Bundestrainer erklärt RTL exklusiv seine Pläne
Hansi Flick vertraut auf Leroy Sané und nominiert drei Überraschungen
Bundestrainer Hansi Flick nominiert erstmals einen Kader für die deutsche Nationalmannschaft. Er hat gute Nachrichten für Leroy Sané. Und nicht so gute Nachrichten für Mario Götze. Außerdem sorgt der Bundestrainer für gleich drei Überraschungen und erklärt seine Entscheidungen exklusiv gegenüber RTL/ntv.
Gute Nachrichten nach einer Stresswoche für Sané
Kein Fußballer in Deutschland war in vergangenen Tagen mehr Thema als Leroy Sané. Der Mann des FC Bayern quält sich mit seinem Anspruch herum, ein Unterschiedsspieler sein zu wollen, er quält sich mit seiner Form und mit Pfiffen sogar von eigenen Fans. Und dann waberte da ja noch das Gerücht, dass er womöglich nicht zum Premieren-Kader von Bundestrainer Hansi Flick gehören könnte. Denn der neue Mann, der Joachim Löw nach 15 Jahren als Chef der Nationalmannschaft abgelöst hatte, bekannte bei seinem Amtsantritt, dass unter seiner Regie die besten Spieler des Landes eingeladen werden, wenn sie Topleistungen abrufen. Sané konnte das zweite Kriterium zuletzt nicht erfüllen.
Nun, nach Tagen mit vielen ernüchternden Momenten, ist zumindest dieser Freitag ein guter für den 25 Jahre alten Flügelspieler des Rekordmeisters aus München. Denn er hat seinen Platz für die WM-Qualifikationsspiele am kommenden Donnerstag gegen Liechtenstein in St. Gallen sowie jeweils drei Tage darauf gegen den Überraschungstabellenführer der Gruppe J, Armenien, in Stuttgart sowie dann abschließend gegen Island in Reykjavik sicher. Und an dieser Entscheidung gab es für Hansi Flick nie einen Zweifel, wie er gegenüber RTL/ntv bekannte. Er habe „nicht darüber nachgedacht“, auf Sané zu verzichten. Es sei in einer solch schwierigen Phase „eben auch mal wichtig, dass man einem Spieler zur Seite steht.“ Sané habe enorme Qualitäten. Allerdings müsse er sie auch auf den Platz bringen.
Adeyemi ist ein großer Hoffnungsträger
Was das nun für den anstehenden Länderspiel-Dreier bedeutet? Unklar. Zumal mit Jamal Musiala und Serge Gnabry zwei formstarke Münchner Klubkollegen im Kader sind und mit Marco Reus ein Mann zurückkehrt, von dem Flick schwer begeistert ist. Zuletzt hatte er den Kapitän von Borussia Dortmund bereits als einen der besten Spieler „im letzten Drittel“ bezeichnet. Wie sich die neue deutsche Offensive aufstellt, eine spannende Frage. Thomas Müller, mit dem Flick sportlich eine äußerst enge Beziehung pflegt, wird als Fixpunkt gesetzt sein. Ähnlich wie zu gemeinsamen Zeiten beim FC Bayern. Was nun fehlt, ist ein Stürmer wie Robert Lewandowski. Champions-League-König Kai Havertz hat die Rolle als zentrale Mann für sich ausgerufen, auch Klubkollege Timo Werner könnte das machen. Oder aber Karim Adeyemi.
Der 19-Jährige ist eine von drei Überraschungen im Premierenkader. Die beiden anderen sind David Raum, Linksverteidiger von der TSG Hoffenheim, und Nico Schlotterbeck, Innenverteidiger vom SC Freiburg. Alle drei hatte zuletzt beim EM-Erfolg der U21-Nationalmannschaft sehr starke Leistungen angeboten und waren entsprechend von Coach Stefan Kuntz und seinem Team empfohlen worden. Bei Adeyemi kommt noch hinzu, dass er mit RB Salzburg einen aufsehenerregenden Start in die Saison hingelegt hat. In den ersten acht Partien hat er sieben Tore erzielt. Für eine Mannschaft wie die DFB-Elf, die sich nach einem echten Stürmer sehnt, ist so ein Mann natürlich äußerst interessant.
„Karim ist ein sehr schneller Spieler, hat einen sehr guten ersten Kontakt und ist stark im Eins-gegen-eins“, lobt Flick seinen Debütanten. Den ließ er übrigens von Hermann Gerland beobachten, seinem neuen Chefscout. Auch für die Bochumer Legende des FC Bayern hat der neue DFB-Chefcoach nur schmeichelnde Worte. „Er hat ein extrem gutes Auge für Talente, von ihm können unsere jungen Trainer und der deutsche Fußball insgesamt sehr viel lernen.“ Lernen bei der A-Nationalmannschaft, so lautet auch der Auftrag an Adeyemi, an Schlotterbeck, der für die noch nicht fitten Mats Hummels, Robin Koch und den mit Corona infizierten Matthias Ginter nominiert worden war, und an Raum. „Sie haben enormes Potenzial, wir sind froh, dass wir sie jetzt mal testen können“, so Flick.
Flick stärkt Sané und freut sich auf Reus
Das erwartet von Flick von seinem Kader
An seinen Premierenkader, in dem Mario Götze etwas überraschend fehlt (aber weiterhin mit Chancen auf die Rückkehr), hat Flick durchaus große Erwartungen. Zeit für ein erstes lockeres Kennenlernen bleibt nicht. Denn die Stimmung um das Team war zuletzt so schlecht wie nie. Den kleinen Hype nach dem krachenden Ende der nicht mehr genussfreudigen Ära Löw, will Flick sofort nutzen. Er will ihn in gute Ergebnisse münzen und er will sehr schnell seine aggressive Spielidee implementieren. „Ich wünsche mir eine Mannschaft, die aktiv ist, die mit einer hohen Intensität spielt und den Gegner unter Kontrolle hat.“
Dabei vertraut er auf ein knallhartes und effektives Pressing, wie ein einst in München. „Wir wollen viel Ballbesitz haben, wir werden den Gegner immer wieder unter Druck setzen, um an den Ball zu kommen“, erklärt Flick und formuliert klare Anforderungen an seine Spieler: „Alle müssen in diesem System mitmachen, immer wieder bereit sein, auch die Extrameter zu gehen.“ Dabei setzt Flick auch auf die Unterstützung der Vereine aus der Bundesliga. „Dort haben wir ja viele Trainer, die diese Idee auch verfolgen.“ (tno)