Im Cockpit rappelt es auf und abDarum kriegt Mercedes das Hoppel-Problem einfach nicht in den Griff

Mercedes bleibt in der laufenden Formel-1-Saison weit hinter den Erwartungen zurück. Das hat mit einem großen Problem am Auto zu tun, wegen dem die Fahrer nach den Rennen auch mal zum Osteopathen müssen. Der Wagen hüpft auf und ab. Das tut weh, wenn man im Cockpit sitzt.
Schmerz-Fahrten im Silberpfeil!
2022 in der Formel 1 im Mercedes zu sitzen, macht keinen Spaß – es bereitet Schmerzen. „Es raubt einem wirklich den Atem“, sagte Mercedes-Pilot George Russell. So sehr taten ihm Brust und Rücken nach dem Rennen in Imola weh. Ex-Pilot Nico Rosberg meinte: „Da kriegt man ja Kopfweh nur beim Zuschauen.“ Der Mercedes hoppelt derzeit durch die Rennen – der Rennstall bekommt das sogenannte Bouncing, das für die Fahrer einfach nur anstrengend ist, nicht in den Griff.
Mercedes würde Problem gern abstellen, leider ist das aber nicht so einfach
Kopfweh haben sie deshalb gerade auch im Werk in Brackley: Die Mercedes-Ingenieure versuchen verzweifelt, die Hoppelei der Silberpfeile auf den Geraden abzustellen. Dabei aber gibt es ein großes Problem: Das Hoppeln über die unebenen F1-Pisten lässt sich im Simulator einfach nicht nachstellen. Das "ist viel schwieriger zu beheben, als wir es uns hätten vorstellen können", sagte zuletzt Rekordweltmeister Lewis Hamilton.
Klingt komisch, gilt seine Mercedes-Truppe doch als Entwicklungs-Weltmeister. Vier Rennen, so hatten Experten zu Saisonbeginn getippt, bräuchte das Team, um eine Lösung zu finden und dann um Rennsiege mitzufahren. Angesichts eines mehr als ernüchternden 13. Platzes vom siebenmaligen Weltmeister in Imola und dem langen Hinterher-Gegurke hinter Pierre Gaslys AlphaTauri scheint ein Sieg für Hamilton aktuell doch in weiter Ferne.
Ein unfahrbares Auto
„Es ist teilweise schon so, dass die Fahrer einen Osteopathen brauchen, um alles wieder richtig zu ordnen“, hatte Teamchef Toto Wolff im RTL-Interview verraten. „Wir glauben, dass wir der Lösung aerodynamisch näher kommen. Aber man kann dieses Bouncing im Windkanal nicht replizieren.“
Und darin liegt eben die Krux: Mercedes verbessert ins Blaue hinein. Lösungsansätze sind da. Ob sie aber funktionieren, zeigt sich erst auf der Strecke. Ein Glücksspiel. Zumal der Mercedes 2022 mit seinem Aerodynamik-Konzept ganz allein dasteht. Ein Auto ohne Seitenkästen hat kein anderes Team. Und so galt das Auto bei vielen vor Saisonstart als fehleranfällig, zwischendurch dann als „unschlagbares Meisterwerk“. Aktuell ist es aber nur eins: unfahrbar.
Toto Wolff im RTL-Interview: Werden Ära mit mehreren Siegern erleben
Coulthard: Wenn sie eine Lösung finden, sind sie wieder im Rennen
„Entschuldigung für das, was du heute fahren musstest. Ich weiß, es ist unfahrbar“, hatte sich Wolff in Imola via Funk bei Hamilton entschuldigt – und damit eine Botschaft hinaus an die Welt gesendet. „Ein bedeutsamer Moment“, wie deshalb F1-Experte David Coulthard urteilte. Der 51-Jährige sieht die Mercedes-Saison auch noch längst nicht verloren: „Sobald sie einmal verstanden haben, welcher Teil ihres Aerodynamik-Pakets dieses Problem hervorruft, werden sie mit einem Mal wieder im Rennen sein, denn der Rest des Autos ist grundlegend gut.“ Klar, den Rest konnten die Meister-Ingenieure im Simulator ja auch testen. (ana)




