Feuerwehr soll für Rettung rund 7.000 Euro zahlen

Jonathan (1) in Aufzug eingesperrt - Eltern: „Das bricht uns das Herz, das Kind so schreien zu hören“

Lisa Pauli sagte zu ihrem Sohn, er solle doch schon mal auf den Knopf drücken und im Aufzug auf sie warten.
Lisa Pauli sagte zu ihrem Sohn, er solle doch schon mal auf den Knopf drücken und im Aufzug auf sie warten.
RTL

Lisa und Korbinian Pauli erlebte den Schock ihres Lebens. Ihr kleiner Sohn Jonathan (1) war knapp eine Stunde lang in einem Aufzug eingeschlossen. Weil weder der Hausmeister noch der Notdienst rechtzeitig zur Hilfe geeilt wären, riefen sie die Feuerwehr. Nach mehreren erfolglosen versuchen, brachen sie die Lifttüre gewaltsam auf und retten den kleinen Jungen unversehrt aus seiner misslichen Lage. Doch die Rettungsaktion hinterließ einen faden Beigeschmack.

Lisa Pauli: „Da bricht Eltern das Herz, das Kind so schreien zu hören“

Der Vorfall ereignete sich am 22. Juni im bayerischen Donaustauf bei Regensburg. Familie Pauli war mitten im Umzugsstress und erwartete potenzielle Nachmieter zum Besichtigungtermin in ihrer Wohnung. Damit es etwas ordentlicher aussieht, wollte Lisa mit einer kleinen Kehrschaufel die Blumen – die zwischen dem Aufzug und der Wohnungstür standen – etwas aufhübschen. Den dadurch entstanden Müll wollte sie dann mit dem Aufzug in den Erdegeschoss runter zu den Containers bringen.

Sie sagte zu ihrem Sohn, er solle doch schon mal auf den Knopf drücken und im Aufzug auf sie warten. Das tat er dann auch, mit schlimmen Folgen: Die Aufzugstür ging zu und ließ sich nicht mehr öffnen, sie klemmte. „Ich war zu langsam und da ging die Tür schon zu“, sagt Lisa im RTL-Interview. Der Jonathan hätte das schon viele Male gemacht, nie sei etwas passiert. „Ich habe es einige Male versucht, aber sie ging einfach nicht mehr auf.“ Daraufhin habe sie ihren Mann Korbinian gerufen, auch er habe erfolglos versucht, die Aufzugstür zu öffnen.

Anwälte der Hausverwaltung sendeten der Feuerwehr ein Schreiben zu. Sie forderten die Rettungskräfte dazu auf, den durch die Rettung am Lift entstandenen Schaden in Höhe von 7.050,50 Euro zu begleichen.
Anwälte der Hausverwaltung sendeten der Feuerwehr ein Schreiben zu. Sie forderten die Rettungskräfte dazu auf, den durch die Rettung am Lift entstandenen Schaden in Höhe von 7.050,50 Euro zu begleichen.
RTL

Das junge Paar rief zunächst den Hausmeister, doch der verwies auf den Aufzugsservice. Während Lisa versuchte, ihren kleinen weinenden Sohn zu beruhigen, telefonierte Korbinian mit dem Aufzugsservice. Doch die Mitarbeiter hätten erst in knapp 30 Minuten vor Ort sein können, wobei auch das unsicher gewesen wäre, schildert Lisa. Weil es sich um ein kleines Kind handle, könne das Paar die Feuerwehr um Hilfe rufen, schlugen die Mitarbeiter vor. Nach fünf Minuten waren die Rettungskräfte mit einem größeren Aufgebot vor Ort. „Das bricht Eltern das Herz, das Kind so schreien zu hören“, sagt die besorgte Mutter, die auf die Rettung ihres Kindes hoffte.

Feuerwehr soll Schaden in Höhe von 7.050,50 Euro begleichen

Wie Christopfer Möck, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr in Donaustauf, gegenüber RTL erklärt, haben die Rettungskräfte etwa 15 bis 20 Minuten lang versucht, die Aufzugstür gewaltfrei zu öffnen, um den immer lauter werdenden Jonathan zu befreien. Als das nicht funktionierte, habe man sich dazu entschieden, die Lifttür mit einer Brechstange aufzubrechen, sagt Möck. So konnte der kleine Junge nach etwa 45 Minuten unversehrt aus dem Aufzug befreit werden.

Zwei Monate später folgte die böse Überraschung: Anwälte der Hausverwaltung sendeten der Feuerwehr ein Schreiben zu. Sie forderten die Rettungskräfte dazu auf, den durch die Rettung am Lift entstandenen Schaden in Höhe von 7.050,50 Euro zu begleichen. Die Begründung: Die Feuerwehr habe weder versucht, den Hausmeisterservice zu erreichen noch habe sie den Aufzughersteller kontaktiert. Man zweifle an der Qualifikation der Einsatzkräfte.

Zuvor sei auch eine ähnliche Forderung bei Familie Pauli eingegangen. „Telefonisch hieß es, der Jonathan hätte den Aufzug kaputt gemacht“, sagt Lisa. Man habe ihr sogar eine Verletzung der Aufsichtspflicht vorgeworfen. Aus der Zeitung hätte das Paar erfahren, dass eine Aufforderung der Hausverwaltung auch an die Feuerwehr gesendet worden ist. Lisa versicherte gegenüber RTL, dass ihr Sohn völlig alleine im Aufzug eingeschlossen war, weder Spielzeug noch andere Gegenstände hätten die Tür blockiert.

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Bürgermeister: Das ist "unterste Schublade"

Der zweite Bürgermeister von Donaustauf, Wolfgang Weigert, ist außer sich. „Was uns als Gemeinde hier besonders gestört hat, war die Tonalität des Schreibens. Hier wurde davon gesprochen, dass die Feuerwehr nicht in der Lage wäre, fachlich, diese Tür schadlos zu öffnen. Das ist natürlich absolut nicht richtig“, sagt Weigert.

Die Feuerwehr habe mehrmals im Jahr solche Vorfälle und habe – wie auch in diesem Fall – nach Lehrbuch gehandelt. Dies jetzt in Rechnung zu stellen sei „unterste Schublade". Er befürchte, dass die Feuerwehrmänner beim nächsten Einsatz nun darüber nachdenken müssen, ob ein „Anwaltsschreiben in die Tür hereinflattert“, so der Bürgermeister, und weiter: „Wenn man bedenkt, dass es sich um ein kleines Kind handelt, das nach Angaben der Eltern eine dreiviertel Stunde dort eingeschlossen war, ist das Unverständnis schon ziemlich groß.“ Nun müssen die Versicherungen der beiden Parteien klären, wer für den Schaden aufkommen muss, sagt Weigert und fügt noch hinzu: „Unser Auftrag der Feuerwehr ist es, die Person zu retten und das ist uns geglückt.“