Irrer Internet-Kult um Totraser

Cameron Herrin tötete Mutter und Baby - Fans finden ihn "zu süß für den Knast"

April 8, 2021, TAMPA, Florida, USA: Cameron Herrin listens to testimony during his sentencing hearing on Thursday, April 8, 2021, at the Hillsborough County Edgecomb Courthouse before 13th Judicial Circuit Court judge Christopher Nash in downtown Tampa. Herrin was the driver of a Ford Mustang that collided with a mother and daughter on Bayshore Boulevard in 2018, as Herrin, who was then 18, was racing another driver, John Barrineau. The Mustang hit Jessica Reisinger-Raubenolt, who was pushing her 21-month-old daughter, Lillia, in a stroller across the iconic Tampa roadway. Both Herrin and Barrineau pleaded guilty late last year to vehicular homicide. Barrineau made a plea deal and was sentenced to six years in prison. Herrin has left it up to judge to decide what his penalty should be. He faces a maximum of 30 years in prison. Sentencing guidelines suggest about 18 years. (Credit Image: © Douglas R. Clifford/Tampa Bay Times via ZUMA Wire
Cameron Herrin beim Prozess (Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Douglas R. Clifford)

Es ist ein Kult, der kaum zu verstehen ist: Cameron Herrin (21) hat eine junge Mutter und ihr Baby im US-Bundesstaat Florida umgebracht. Weil er ein rücksichtsloser Raser ist. Dennoch hat er auf der Plattform TikTok eine treue Fangemeinde, die ihn verteidigt und findet, dass er viel zu hart bestraft wurde. 24 Jahre, so lautete das Urteil gegen den jungen US-Amerikaner. Seine Unterstützerinnen und Unterstützer finden, er sei so süß, dass er eine zweite Chance verdient hätte.

Vor Gericht bekannte sich Cameron Herrin schuldig

Jessika
Dieses Foto erinnert auf einer Facebook-Seite an das Famlien-Glück, das bei dem Unfall für immer zerstört wurde, als Mutter Jessika (rechts) und Baby Lillia (links) getötet wurden.

Die 24 Jahre alte Jessika Reisinger-Raubenolt hat keine Chance, als sie 2018 mit ihrem 20 Monate alten Baby Lillia im Kinderwagen eine Straße in Tampa überqueren will. Ein Ford Mustang, der sich mit einem anderen Auto ein illegales Rennen liefert, rast mit viel zu hoher Geschwindigkeit heran, fährt sie und das kleine Mädchen über den Haufen. Beide sterben bei dem Unfall.

Am Steuer: Cameron Herrin. Er bekennt sich später vor Gericht schuldig. 160 Stundenkilometer soll er vor dem Crash schnell gewesen sein, beim Aufprall waren es immer noch zwischen 50 und 65.

TikTok-Hype: "Mama, ich bin in einen Kriminellen verliebt"

April 8, 2021, TAMPA, Florida, USA: Jessica Reisinger-Raubenoltââ¬â¢s parents, Pamela Reisinger, center, hugs Bob Reisinger, moments after Cameron Herrin is sentenced to 24 years in prison on Thursday, April 8, 2021, at the Hillsborough County Edgecomb Courthouse before 13th Judicial Circuit Court judge Christopher Nash in downtown Tampa. David Raubenolt, center, is flanked by family while attending Cameron Herrinââ¬â¢s sentencing hearing on Thursday, April 8, 2021, at the Hillsborough County Edgecomb Courthouse before 13th Judicial Circuit Court judge Christopher Nash in downtown Tampa. Herrin was the driver of a Ford Mustang that collided with a mother and daughter on Bayshore Boulevard in 2018, as Herrin, who was then 18, was racing another driver, John Barrineau. The Mustang hit Davidââ¬â¢s wife, Jessica Reisinger-Raubenolt, who was pushing thier 21-month-old daughter, Lillia, in a stroller across the iconic Tampa roadway. Both Herrin and Barrineau pleaded guilty late last year to vehicular homicide. Barrineau made a plea deal and was sentenced to six years in prison. Herrin has left it up to judge to decide what his penalty should be. (Credit Image: © Douglas R. Clifford/Tampa Bay Times via ZUMA Wire
Jessikas Eltern Pamela und Bob Reisinger nach der Urteilsverkündung im April 2021 (Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Douglas R. Clifford)

24 Jahre Haft – das ist eine lange Zeit, besonders für jemand, der erst 21 Jahre alt ist. Das Strafmaß liegt jedoch nicht nur darin begründet, dass Herrin bei einem illegalen Autorennen eine junge Familie zerstörte. Die hohe Strafe kam auch zustande, weil er nicht zum ersten Mal wegen zu schnellen und rücksichtslosen Fahrens auffällig wurde. Ein Wiederholungstäter.

Trotzdem ist im Netz eine Art Hype um ihn entstanden. Auf TikTok gibt es Kommentare wie: "Mama, ich bin in einen Kriminellen verliebt" oder "Du bist so süß." Unter Fotos des Verurteilten finden sich Einträge wie: "Bitte, nehmt ihm dieses Lächeln nicht".

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Mutter Cheryl Herrin bezeichnet Hype um ihren Sohn als "ungesunde Besessenheit"

Herrin
Cameron Herrin wurde zu einer langen Haftstrafe verurteilt, weil er eine Mutter und ihr Baby totgefahren hat.

Sogar eine Petition sei eingerichtet worden. in der mehr als 25.000 Menschen "Gerechtigkeit" für den Totraser fordern, berichtet die "New York Post". Für Herrins Mutter Cheryl sei diese Entwicklung "fast wie eine Besessenheit, eine ungesunde Besessenheit", heißt es in der "Tampa Bay Times".

Wie es zu dem Hype um den jungen Verbrecher kommt, ist unklar. Die Zeitung aus Florida berichtet über viele Unterstützer aus dem Nahen Osten. Herrins Mutter habe viele Anrufe aus der Region bekommen, wird sie zitiert. Auch gezielte Manipulationen könnte eine Rolle spielen, so die Zeitung weiter. Es gebe eine Reihe von Unterstützern, die Spam-Konten ähnelten, die von Unternehmen für digitales Marketing im Nahen Osten verwendet würden. Viele Konten seien inzwischen gesperrt, so die "New York Post".

Hype erinnert an "Knast-Model" Jeremy Meeks

Jeremy Meeks
„Knast-Model“ Jeremy Meeks

Den Berichten zufolge hat Herrins Anwältin inzwischen Berufung gegen das Urteil eingelegt. Es sei jedoch unwahrscheinlich, dass die Strafe reduziert wird.

Die Aufmerksamkeit für Herrin erinnert an den US-Amerikaner Jeremy Meeks, der vor sechs Jahren als „Hot Felon“ (heißer Verbrecher) und „Knast-Model“ bekannt wurde. (uvo)