Todesangst im Urlaubsparadies Costa Rica„Wir wären fast ertrunken“ – RTL-Reporterin warnt vor gefährlichen Strömungen

Endlich einmal wieder Urlaub: Sonne, Meer, Baden, herrliche Aussichten. Den Flug über Ostern nach Costa Rica hatte ich von meinem Freund zu einem runden Geburtstag geschenkt bekommen.
Wir waren an der Karibikseite: an der Playa Negra bei Cahuita. Reggae-Musik tönte aus den Strandbars herüber, einige Einheimische und Touristen badeten, die Wellen schienen gar nicht hoch. Wir selbst, mein Freund und unsere achtjährige Tochter, waren nur bis zur Brust im Wasser, als es uns plötzlich förmlich den Boden unter den Füßen wegriss. Eine Unterströmung zog uns hinaus, mit einer unglaublichen Kraft. Wir drei klammerten uns aneinander. Ich spürte nackte Panik in mir aufsteigen. Ich brüllte meinem Freund nur zu: ‚Bring die Kleine in Sicherheit, lass mich los, ich schaffe das.‘ Aber so richtig habe ich das nicht geglaubt in dem Moment. Ich hyperventilierte, konnte gar nicht mehr ausatmen, wusste nicht mehr, wo oben und unten ist...
„Ich dachte: Wenn ich jetzt Wasser schlucke, ist es vorbei“
Mein Freund, ein großer, kräftiger Kerl, konnte in einem Wellental noch stehen, wie er mir später sagte, stemmte sich gegen die Strömung, kraulte aus Leibeskräften und schaffte es mit unserer Tochter zurück an den Strand, während sie schrie: ,Mama, Mama…!‘
Ich hingegen dachte: Das war’s. Wenn ich jetzt Wasser schlucke, ist es vorbei. Doch dann spürte auch ich irgendwann Sand unter den Zehen, versuchte mich vom Boden weg zu stoßen und drehte mich dann auf der nächsten Welle auf den Rücken, kraulte und strampelte, was mein Körper her gab. So wiederholte ich das drei Mal, bis auch ich wieder sicheren Boden unter den Füßen spürte.
Strömungen auch für sehr gute Schwimmer lebensgefährlich
Es dauerte eine Weile, bis ich wieder gleichmäßig atmen konnte und mein Herz nicht mehr bis zum Hals schlug. Ich realisierte, wie schnell alles vorbei sein kann. Ich bin eine gute Schwimmerin, war früher im Verein, habe an Regionalmeisterschaften teilgenommen. Ich liebe Wasser, habe 100 Tauchgänge absolviert und zwei Segelscheine. Aber nie, nie wieder werde ich so leichtgläubig in unbekanntem Gewässer schwimmen gehen und sogar mein Kind gefährden.
Wenn man erst einmal draußen im Meer treibt, wer rettet einen dann?

Genau an der Stelle, an der wir badeten, war durch tropischen Starkregen in der Nacht Wasser ins Meer gelaufen und hat den Untergrund gelockert, was die Strömung und den starken Sog wohl verursacht hat. Das haben wir aber erst später realisiert, als wir einen mittlerweile trockenen Zufluss, rund armbreit, am Strand gesehen haben. Ich wusste auch, dass man eigentlich nicht gegen Strömungen anschwimmen und sich treiben lassen soll, aber das geht so gegen jeden Instinkt: Man will nur noch ans sichere Land. Und wenn man erst einmal draußen im Meer treibt, wer rettet einen dann in Costa Rica?
Auch das Auswärtige Amt warnt vor Strömungen
Es gibt in diesem kleinen Land mit seinen endlosen Stränden nur an den wenigsten Stellen Rettungsschwimmer. Das Auswärtige Amt warnt in seinen Costa Rica-Hinweisen: „Starke Strömungen, Unterströmungen und plötzlicher, starker Wellengang können auch gute Schwimmer in Gefahr bringen und führen jedes Jahr zum Tod von Touristen und Einheimischen – sowohl an der Pazifik- als auch an der Karibikküste, auch von kräftigen, sportlichen Menschen. Auch im niedrigen Wasser können diese so stark sein, dass selbst Erwachsene ins offene Meer gezogen werden. Nur wenige Strände werden von Rettungsschwimmern bewacht oder haben Rettungsboote.“ Ich hatte das zuvor gelesen. Aber wie ernst nimmt man das, wenn man es nicht selbst erlebt? Und „unser“ Meer hatte so friedlich ausgesehen.
Appell: "Strömungen im Meer können überall auftreten, seien Sie vorsichtig!"
Unser Horror-Erlebnis ist kein Einzelfall. Der Gastgeber unserer Unterkunft hat schon mehrere Gäste im Meer verloren, berichtete er später. Auch er selbst sei schon stundenlang sonnenverbrannt und mückenzerstochen durch verdeckte Strömungen auf seinem Surfbrett umher getrieben und sei kaum mehr an Land gekommen.
Auch eine Mitarbeiterin der amerikanischen Botschaft spricht von 40 bis 50 US-Bürgern, die jedes Jahr allein in Costa Rica ertrinken.
Strömungen sind aber nicht nur auf Costa Rica gefährlich. Auf einen Facebook-Post, den ich zur Warnung vor lebensbedrohlichen Strömungen an meine Freunde geschrieben habe, haben sich so viele von ihnen mit ähnlichen Geschichten gemeldet: ob an der Nordsee, im Rhein, am Elbstrand, auf Mallorca, an der französischen Atlantikküste, auf Fuerteventura oder in Sri Lanka.
Dankbar für jeden Tag

Ich jedenfalls habe danach meinen Geburtstag und mein Leben gefeiert, das ‚pura vida‘ in Costa Rica, und bin unendlich dankbar. Doch es hat zwei Tage gedauert, bis ich mein Erlebnis im Meer verarbeitet habe und endlich wieder lachen konnte.

