Weil keine Hilfe kam?

Beim Versuch Flugzeug zu verlassen: Behinderter stürzt von Rolltreppe in den Tod

Bild einer Rolltreppe am Londoner Flughafen Gatwick.
Auf dieser Rolltreppe in London Gatwick stürzte ein Behinderter in den Tod.
Wikimedia Commons

Er wollte nur aus dem Flugzeug raus und in den Terminal, doch dabei stürzte er in den Tod: Ein behinderter Passagier ist auf einer Rolltreppe am Londoner Flughafen Gatwick gestorben. Der Grund dafür macht besonders fassungslos: Frustriert darüber, dass keiner ihm beim Aussteigen aus dem Flieger half, versuchte der Mann angeblich, es selbst durch das Getümmel zu schaffen. Schon vor ihm gab es ähnliche Probleme an Londoner Flughäfen.

London Gatwick: Behinderter Passagier stürzt beim Versuch, ins Terminal zu kommen in den Tod

Laut „Daily Mail“ soll der Mann einfach im Flugzeug zurückgelassen worden sein. Nachdem wohl einfach niemand kam, um ihn abzuholen, entschied er sich, es allein aus der Maschine heraus zu versuchen. Eine Quelle sagte gegenüber „Daily Mail“: „Ein Mitarbeiter kam, um [eine] Frau zum Flughafen zu bringen, aber der Mann wurde im Flugzeug zurückgelassen. Er wollte wohl nicht auf die Rückkehr des Mitarbeiters warten, also ging er selbst ins Terminal.“

Eine Rolltreppe soll ihm dann zum Verhängnis geworden sein: „Auf der Rolltreppe stürzte der Fahrgast, zog sich dabei schwere Verletzungen zu und starb. Dies ist ein tragischer Vorfall, der niemals hätte passieren dürfen. Jemand hätte ihm helfen sollen“, so die Quelle der „Daily Mail“. Herbeigeeilte Mitarbeiter der Airline kämpften wohl noch um das Leben des Mannes – vergeblich.

Ein Sprecher des Flughafens nennt den Tod „traurig und tragisch“. Die Gedanken der Verantwortlichen seien bei der Familie des Verstorbenen. Der Fall werde aktuell geprüft. Gegenüber „Daily Mail“ bestätigte die Polizei von Sussex, dass Rettungskräfte nach Gatwick gerufen worden seien. Eine Person sei demnach im Terminal Nord gefallen und hätte sich verletzt: „Traurigerweise verstarb der Mann trotz aller Bemühungen noch vor Ort“, erklärte ein Sprecher der Zeitung.

Tragödie von Gatwick nicht der erste Fall an Flughäfen in London

Bild von Rollstuhlfahrerin Victoria Brignell
Rollstuhlfahrerin Victoria Brignell wurde ebenfalls im Flugzeug sitzen gelassen.
Ken McKay/ITV/Shutterstock

Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art in Gatwick. Zuletzt musste sich der Flughafen laut „Daily Mail“ bei der querschnittsgelähmte Victoria Brignell entschuldigen. Sie soll mehr als eine Stunde nicht aus ihrem Flugzeug herausgekommen sein. Ebenfalls, weil ihr angeblich keiner half.

Brignell erklärte „Daily Mail“: „Ich habe die Hilfe drei Monate im Voraus gebucht, es war nicht so, als wäre ich einfach aufgetaucht. Sie wussten, dass ich kommen würde und ich habe sie vor zwei Wochen daran erinnert, und ich habe immer noch nicht den Service bekommen, den ich erwarten sollte.“

Auch BBC-Korrespondent und Rollstuhlfahrer Frank Gardner wurde längere Zeit allein im Flugzeug zurückgelassen. Allerdings in Heathrow. Er beschuldigte daraufhin den Flughafen, behinderte Passagiere als „niedrigste Priorität“ zu behandeln.

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Lage an Flughäfen in Großbritannien und Deutschland angespannt

Frank Gardner leaving
Auch BBC-Korrespondent und Rollstuhlfahrer Frank Gardner, der einen Rollstuhl benutzt, wurde längere Zeit allein im Flugzeug zurückgelassen.
Tom Nicholson/Shutterstock

Die Lage an Großbritanniens Flughäfen ist angespannt. In den letzten Wochen mehrten sich Schlagzeilen, nach denen Flüge in letzter Minute storniert wurden, Gepäck nicht zum Zielflughafen kam und lange Schlangen zur neuen Norm wurden. In Deutschland ist die Situation ähnlich. Die Reiselust der Menschen ist nach Angaben der Luftfahrtbranche zwar enorm.

Doch stattdessen sorgen Flugstreichungen, Verspätungen und Warteschlangen für Reisefrust. Als Knackpunkt gelten Personalmangel und Engpässe bei Sicherheitskontrollen, Check-in und Flugzeugabfertigung. Laut Flughafenverband ADV ist dort etwa jede fünfte Stelle unbesetzt. (reuters/ jmu)

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