Flug MH370 änderte gezielt den Kurs – chinesisches Staatsfernsehen berichtet von Entführung

Die seit einer Woche verschollene Boeing 777 der Malaysia Airlines mit 239 Menschen an Bord ist nach Einschätzung der Regierung gezielt von ihrem Kurs abgewichen und noch mindestens sieben Stunden auf einem neuen Kurs Richtung Westen geflogen. Ministerpräsident Najib Razak sagte auf einer Pressekonferenz, die Flugbewegungen deuteten auf ein geplantes Vorgehen hin. Jemand habe die Maschine gewendet und in Richtung Westen gelenkt.

epa04125937 Malaysian Prime Minister Najib Abdul Razak speaks during a press conference at the Kuala Lumpur International Airport, in Sepang, outside Kuala Lumpur, Malaysia, 15 March 2014. The missing Malaysian aircraft's communication system was likely disabled while still in the country's airspace, Prime Minister Najib Razak said. Razak also said it appears that someone on the plane deliberately changed its flight path westward. Malaysia Airlines flight MH370 with 239 people on board went missing early 08 March 2014 while on its way from Kuala Lumpur to Beijing. EPA/SHAMSHAHRIN SHAMSUDIN +++(c) dpa - Bildfunk+++
Der malaysische Ministerpräsident Najib Razak ordnete eine Neuausrichtung der Suchkorridore an.
dpa, Shamshahrin Shamsudin

"Ungeachtet der Medienberichte, wonach das Flugzeug entführt wurde, möchte ich ganz deutlich machen, dass wir weiter in alle Richtungen ermitteln, was die Ursache der Kursänderung von Flug MH370 angeht", sagte Najib. Die Suche nach dem Flugzeug habe aber "eine neue Phase" erreicht. Zuvor hatte das chinesische Staatsfernsehen unter Berufung auf nicht näher genannte Ermittlerkreise in Kuala Lumpur in Medienberichten von einer Entführung gesprochen.

Zwei Kommunikationssysteme an Bord der Boeing 777-200, die Daten zu Kontrollstationen übermitteln, seien "mit hoher Wahrscheinlichkeit absichtlich" abgeschaltet worden, sagte der Premier. Das ACARS-System (Aircraft Communications Addressing and Reporting System) sei nach dem Start von Kuala Lumpur noch kurz vor der Ostküste Malaysias deaktiviert worden. Das zweite Gerät, der Transponder, habe wenig später keine Daten mehr gesendet. Das deute auf eine "absichtliche Aktion von jemandem an Bord des Flugzeugs" hin.

Nach Informationen der 'New York Times' schienen Radarsignale vom malaysischen Militär aufzuzeigen, dass die Boeing kurz nach dem Verschwinden vom zivilen Radar auf eine Höhe von 13.700 Meter gestiegen sei - also höher, als es für diesen Flugzeugtyp zulässig sei. Dann habe sie eine scharfe Kurve in westlicher Richtung eingeschlagen und sei auf 7.010 Meter abgestiegen, als sie sich der dicht bevölkerten Insel Penang genähert habe. Von dort sei sie wieder hochgeklettert und auf nordwestlichem Kurs in Richtung Indischer Ozean geflogen.

Suche wird auf zwei neue Korridore ausgerichtet

Das letzte an einen Satelliten geschickte Signal der Maschine stamme von 08.11 Uhr (Ortszeit) am 8. März, sagte Razak. Gestartet war Flug MH370 um 00.41 Uhr, vom Radar verschwand er gegen 01.30. Das malaysische Militär habe Signale eines Flugzeugs auf seinem Weg nach Westen verfolgt, bei dem es sich nach heutiger Erkenntnis mit großer Wahrscheinlichkeit um die vermisste Boeing gehandelt habe.

Die letzte Position des Flugzeugs könne nicht genau bestimmt werden. Aus den vorliegenden Daten hätten die Experten aber zwei mögliche Flugkorridore ermittelt, so Razak weiter. Eine Route führe über das nördliche Thailand bis nach Kasachstan und Turkmenistan. Die andere gehe in südlicher Richtung von Indonesien in den Indischen Ozean.

Die Suchaktion im Südchinesischen Meer werde abgebrochen und auf die beiden Routen ausgerichtet, sagte der Premier. 14 Länder sind derzeit beteiligt, etwa 60 Flugzeuge und 40 Schiffe suchen nach der Boeing der Malaysia Airlines. Razak las nur eine Erklärung vor und beantwortete keine Fragen. Seine Pressekonferenz wurde live in ein Hotel in Peking übertragen, wo Familien von Passagieren seinen Ausführungen folgten. Einige reagierten geschockt, aber auch neue Hoffnungen keimten auf.

Der Premier verteidigte die Informationspolitik und Ermittlungen der malaysischen Behörden gegen wachsende Kritik wegen widersprüchlicher Angaben. "Wir haben die Verantwortung gegenüber den Ermittlungen und den Familien, nur Informationen herauszugeben, die bestätigt worden sind."

Unterdessen durchsuchten Polizisten das Haus des Piloten. "Die Beamten haben nach Material gesucht, dass bei der Suche nach dem vermissten Flugzeug helfen könnte", sagte ein Polizist in Kuala Lumpur, wo das Haus des 53 Jahre alten malaysischen Piloten Zaharie Ahmad Shah steht. Ob etwas gefunden oder mitgenommen wurde, teilte er nicht mit.

Wie jetzt bekannt wurde, befanden sich unter den 239 Passagieren an Bord auch fünf Kinder zwischen zwei und vier Jahren.