Verband "unfähig"

Hoeneß keilt gegen DFB

ARCHIV - 22.08.2021, Bayern, München: Fußball: Bundesliga, Bayern München - 1. FC Köln, 2. Spieltag, Allianz Arena. Uli Hoeneß, Ehrenpräsident von Bayern München, vor Spielbeginn. (zu dpa: «Uli Hoeneß: «Jetzt bin ich ein totaler Fan von Karl Lauterbach»») Foto: Sven Hoppe/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Uli Hoeneß giftet kurz vor seinem 70. mal wieder gegen den DFB
shp nic, dpa, Sven Hoppe

Uli Hoeneß ist eine der prägendsten Figuren in der Geschichte der Fußball-Bundesliga. Im Tagesgeschäft ist der lange mächtigste Mann des FC Bayern nicht mehr tätig. Eigentlich. Doch er ist "nach wie vor überall dabei". Beim DFB dagegen will er nicht mitmischen. Stattdessen keilt er wortgewaltig gegen den Verband und seine Funktionäre.

Vereine "müssen alles selber machen"

Am Mittwoch feiert der große Uli Hoeneß seinen 70. Geburtstag, seit seinem Rückzug als Präsident des FC Bayern 2019 ist der über Jahrzehnte prägende Mann der Bundesligageschichte raus aus dem sportlichen Tagesgeschäft. Zumindest offiziell. "Es war eine wunderschöne Zeit! Das war's, ich habe fertig", hatte Hoeneß 2019 auf einer emotionalen Jahreshauptversammlung gesagt und damit wohl bei manchem Akteur im deutschen Fußball für ein Aufatmen gesorgt.

Doch meinungsstark ist der einstige (und ewige) Bayern-Patron weiterhin. "Es ist ein unruhiger Ruhestand. Ich bin nach wie vor überall dabei. Das wird nie anders werden", sagte Hoeneß, der den FC Bayern vom Schuldenklub zur Weltmarke aufgebaut hat, nun dem "kicker".

Kein gutes Haar lässt Hoeneß am DFB, dem seit vielen Jahren mitgliederstärksten Sport-Fachverband der Welt: "Eines ist klar: Die nächsten drei Jahre werden brutal im Fußball, weil die ganzen Strukturen kaputt sind in der Nachwuchsarbeit, im Amateurbereich, in den kleinen Vereinen. Weil der DFB unfähig ist, müssen die Vereine alles selbst machen. Vom DFB erwarte ich gar nichts."

DFB-Führung streitet "wie die Besenbinder"

Dass Hoeneß kein Fan des DFB in seinem derzeitigen Zustand und seiner personellen Aufstellung ist, ist sattsam bekannt. Schon im März hatte er bei RTL geschimpft: "Es kann nicht sein, dass das so weitergeht, das ist ein Trauerspiel", polterte Hoeneß damals im Rahmen des WM-Qualifikationsspiels gegen Island (3:0) in einer mehrminütigen Tirade. Die Verbandsführung streite "wie die Besenbinder. Es geht gar nicht mehr um Fußball, es geht ja nur noch um Posten-Geschacher, Aufwandsentschädigungen, Machtspiele. So kann es nicht weitergehen."

Damals stand der DFB noch wegen des Machtkampfes zwischen dem inzwischen zurückgetretenen Präsidenten Fritz Keller und dem ehemaligen Generalsekretär Friedrich Curtius in der Kritik. Curtius und Keller sind inzwischen weg, der ebenfalls in das Führungschaos involvierte Vize-Präsident Rainer Koch (Hoeneß: "Er glaubt ja, dass er der geeignete Präsident wäre") ist dagegen noch da und führt den Verband gemeinsam mit Peter Peters ("Hat bei Schalke nicht gerade gute Arbeit geleistet") bis zum Bundestag im März kommissarisch. Peters will sich dann zum neuen Präsidenten wählen lassen.

"Hunderttausende Mitglieder sind ausgetreten, es gibt immer weniger Ehrenamtliche", sagte Hoeneß nun wenig optimistisch. "Das sind die Probleme, und der DFB hat kein Konzept, wie es weitergehen soll. Bis März, bis zur Wahl des Präsidenten, passiert eh gar nichts, und dann ist wieder ein Vierteljahr verloren." Ein eigenes Engagement beim DFB schließt Hoeneß energisch aus: "Nein, nein, da würde ich mich jedes Mal so aufregen, dass ich einen Herzinfarkt bekäme. Die wollen doch keine starken Berater mit anderen Meinungen. Ich wollte immer starke Leute an meiner Seite haben."

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Watschn für CDU

Überraschend positiv äußerte sich Hoeneß, den die CSU einst zu ihrem Landtagskandidaten machen wollte, zum Regierungswechsel: "Über die jetzige Regierung bin ich froh, obwohl jeder weiß, dass ich sie nicht gewählt habe. Der Wahlsieg ist verdient, weil die CDU - nicht die CSU - einen katastrophalen Wahlkampf gemacht hat. Sie hat es absolut verdient, dass sie jetzt in der Opposition ist", sagte der Noch-69-Jährige. "Die in der CDU haben sich gestritten wie die Besenbinder und das Land und das Volk völlig aus den Augen verloren, allein aus persönlichen Eitelkeiten. Das musste bestraft werden." (ntv.de/ter/mar)