Im Selbsttest finden wir schonende AlternativenFühren dauerhafte Extensions zu dünneren Haaren und Haarausfall?

Beautiful pink-haired girl in move with a perfectly smooth hair, and classic make-up. Beauty face. Picture taken in the studio.
Für Menschen mit feinen Haaren sind dauerhafte Extensions keine gute Wahl.
IMAGO / agefotostock

Tapes, Bondings, Clip-ins: Die Auswahl an Extensions ist sehr groß. Mit ihnen verwandeln sich kurze und dünne Haare im Handumdrehen in eine umwerfende Traummähne. Aber wie schädlich sind Extensions für die Haare und die Kopfhaut? Diese Frage stellte sich mir, nachdem ich mich in einem Selbstexperiment an Tape-in-Extensions herangewagt hatte. Denn das Experiment ging gehörig schief…

Teil 2 des (verfehlten) Experiments Tape-in-Extensions

Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich mich mit meinen feinen Haaren an Tape-in-Extensions gewagt. Das Selbstexperiment können Sie hier nachlesen. Obwohl mir bereits beim ersten Mal viele Haare beim Entfernen der Extensions flöten gegangen sind, wollte ich diese schönen vollen, langen Haare unbedingt wieder haben. Zudem hatte ich ja nun auch das Geld für die Tape-in-Extensions schon ausgegeben und normalerweise können die Haare zwei bis dreimal wiederverwendet werden. Auch finanziell gesehen hielt ich es also für eine gute Entscheidung, die Tape-in-Extensions erneut zu verwenden. Diesmal wollte ich das Ganze allerdings etwas durchdachter angehen. Zum Einen hatte ich mir (vermeintlich) bessere Klebestreifen und einen anderen Tape-Löser bestellt. Davon versprach ich mir das leichtere Entfernen der Tape-in-Extensions sowie weniger Haarverlust beim Herausnehmen. Andererseits sollte das Einsetzen diesmal eine Freundin übernehmen, denn alleine sieht man natürlich am Hinterkopf nur sehr schlecht, ob die Extensions auch richtig aufeinander geklebt wurden. Das ist aber sehr wichtig damit das Haar nicht durch die Tape-in-Extensions geschädigt wird. Nachdem mir die Freundin nun erneut zu einer tollen Mähne verholfen hatte, war ich glücklich. Ich hatte wieder meine schönen, langen Haare.

Allerdings ist auch Part 2 des Experiments mit den Tape-in-Extensions leider nicht so ausgegangen wie erhofft. Das fing damit an, dass mir nach circa vier Wochen eine Strähne einfach abgebrochen ist. Meine feinen Haare konnten die Tapes also nicht mehr tragen. Alle Extensions nun deswegen herausnehmen wollte ich nicht. Nach weiteren zwei Wochen ist mir aufgefallen, dass einige Tapes am Hinterkopf irgendwie zusammengeklebt waren. Daraufhin entschied ich mich dazu, die Extensions zu entfernen. Das gelang mir dieses mal einfacher. Allerdings hatte ich am ganzen Kopf anschließend noch Klebereste in den Haaren, die sich nur extrem schwer entfernen ließen. Mithilfe von Öl und dem Lösemittel gelang mir das dann nach einer Stunde. Dabei verlor ich etliche Haare. Ein wenig Haarverlust beim Entfernen von Tape-in-Extensions ist normal, weil es sich dabei um Haare handelt, die sowieso ausgefallen wären. Jedoch hatte ich enorm viele Haare verloren und auf jeden Fall mehr als bei anderen Frauen in diversen Youtube-Videos, die ich mir anschließend zu dem Thema angeschaut hatte. Ich wusste also, dass ich etwas falsch gemacht hatte. Im Nachhinein würde ich Tape-in-Extensions nie wieder selbst einsetzen. Ein Profi kann ein solches Haar-Desaster sicherlich verhindern – oder doch nicht?.

Neben der Frage, ob ich mich mit meinen jetzt extrem ausgedünnten Haaren überhaupt noch auf die Straße trauen kann, stellte sich noch eine weitere. Führen Extensions zu Haarausfall und dünneren Haaren, selbst wenn man das Geld in die Hand nimmt und diese professionell einsetzen lässt? Und wie sieht das bei Herausnehmbaren Clip-in-Extensions aus? Dazu befragte ich den Hautarzt und Haarmediziner Dr. Andreas Finner.

Extensions können Haarwurzeln schädigen

Ob Extensions Haarausfall verursachen oder langfristig für dünnere Haare sorgen, hängt Finner zufolge vor allem vom Haartyp ab: „Wenn jemand deshalb Extensions trägt weil die Haare über die Jahre dünner und kürzer geworden sind, dann sind die Haare stärker gefährdet. In dem Fall haben die Haare schon an sich eine Wachstumsschwäche und können weniger Gewicht tragen“, warnt er. Die ständigen Zugkräfte an den Haaren bei Tape-in-Extensions und anderen Extensions-Varianten, die über Wochen und Monate getragen werden, stellen eine erhebliche Belastung für die Haare dar. „Wenn 100 feine Haare wachsen aber man hängt 200 lange, doppelt so dicke Haare dran, muss ein einzelnes Haar sehr viel Gewicht tragen. Diese Haare können langfristig schwächer werden“, erklärt der Haarexperte. Diese Haarausfallform nennt man Traktionsalopezie. Sie kann nicht nur durch ständiges Tragen von Extensions, sondern auch geflochtene Zöpfe, strenge Pferdeschwänze und heftiges Kämmen oder Bürsten der Haare entstehen. Meidet man die Auslöser nicht, kann es dauerhaft zu dünneren Haaren kommen. Der Prozess ist dann meistens irreversibel, wie Dr. Finner betont: „Langfristig lässt sich das gesunde Haar sehr schwer wieder herstellen. Wenn die Haarwurzel erschöpft ist, dann kommt Haar nicht mehr so gut überhaupt jemals wieder nach. Das kennt man auch bei Augenbrauen die mehrfach gezupft werden“.

Bonding-Extensions sind für Menschen mit feinen Haaren besonders problematisch: „Gerade am Rand des Büschels, bei dem 20 bis 30 Haare die Extension tragen müssen, wird besonders an den Haaren gezogen. Da sehe ich häufig richtige Löcher am Hinterkopf wenn die Bondings längere Zeit getragen wurden“, erzählt der Haarmediziner.

Trotzdem sind Bonding-Extensions und andere dauerhafte Extensions wie Tapes, Mikroringe oder Wefts nicht per se schlecht für die Haare: „Wer unter vorübergehenden Haarausfall leidet, hat im Prinzip keine schwachen Haare. Diese Haare können etwas mehr ab. Dann spielt es auch eine Rolle, welche Extensions verwendet werden“, sagt Dr. Finner. Der Prozess des Dünnerwerden der Haare durch Extensions kann jedoch auch bei Frauen mit kräftigeren, volleren Haare eintreten. Allerdings ist das meist erst nach jahrelanger Verwendung von dauerhaften Extensions der Fall.

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Bei feinen Haaren lieber auf abnehmbare Extensions setzen

Ich hielt Tape-in-Extensions für meine dünnen, feinen Haare am besten geeignet. So wird das auch von diversen Friseuren propagiert. Der Haarmediziner Dr. Finner sieht das allerdings nicht so. Er empfiehlt herausnehmbare Varianten, etwa Halo-Extensions (auch Flip-in-Extensions genannt) oder Clip-in-Extensions. Grund dafür ist, dass die Haare bei diesen Extensions nicht andauernd belastet werden. Zudem könne man die Kopfhaut mit speziellen Tinkturen, zum Beispiel Minoxidil, behandeln um weiteren Haarausfall zu stoppen und das Haarwachstum anzuregen. Menschen mit anlagebedingtem Haarausfall haben bereits an den Vorderseiten oft sehr dünne Haare. Durch das Tragen von dauerhaften Extensions kann es Finner zufolge auch zu einer dauerhaften Schwächung der Haarwurzeln am Hinterkopf kommen.

Generell sollte beim Einsetzen von Extensions darauf geachtet werden, dass die Extensions auf größere Flächen verteilt werden damit am einzelnen Haar nicht zu stark gezogen wird. „Bei Clip-in-Extensions besteht eher das Risiko für Haarbruch. Kahle Stellen sind eigentlich nicht zu erwarten, weil man die Extensions abnehmen kann“. Vorsichtshalber sollten Menschen mit feinen Haaren allerdings auch nicht täglich Clip-in-Extensions verwenden. Am besten geeignet für geschwächte Haare sind sicherlich Halo-Extensions, die keine Belastung auf die Haarwurzeln ausüben.

Möchte man dennoch eine dauerhafte Extensions-Variante, dann sind wohl Tape-in-Extensions immer noch am besten geeignet. Denn dabei wird das Gewicht der Extensions auf viele Haare verteilt, sodass das einzelne Haare nicht zu stark belastet werden. Jedoch sollte die Einarbeitung, als auch das Herauslösen unbedingt bei einem Friseur erfolgen. Außerdem ist es hilfreich, öfter mal eine Pause einzulegen und währenddessen auf Halo- oder Clip-in-Extensions zurückzugreifen. Extensions, die an den Haaren befestigt werden, sollten immer so kurz wie möglich und so leicht wie möglich gewählt werden, um die Zugkraft gering zu halten. Bei Clip-in-Extensions gibt es mittlerweile auch solche Varianten, die speziell für feinere Haare entwickelt wurden.

Wer sich unsicher ist, ob die Haare gefährdet sind, dünner durch Extensions zu werden, kann sich auch in einer Haarsprechstunde vorstellen. Der Arzt wird dann herausfinden, ob bereits eine Miniaturisierung der Haare vorliegt. Ist dem der Fall, dann sollte der Prozess mit Minoxidil verlangsamt bzw. gestoppt werden. Dauerhafte Extensions sind dann die eher schlechtere Wahl.

Ich werde zukünftig dauerhafte Extensions meiden und auf Clip-in-Extensions sowie Halo-Extensions zurückgreifen. Bei Clip-in-Extensions werde ich eine kürzere Länge wählen als bei den Flip-in-Extensions, damit meine dünnen Haare weniger belastet werden.

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