2022er Boliden "nicht zwingend langsamer"
Mehr Rennaction durch neue Autos? Hülkenberg "skeptisch"

Die Formel 1 soll 2022 dank einer umfassenden Reform des technischen Regelwerks mehr Action bieten, spannender werden, die Teams sollen enger zusammenrücken. Soweit das Ziel der F1-Revolution. Der Ansatz: Weniger aerodynamischer Schnickschnack, etwas langsamere Autos, die dafür intensivere Zweikämpfe ermöglichen. Ob das gelingt? Nico Hülkenberg ist sich da nicht so sicher.
Erster Hulk Report
„Hinterherfahrende Fahrzeuge werden in der Theorie deutlich besser in den Kurven folgen können, um auf den anschließenden Geraden bessere Überholmöglichkeiten zu haben“, erläutert Hülkenberg in seinem ersten „Hulk Report“ auf Linkedin Sinn und Zweck der Formel-1-Reform. „Eine sehr spannende Entwicklung, die mich als Reservefahrer und ‘Super Sub’ natürlich interessiert, weshalb ich mir das künftige Auto schon mal ein wenig näher angeschaut habe.“
Näher angeschaut heißt: Hülkenberg war mit dem neuen Auto im Simulator schon einmal auf der virtuellen Piste unterwegs.

Hülkenberg hofft "positiv überrascht zu werden"
Erstes Fazit des Aston-Martin-Ersatzfahrers: Zwar „unterscheidet sich das neue Modell von vorne bis hinten vom ‘Vorjahresauto’“, vor allem „unter der Haube“, so der 34-Jährige. Aber: „Ob durch die Änderungen tatsächlich mehr Überholmanöver entstehen, wird man erst nach ein paar Rennen sehen – ich sehe das skeptisch, hoffe aber positiv überrascht zu werden.“
Die Autos seien nach wie vor „verdammt schnell und nicht zwingend langsamer als die letzte Generation. Auch das Fahrgefühl hat sich, zumindest im Simulator, nicht großartig verändert“, schreibt Hülkenberg. „Es wird also sehr spannend zu beobachten, ob diese Autos speziell in den schnellen Kurven dem Vordermann wirklich so gut folgen können und wir noch mehr Rennaction erwarten können als im vergangenen Jahr. Vor allem die Kurven-Geschwindigkeiten sind im Simulator immer noch extrem hoch und damit ist das Risiko für die Entstehung von „Dirty Air“ meiner Meinung nach weiterhin gegeben.“
Immer wieder diese verflixte, schmutzige Luft
Hintergrund: Die „Dirty Air“ – also von einem Vorderauto aufgewirbelte Luft – war in der Vergangenheit in der Formel 1 der große Überhol-Killer. Fahrer, die hinter einem Rivalen herfuhren, kamen, auch wenn sie klar schneller waren, oft nicht vorbei. Die schmutzigen Luft verhunzte ihre Aerodynamik, außerdem nudelten sich die Piloten beim Hinterherfahren die Reifen durch.
Hülkenbergs Skepsis könnte sich auf der echten Strecke aber in ‘sauberer’ Luft auflösen. Denn: „So ein Simulator ist aber natürlich auch immer viel Theorie – Fahrer und Teams werden bei den Tests herausfinden wie sich die Autos in Realität verhalten“, so der 179-malige Grand-Prix-Starter.
Ob Hülkenberg in den neuen Autos noch Rennaction fernab des Simulators genießen wird? Fest steht: Als Ersatzfahrer von Sebastian Vettel und Lance Stroll bei Aston Martin (und im Notfall auch bei Mercedes und McLaren) könnte er in Corona-Zeiten unverhofft zum Einsatz kommen, sollte ein Stammpilot an Covid-19 erkranken. Schon in der Saison 2020 war Hülkenberg zweimal spontan beim damaligen Racing-Point-Team eingesprungen. (mar)