Neue Studie aus HamburgGedächtnis- und Konzentrationsprobleme: Doch keine Long-Covid-Symptome?

Ist eine Infektion mit dem Corona-Virus überstanden, bedeutet das für viele Patienten nicht unbedingt eine Rückkehr zum alten, gesunden Selbst. Die vielfältig ausfallenden sogenannten Long-Covid-Symptome können die Gesundheit und Psyche Genesener noch lange nach der akuten Corona-Erkrankung beeinträchtigen. Doch eine neue Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) stellt genau das – zumindest teilweise – infrage.
Schlechtere Konzentration nach Corona-Erkrankung?
Die Forschenden des UKE untersuchten in ihrer Studie, wie von den Untersuchungsteilnehmern empfundene Beschwerden – konkret Konzentrations- oder Gedächtnisprobleme – nach einer Corona-Infektion mit der tatsächlich messbaren Leistungen dieser Personen in diesen Bereichen übereinstimmen.
Das erstaunliche Ergebnis: Häufig hängen Virusinfektion und die persönlich wahrgenommenen Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren oder sich Dinge merken zu können, nicht miteinander zusammen. Covid-19 war damit nicht für die Beeinträchtigungen in Form eines Long-Covid-Symptoms verantwortlich. Vielmehr hatten die Probanden die beklagten Konzentrations- und Gedächtnisstörungen häufig bereits vor der Infektion, haben sie aber zu diesem Zeitpunkt nicht unbedingt bemerkt.
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Studienergebnisse mit eingeschränkter Aussagekraft
Die im Fachjournal Psychiatry Research veröffentlichten Ergebnisse sind laut Aussage der Forschenden jedoch mit Vorsicht zu genießen: So war einerseits die Stichprobe der untersuchten Personen sehr ungleich verteilt: Von 675 befragten Personen gaben nur 27 an, überhaupt an Corona erkrankt gewesen zu sein. Andererseits wurde nicht medizinisch geprüft, welche Probanden wirklich an dem Virus erkrankt waren, da diese Information als Selbstauskunft der Studienteilnehmer eingeholt wurde. Asymptotische Verläufe könnten damit unerkannt in die Studie und ihre Ergebnisse eingeflossen sein.
Expertin: Long-Covid nicht unterschätzen
Auch Ärztin und Long-Covid-Expertin Jördis Frommhold warnt im Gespräch mit RTL davor, nach einer Corona-Infektion auftretende Beschwerden herunterzuspielen. „Wenn solche Menschen jetzt eh schon durch Long-Covid geplagt sind und ihnen dann noch vorgeworfen wird, sie würden sich das möglicherweise nur einbilden – oder es gibt einfach kaum Akzeptanz – dann ist das eine doppelte Strafe.“ Daher spricht sie sich für weitere Erforschungen der Long-Covid-Symptomatiken sowie Aufklärung und den Ausbau von Ansprechstellen aus. (xas)