Erster Chinese in der Formel 1

Reich der Moneten - Zhous Einstieg auch gut fürs Geschäft

2004 kam Zhou Guanyu, damals gerade fünf Jahre alt, zu Hause in Shanghai seinen Helden ganz nah. Michael Schumacher, Fernando Alonso und Kimi Räikkönen drehten beim allerersten Großen Preis von China ihre Formel-1-Runden – und der kleine Zhou wusste: Das will ich auch. Im Go-Kart entwickelte der Chinese aber nicht sofort einen Vollgas-Instinkt, wie er der Zeitung „The Paper“ erzählte.

Am Anfang war die Angst

Sein erstes Gefühl für Autorennen sei in jungen Jahren ein mulmiges gewesen. „Ich war sehr verängstigt“, berichtete Zhou. „Ich war damals sieben Jahre alt, als ich erstmals in einem Go-Kart saß. Es war schon sehr spät im Vergleich zu anderen Fahrern. Viele begannen mit Rennen, als sie drei oder vier Jahre alt waren.“

Er habe damals nur auf dem Hintersitz eines Karts gesessen, das sein Vater gefahren habe. „Ich machte die Augen zu und habe sie nicht einmal geöffnet. Es fühlte sich an wie eine Achterbahnfahrt“, erinnerte sich der künftige Formel-1-Pilot. Aber seine Eltern hätten dann gesagt, wo sie schon einmal alle da seien, warum er es nicht selber mal ausprobiere. „So habe ich mich gezwungen, es zu versuchen, und ich habe mich darin verliebt – und liebe es seitdem.“

Zhou bringt Millionen-Spritze mit

Diese Liebe hat Zhou weit gebracht. 2022 fährt er in der Formel 1, der Königsklasse des Motorsports. Bei Alfa Romeo, neben Lewis Hamiltons langjährigem Wingman Valtteri Bottas. Zhou ist der erste Chinese, der ein F1-Stammcockpit ergattert hat.

Ein Traum sei wahr geworden, jubelte Zhou, nachdem Alfa-Romeo-Temachef Frederic Vasseur die Personalie verkündte hatte. Ein Traum für Zhou, aber auch ein Traum für die Formel 1.

Seit Jahren sehnt sich die Rennserie nach einem Star aus dem Reich der Mitte. China ist für die Hersteller in der Königsklasse ein riesiger Markt, auf dem noch mehr Geld umgesetzt werden kann – gerade erst wurde der Vertrag mit dem Grand Prix in Zhous Heimatstadt Shanghai bis ins Jahr 2025 verlängert.

Angeblich bringt Zhou ein Sponsorenvolumen in Höhe von 25 Millionen Dollar (knapp 22 Millionen Euro) mit zu Alfa Romeo, die Formel-1-Begeisterung in China soll (und dürfte) durch seine Verpflichtung einen Schub erhalten.

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Seit Jahren gefördert

„Ich weiß, dass viele Hoffnungen auf mir ruhen werden. Und wie immer werde ich das als Motivation nehmen, besser zu werden und mehr zu erreichen“, sagte Zhou, der seit 2019 in der Formel 2 fährt und kurz vor Saisonende in der Gesamtwertung auf Rang zwei hinter Oscar Piastri (Australien) liegt. Den Chinesen wegen seiner Sponsoren als „Pay Driver“ abzutun, wäre also unfair, dazu sind seine Leistungen auf der Strecke zu gut.

Zhou wird seit Jahren gezielt gefördert und auf die Formel 1 vorbereitet. Von 2014 bis 2018 gehörte „Joe" der Fahrerakademie von Ferrari an, 2019 wechselte er in die Renault Sport Academy. Zur laufenden Saison benannte sich Renault in Alpine um, Zhou durfte im Training zum Großen Preis von Österreich das Auto seines Idols Alonso fahren. Nächstes Jahr fährt er gegen ihn. (mar/sid/dpa)