Nach Trennung von Band ThundermotherThe Gems über ihren Neuanfang: „Wir lassen eine ungesunde Situation voller Lügen hinter uns“
„The Gems“ erstehen aus der Asche einer anderen Band wieder auf.
Ihr erstes Album heißt Phoenix und erscheint am 26. Januar 2024. Und tatsächlich könnte kaum ein Titel besser passen, denn Die drei Musikerinnen Guernica Mancini, Drummerin Emlee Johansson und Bassistin und Gitarristin Mona „Demona“ Lindgren waren vorher Teil der Heavy-Metal-Band Thundermother und haben sie neu formiert. Weil Bandchefin Filippa Nässil Sängerin Guernica einfach so ohne Absprache gefeuert haben soll, gingen Emlee und Mona mit und stärkten der Geschassten den Rücken. Jetzt kehren sie als „The Gems“ zurück. Wie es den Frauen nach dem Thundermother-Schock geht und warum Empowerment ein wichtiges Thema für sie ist, erzählten die drei im Interview mit RTL.
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Euer Debütalbum heißt "Phoenix" und erscheint am 26. Januar. Was lasst ihr in der Asche zurück, was nehmt ihr mit zur Auferstehung?
Wir lassen eine ungesunde Situation voller Lügen, mangelnder Loyalität und dem Gefühl, benutzt zu werden und wertlos zu sein, hinter uns. Das Gefühl würden wir nicht einmal unserem ärgsten Feind wünschen. Es waren ein paar extrem harte Jahre, von denen wir uns immer noch erholen. Aber durch das neue Kapitel, dass wir mit The Gems aufschlagen, sind wir auf dem richtigen Weg. Ein Kapitel, das von Ehrlichkeit, Solidarität und einer echten Schwesternschaft geprägt ist. Wir halten uns gegenseitig den Rücken frei und kommunizieren auf respektvolle und ehrliche Weise.
Jetzt können wir unsere Energie darein investieren, es in der Musik zu schaffen – und dazu beizutragen, den Rock 'n' Roll wieder unter die Leute zu bringen. Darauf haben wir unsere ganze Karriere lang hingearbeitet und die Zukunft sieht rosig aus! Die Gems haben uns unser Glück und unsere Leidenschaft zurückgegeben!
Am 26. Januar feiert ihr eine Release-Party für "Phoenix" - was wünscht ihr euch für diesen Tag?
Wir hoffen, dass die Leute unser Debütalbum mögen. Phoenix ist ein Produkt, das aus LIebe entstanden ist. Wir hatten unsere erste Schreibsession im Februar 2023 und schrieben Tracks für Phoenix, noch bevor wir die Trennung von unserer vorherigen Band bekannt gegeben haben. Wir haben uns in die Arbeit gestürzt und haben so den Schmerz als Treibstoff genutzt.
Wir wünschen uns einen schönen Tag mit unseren Fans, Freunden und der Familie. Es wird eine doppelte Feier, denn am 26. hat auch Guernica Geburtstag, also wird es vielleicht Kuchen geben. Wir freuen uns darauf, das ganze Album zu spielen, jeden Song, vom Anfang bis Ende. Das ist etwas, was wir in unserer vorherigen Band nie tun konnten, weil es unterschiedliche Meinungen darüber gab, wo wir die Messlatte ansetzen sollten. Jetzt können wir das endlich tun; wir alle lieben es, uns selbst zu fordern, und wir fühlen uns wohl bei musikalischen und kreativen Herausforderungen.
In vielen eurer Songs geht es um das Thema Empowerment, also um die Aufforderung, sich zu wehren. Warum ist dieses Thema so wichtig für euch?
Durch unsere eigenen Erfahrungen haben wir gelernt, dass Selbstliebe entscheidend ist.
Deshalb hoffen wir, die Menschen zu inspirieren, an sich selbst zu glauben und zu wissen, dass es nie zu spät ist, sich wieder aufzubauen, neu anzufangen und an sich zu arbeiten.
Gab es Situationen, in denen ihr euch als Frauen gegen Ungerechtigkeiten wehren musstet?
Sicher, wir hatten immer das Gefühl, besser sein zu müssen als andere, nur weil wir Frauen sind und das, was wir tun nicht der Norm entspricht. Man bekommt eine Menge „Komplimente“, die eher respektlos als nett sind. Emlee bekommt zum Beispiel oft zu hören: „Ich wusste nicht, dass Frauen Schlagzeug spielen können.“
Wir sehen es als unsere Aufgabe an, unsere Musik zu verbreiten und der Welt zu zeigen, dass es keine Rolle spielt, welches Geschlecht man hat. Musik ist und sollte geschlechtsneutral sein.
Deine Single "Like a Phoenix" wurde 2023 veröffentlicht und hat mittlerweile fast 246.000 Aufrufe auf Spotify. Bist du mit der Reaktion der Fans zufrieden?
Ja, sehr zufrieden. Es zeigt, dass wir als Individuen einen Wert haben – und nicht die Marke (Anm. d. Red. „Thundermother“), die wir mit aufgebaut haben. Der Song war ein wirklich wichtiges Statement für uns und markiert den Beginn unserer Reise als The Gems. Er ist ein perfektes Symbol für das, was wir zusammen durchgemacht haben. Wir sind so glücklich, dass die Leute den Song so sehr mögen.
Es ist ungefähr ein Jahr her, dass du dich von der Band Thundermother getrennt hast. Wie wichtig ist eure Ex-Band für euren aktuellen Erfolg?
Die Thundermother (TM), zu der wir gehörten und die wir zum großen Erfolg aufgebaut haben, ist natürlich sehr wichtig für uns. Wir haben uns als Individuen und Künstler weiterentwickelt und auch etwas über das Musikgeschäft gelernt. Das waren alles sehr wichtige Werkzeuge, die wir nutzen konnten, als wir uns wieder aufgebaut und neu formiert haben. TM war eine charakterbildende Zeit in unserem Leben.
Es lässt sich nicht leugnen, dass unser Beitrag zu TM und auch die harte Arbeit der Bandmitglieder vor uns dazu beigetragen haben, dass die Band so groß geworden ist. Und aus diesem Grund sind wir auch der Meinung, dass wir das Recht haben, den Schwung und den Namen zu nutzen, wenn wir unsere Geschichte mit anderen teilen.
Wir sprechen nur von den Errungenschaften, an denen wir beteiligt waren – bis heute sind es unsere größten. Wir empfinden es als tragisch und respektlos, dass unsere ehemalige Bandkollegin (Anm. d. Red.: Thundermother-Chefin Filippa Nässil) versucht, uns aus der Geschichte der Band auszulöschen, indem sie uns zum Beispiel aus ihrer Biografie entfernt, was kürzlich geschehen ist. Die harte Arbeit aller früheren Mitglieder wurde ebenfalls nicht erwähnt oder gewürdigt. Das scheint ein Versuch zu sein, es so aussehen zu lassen, als ob sie alles alleine gemacht hätte, was lächerlich ist.
Habt ihr nach der Trennung viel mit Hatern oder Thundermother-Die-Hard-Fans zu tun gehabt?
Eigentlich nicht, wir haben nur Liebe und Unterstützung erhalten. Wenn es da draußen irgendeine Negativität gibt, sind wir uns dessen glücklicherweise nicht bewusst. Wir denken, dass die meisten Thundermother-Fans das schon einmal erlebt haben und wissen, dass sich die Geschichte wiederholt und das auch weiterhin tun wird. Es ist das sechste Mal, dass sowas passiert ist. Die meisten Thundermother-Fans wissen also Bescheid und erwarten wahrscheinlich mindestens alle zwei Jahre einen Besetzungswechsel (lachen). Sie sind froh, dass wir weitermachen.
Was haben The Gems, was Thundermother nicht hat?
Wir haben einen bluesigeren, gefühlvolleren Classic-Rock-Sound und Thundermother scheinen jetzt einen Heavy-Metal-Sound zu haben.
Wie sehr hat euch die schwierige Zeit nach der Trennung inspiriert, neue Songs zu schreiben?
Sehr viel, dieses Album führt uns durch alle Phasen der Trauer und dann durch die hoffnungsvollen, glücklichen Gefühle dieses neuen, aufregenden Anfangs. Wir hoffen, dass dieses Album jeden anspricht, der eine schwere Zeit in seinem Leben durchmacht.
Woher bekommt ihr eure Inspiration?
Wir lassen uns vom Leben inspirieren, von starken Frauen und von einer Menge Seelensuche. Wir haben alle eine Vielzahl von Vorbildern. Bei diesem Album haben wir uns von vielen klassischen Rockbands aus den 70ern und 80ern inspirieren lassen, wie Queen, Van Halen, Led Zeppelin, KISS, ZZ Top, Iron Maiden und auch Nina Simone, Beyonce und Madonna.
In einem Interview mit dem Metal Hammer im Jahr 2023 sagtet ihr, dass ihr 2024 gerne wieder eine Stadiontour als Support spielen würdet. Ist da schon etwas geplant?
Im Moment haben wir noch keine Support-Tour geplant, aber wir hoffen natürlich, dass das eher früher als später passiert. Wir planen derzeit eine längere Headline-Tour durch Europa im Herbst 2024. Wir sind wirklich gespannt auf die Zukunft! Folgt unseren sozialen Medien, wenn ihr neugierig auf The Gems seid. Wir werden dort alle Neuigkeiten über Live-Shows und Touren posten.
