"Querschnittsgelähmte könnten in einigen Jahren profitieren"

Elon Musk startet mit Tests an Menschen – ein medizinischer Meilenstein? Arzt klärt auf

ARCHIV - 10.03.2020, USA, Washington: Elon Musk, Vorstandsvorsitzende von Tesla und SpaceX, spricht auf der Satellite Conference and Exhibition in Washington. (Zu dpa "Musk greift Apple mit Tweet-Serie an") Foto: Susan Walsh/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Gehirncomputerchips: Elon Musk will im kommenden Jahr mit den Tests an Menschen starten.
nwi vco wst, dpa, Susan Walsh

Jetzt ist es soweit! Elon Musks Gehirncomputerchips könnten schon im kommenden Jahr erstmals in einen Menschen eingesetzt werden. In erster Linie soll die Technologie neurologische Erkrankungen heilen. Doch wie erfolgversprechend ist die Forschung für Patienten? Der Arzt und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht ordnet das Vorhaben des Techmilliardärs im Gespräch mit RTL ein und schildert, welche Patienten in Jahren von der Forschungsarbeit profitieren könnten.
Lese-Tipp: Nach Nachttisch-Foto: Elon Musk auf Twitter verspottet

Elon Musk: „Wir wollen sichergehen, dass es gut funktioniert“

Das Neurotechnologieunternehmen Neuralink von Tesla-Chef Elon Musk (51) will in voraussichtlich sechs Monaten mit klinischen Studien seiner seine drahtlosen Gehirncomputerchips an Menschen beginnen.

"Wir sind extrem vorsichtig und wollen sichergehen, dass es gut funktioniert, bevor wir ein Gerät in einen Menschen einsetzen, aber wir haben, glaube ich, die meisten unserer Unterlagen bei der FDA eingereicht", sagte Musk während einer Präsentation des Implantats am Mittwoch (30. November 2022). Mit den Schnittstellen will Musk neurologische Erkrankungen wie Alzheimer, Demenz und Rückenmarksverletzungen heilen.

Lese-Tipp: Grimes will nicht „Mama“ sein - Kids sollen sie beim Vornamen nennen

Ihre Meinung ist uns wichtig: Freuen Sie sich auf Weihnachten?

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Elon Musk: Arzt ordnet Forschung ein – „das alles ist noch Grundlagenforschung“

Doch wie erfolgversprechend ist dieser Forschungsansatz von Elon Musks Team und die Tests an Menschen? Laut des Allgemeinmediziners Christoph Specht gibt es in diesem Bereich schon seit Jahren ähnliche Forschungsansätze.

„Das alles ist noch Grundlagen-Forschung und sehr weit entfernt von einer klinischen Nutzung“, schildert der Mediziner mit Blick auf Musks Pläne. Doch letztendlich sei jeder zusätzliche Euro oder Dollar, der noch zusätzlich in die medizinische Forschungsarbeit gesteckt wird, sehr hilfreich. Gerade Patienten, die von Rückenmarksverletzungen betroffen sind, könnten in den nächsten Jahren davon profitieren, wenn durch die Chips im menschlichen Gehirn mehr darüber herausgefunden werden kann, wie verletzte Nervenbahnen funktionieren, erklärt der Arzt.

Lese-Tipp: Krankenhäuser – Arzt: „Kinder sterben, weil wir sie nicht versorgen können“

„Bei Fällen wie dem von Samuel Koch könnten in Jahren Fortschritte erzielt werden“

„Bei Fällen wie dem von Samuel Koch, der sich bei „Wetten, dass…“ 2010 verletzt hat, könnten in einigen Jahren Fortschritte erzielt werden, weil die Forschung hier im Vergleich zur Alzheimer- und Demenz-Forschung besser vorangeht“, so der Arzt optimistisch.

Und ordnet ein: „Elon Musk wäre nicht Elon Musk, wenn er nicht so ein heikles Thema angehen würde. Hier steckt viel High Tech drin, aber auch Medizin. Das passt gut zusammen. Das Zusammenwirken von Menschen und Maschine ist ein typisches Elon Musk-Thema. Die jetzige Forschung ist aber nicht mit dem Tesla vergleichbar. Es wird nicht schon in wenigen Jahren ein neues Produkt auf den Markt kommen, dass Alzheimer-Patienten, oder Menschen mit Rückenmarksverletzungen helfen wird. Aber die Fortschritte in den Bereichen werden kommen, auch mithilfe der Ergebnisse zu den Tests an Menschen“, schätzt der Mediziner ein.

Dr. Christoph Specht - Allgemeinmediziner und Medizinjournalist
Dr. Christoph Specht - Allgemeinmediziner und Medizinjournalist
Moritz Jansen, photoMo

"Querschnittsgelähmte könnten in einigen Jahren profitieren"

Bisher hätte man die Hirnströme lediglich von Affen untersucht. „Bei diesen Versuchen steuerten Affen mit einem Gehirnchip ein Computerspiel allein mit ihren Gedanken. Das ist das Maximum, was momentan geht. Mit den Tests an menschlichen Gehirnen, könnte man prüfen, wie man zum Beispiel diese Technologie in weit entfernter Zukunft für Querschnittsgelähmte so anwenden kann, dass sie mit ihren Gedanken ihre Muskeln steuern können“, erklärt Specht. Dies sei jedoch noch Zukunftsmusik.

Elon Musks Firma Neuralink liegt aktuell hinter dem angekündigten Zeitplan zurück. Musk sagte 2019, er strebe eine behördliche Genehmigung bis Ende 2020 an. Auf einer Konferenz Ende 2021 sagte er dann, er hoffe, noch in diesem Jahr mit Versuchen am Menschen beginnen zu können. Nun ist sollen die Tests am Menschen im kommenden Jahr starten – ob es dabei bleibt, ist noch offen.