100. GP-Sieg von Hamilton
Drama, Emotionen, Legendenstatus: Die Meilensteine von Sir Lewis

Lewis Hamilton hat ihn erreicht: den magischen Karriere-Meilenstein von 100 Siegen in der Formel 1. Der Rekordsieger der Königsklasse schreibt damit wieder einmal Geschichte. 5.222 Tage lagen zwischen seinem ersten Sieg – damals noch im McLaren – und Triumph Nummer 100 in Sotschi. Dabei blieben neben den sieben Weltmeistertiteln einige Erfolge ganz besonders in Erinnerung. Drama, Emotionen, Legendenstatus – ein Rückblick auf die besonderen Siege des Briten mit der Startnummer 44.
Kanada 2007

Es war gerade mal sein sechstes Rennen in der F1 und doch gelang Hamilton als McLaren-Rookie an der Seite von Teamkollege Fernando Alonso die ganz große Überraschung: Er holte sich in Montreal seinen ersten Sieg. Das Chaos-Rennen vom 10. Juni ist vielen Fans wahrscheinlich vor allem durch den damaligen Horror-Crash von Robert Kubica in Erinnerung geblieben, der sich in seinem BMW bei hoher Geschwindigkeit mehrfach überschlug und am Ende nur noch das Monocoque seines Wagens überlebte.
Der Pole war an jenem Tag aber längst nicht der Einzige, den es erwischte. Hamilton, der von Startplatz eins gestartet war, behielt bei all den Safety-Car-Phasen dennoch den Überblick und fuhr souverän als Sieger über die Ziellinie. Eine Erfolgsgeschichte begann.
Ungarn 2013
Eingerahmt von Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel stand Hamilton ganz oben auf dem Podium – und erstmals erklang für ihn nach der britischen auch die deutsche Hymne. In seinem ersten Jahr für Mercedes gelang ihm im zehnten Rennen direkt der ersehnte Erfolg für Silber auf dem Hungaroring.
Kein Meisterwerk, kein unglaubliches Glanzstück, aber doch ein Fingerzeig. Es sollte in jener Saison zwar der einzige bleiben, doch dieser Sieg war der Startschuss für ein neues, vielversprechendes Kapitel – und rückblickend auch für eine ganz große Ära.
Malaysia 2016
Falls sich Fans jetzt fragen: „Malaysia 2016, da gewann doch Daniel Ricciardo?“ Richtig! Dabei sah aber alles nach einem klaren Hamilton-Erfolg aus. Und der wäre so wichtig gewesen im nervenzerreibenden Jahr, dessen WM-Kampf unter dem Titel „Krieg der Sterne“ stand. Aber der so gut wie sicher geglaubte Hamilton-Sieg war dahin, als dem Briten im Rennen der Motor hochging.
Der Mercedes-Star rollte aus, kletterte aus seinem Wagen und kniete niedergeschlagen und mit hängendem Kopf daneben. Wohl wissend, dass auch dies ein Meilenstein war – allerdings in der Karriere von Rivale Nico Rosberg, der auf Rang drei ins Ziel kam und damit den Weg zum Titel ebnete.
Deutschland 2018

Ähnlich dramatisch wie in Malaysia lief für Hamilton das Qualifying zum Großen Preis von Deutschland 2018. Wieder blieb sein sonst so treuer Mercedes auf der Strecke liegen. Der Brite kletterte während der Session aus dem Cockpit, versuchte selbst sein Auto durch Sektor 3 zurück Richtung Boxengasse zu schieben – vergeblich. Der damals 33-Jährige musste von Startplatz 14 ins Rennen gehen.
Doch im deutschen Regenchaos, das für Titelkonkurrent Sebastian Vettel völlig enttäuschend im Kiesbett endete, behielt Hamilton die Nerven, flog durchs Feld, traf mit seiner Crew die taktisch richtigen Entscheidungen und feierte für Mercedes den Heimsieg. Ein Rennen, das an Spannung kaum zu überbieten war, und das sicher eine Glanzstunde in der Hamilton-Ära markiert.
Monaco 2019

Es war der wohl traurigste Sieg für den Briten, der kurz zuvor einen bedeutenden Wegbegleiter und Freund verloren hatte: Niki Lauda. Hamilton widmete seinen Erfolg im Fürstentum dem langjährigen Mercedes-Aufsichtsratsvorsitzenden, der den Rekordweltmeister in persönlichen Gesprächen während der Saison 2012 von einer Zukunft bei den Silberpfeilen überzeugte.
Lauda und Hamilton standen sich sehr nahe. In Anlehnung an den einstigen roten F1-Helm des Österreichers startet der Mercedes-Pilot in Monaco mit einem ähnlichen Design und reckte ihn nach dem emotionalen Sieg in die Höhe.
Silverstone 2020

Spätestens im Home of British Motor Racing war klar: Hamilton ist auch in diesem Jahr nicht zu stoppen – auch auf drei Reifen rollte der Titelverteidiger zum Sieg. Es sah lange alles nach einem lockeren Sieg für Hamilton bei seinem Formel-1-Heimspiel aus. Doch in der letzten Runden war plötzlich gar nichts mehr easy. Mit einem Reifenschaden schleppte sich der Weltmeister gerade so noch über die Ziellinie. Von hinten rauscht zwar noch Widersacher Max Verstappen an. Zu spät. Hamilton pflügt sich auf drei Schluffen über die Ziellinie – ein Bild für die F1-Ewigkeit.
Portugal 2020
Der nächste F1-Moment für die Ewigkeit. Hamilton rauschte in Portimao zum Sieg, zog damit an Michael Schumacher vorbei. Seither ist der Mercedes-Pilot der alleinige Rekordsieger. Beim Debüt der Königsklasse in Portimão feierte er seinen 92. GP-Sieg (im 262 Rennen). Hamilton hatte das Rennen im Autodromo Internacional do Algarve jederzeit im Griff. Nur Teamkollege Valtteri Bottas konnte dem Tempo des WM-Führenden halbwegs folgen. Das Rekord-Rennen, ein wichtiger Schritt zum siebten Titel.
Türkei 2020

Diesen Titel machte er dann im November in der Türkei fix – und wie! Hamilton bewies seine fahrerische Extraklasse und surfte 50 Runden auf abgewetzten Intermediates bei schwierigen Bedingungen zum siebten WM-Titel – wieder mal musste ein Rekord von Schumi dran glauben. Hamilton sprach danach von seinem vielleicht besten Rennen. Wir wollen nicht widersprechen.
(ana)