Hundebesitzer müssen aufpassenGefährliche Grannenzeit - Tierarzt warnt: „Das Tier leidet immer"
Viele Hunde toben verspielt durch hohe Felder – doch darin lauert aktuell eine oft tödliche Gefahr! Zwischen Juni und September ist in Deutschland Grannezeit. Und das Getreide kann mit seinen Widerhaken zur großen Bedrohung werden. Worauf Hundehalter achten sollten.
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Hündin Kishiu ist von Grannen befallen - woran Sie sie erkennen
Hundebesitzerin Petra Groß aus Lebach hatte gleich ein ungutes Gefühl, als einer ihrer beiden Eurasier zu husten anfing. „Wenn das mal nicht eine Granne oder irgendein anderer Fremdkörper ist“, dachte sich die 54-Jährige, als ihre Hündin Kishu nach einem Ausflug in ein Getreidefeld immer wieder nachts hustete und würgte.
Grannen sind kleine, oft borstige Pflanzenteilchen, die sich an den Ähren verschiedener Getreidearten befinden. Und die können schlimme Folgen haben, wenn sie von Hunden eingeatmet werden, ins Ohr gelangen oder sich in die Haut einbohren. Denn sie können durch den Körper wandern, sich mit ihren Widerhaken festsetzen und gefährliche Entzündungen verursachen.
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Tierärztin stellt zunächst falsche Diagnose: „Ich habe wirklich gebetet“
Die Tierärztin, bei der Petra Groß Hilfe suchte, stellte zunächst jedoch eine andere Diagnose: Erst behandelte sie die vierjährige Hündin auf Zwingerhusten, dann - als das Antibiotikum nicht wirkte - tippte sie auf Lungenwürmer. Als sich auch dieser Verdacht nicht bestätigte, suchte Petra Groß die Tierklinik Elversberg auf. Dort wurde die Hündin, um Hals und Lunge untersuchen zu können, direkt in Narkose gelegt.
„Ich habe wirklich gebetet und gehofft, dass sie etwas finden, damit ich beruhigt bin“, gibt die 54-Jährige zu. Und die Klinikärzte wurden tatsächlich fündig: Mit Hilfe eines Endoskops konnte eine komplette Getreideähre aus dem Bronchus des Tieres entfernt werden. Eurasier-Hündin Kishu geht es sei dem Eingriff wieder gut. „Wir hatten wirklich Glück im Unglück“, sagt Petra Groß. Doch so viel Glück haben viele Hunde leider nicht.
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Tierärzte warnen vor starkem „Grannenjahr"
„Kein Einzelfall“, sagt Alexander Pack, einer der Leiter der Klinik. „Es ist nicht selten, dass Tierhalter mit einer mehrwöchigen Leidensgeschichte kommen und vorher nichts herausgekommen war.“ Mehr denn je seien einzelne Grannen oder wie im Fall von Kishu sogar eine komplette Ähre für die Beschwerden verantwortlich. 2023 sei ein ausgesprochenes „Grannenjahr“: „Es scheinen gefühlt viel mehr davon im Umlauf zu sein“, sagt Pack.
Grannen können laut Pack im schlimmsten Fall sogar bis ins Gehirn wandern oder auch beim Einatmen von der Lunge bis in den Bauchraum, wo sie Entzündungen in der Lendenwirbelsäulenmuskulatur verursachen. Nur selten könnten sie auch aus der empfindlichen Nase oder dem Ohr ohne Narkose entfernt werden. Und je nachdem, wo sie sich dort mit ihren Widerhaken festgesteckt haben, sei es mit einer einzigen Sitzung nicht getan, da sie bei Blutungen nicht mehr entdeckt werden können.
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Worauf Tierbesitzer achten sollten
Die Tiermediziner appellieren an die Hundehalter, bei Symptomen sensibel zu sein: „Immer wenn ein Hund im Gras oder Feld gespielt hat und danach auffällig niest oder hustet, ist das auf jeden Fall erst einmal ein Warnsignal“, sagt Pack. Komme dies nur einmal vor, müsse man nicht sofort eine Praxis aufsuchen. „Aber wenn in der Folge regelmäßiger Nies- oder Hustenreiz auftritt, ist das sicherlich eine Sache, die abgeklärt werden muss.“ So oder so dürfte man diese Anzeichen nicht auf die leichte Schulter nehmen, „weil das Tier immer leidet“.
Ganz wichtig: Wer glaubt, dass sein Hund eine Granne im Ohr hat, sollte keinesfalls selbst Hand anlegen oder gar Ohrenreinigungsmittel verwenden. Das würde den Fremdkörper nur noch weiter in den Gehörgang spülen und das Entfernen noch mehr erschweren.
Hundehalter sollten ihre Tiere nach dem Spaziergang auf Grannen absuchen und auch die Haare zwischen den Zehen ausbürsten. „An allen anderen Stellen wie Nase und Ohr wird es schwierig“, räumt Pack ein. (dpa/lra)