höhepunkt: Amedspor-Torwart Cantug Temel wurde bei dem Spiel am Sonntag bei einem Abstoß von einem Gegenstand am Rücken getroffen und sank zu Boden. Auch Mittelfeldspieler Mansur Calar bekam den Hass der Bursaspor-Fans mit aller Kraft zu spüren. Bevor er einen Standard ausführen wollte, flogen viele volle Trinkbecher in Richtung des 37-Jährigen.

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Auch sonst war die Stimmung aufgeheizt. Spieler gingen aufeinander los, die Polizei versuchte, sich mit Schilden vor herabregnenden Gegenständen zu schützen. Das Spiel wurde trotz der chaotischen Szenen nicht abgebrochen und endete 2:1 für Bursaspor.

Politik spielt beim Chaos eine große Rolle

Der Grund für die Ausschreitungen: politische Motive. Laut „Goal“ änderte Amedspor seinen Namen im Jahr 2014, um den kurdischen Namen der Stadt, Amed, zu würdigen. Seitdem gebe es immer wieder anti-kurdische Parolen und Gesänge gegnerischer Anhänger. So nun auch beim Spiel am Sonntag in Bursaspor.

Der Verein verurteilte die teils schweren Angriffe mit klaren Worten: „Müssen unsere Spieler erst sterben, damit das Spiel unterbrochen wird?“, schrieb Amedspor auf Twitter.

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Folgen nun Konsequenzen?

Der Vorstand des Clubs aus der Kurdenmetropole Diyarbakir sprach am Montag von Rassismus gegen Spieler. Fans des Gastgebers Bursaspor hätten die Fußballer beim Spiel am Sonntag verbal und physisch angegriffen, erklärte die Clubleitung. Amedspor sei schon seit vielen Jahren mit Rassismus und Diskriminierung konfrontiert.

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Der Vorstand erklärte weiter, die Anfeindungen hätten schon am Samstagabend vor dem Hotel der Spieler in Bursa begonnen. Dort seien diese von einer Gruppe rassistisch beleidigt worden. Der Vorstand warf den Behörden vor, nicht eingegriffen zu haben und forderte Konsequenzen. Bei dem Spiel am Sonntag seien zudem Plakate hochgehalten worden, die die Verfolgung der Kurden in den 90er-Jahren symbolisierten. Die beim Spiel vermittelten „politischen Botschaften“ hätten sich gegen das gesamte kurdische Volk gerichtet. (jlu/dpa)