Erdogan weist neue Korruptionsvorwürfe zurück

Turkey's Prime Minister Tayyip Erdogan addresses members of parliament from his ruling AK Party (AKP) during a meeting at the Turkish parliament in Ankara February 25, 2014. Erdogan said on Tuesday voice recordings purportedly of him telling his son to dispose of large sums of money on the day news broke of a graft inquiry were a "treacherous attack" on his office.   REUTERS/Umit Bektas   (TURKEY - Tags: POLITICS BUSINESS)
Ministerpräsident Erdogan weist Korruptionsvorwürfe zurück.

Die Echtheit der Telefonmitschnitte ist ungewiss, nach den Worten des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan handelt es sich um Fälschungen und "schamlose Montagen", die einen heimtückischen Angriff auf sein Amt darstellen. Dennoch sorgen die mehr als zehnminütigen Aufnahmen von fünf Telefonaten für gewaltige Unruhe im Land.

Die neuen Korruptionsvorwürfen gegen Erdogan bringt die Volksseele zum kochen. Immer wieder kam es in der Türkei zu Zusammenstößen zwischen Regierungsgegnern und der Polizei. In Istanbul, Ankara, Izmir und anderen Städten hätten mehrere hundert Menschen demonstriert, berichtete der Sender CNN Türk. Die Proteste wurden mit Tränengas und Wasserwerfern beantwortet. Die Opposition fordert Erdogan zum Rücktritt auf.

Zwar wollten sich auch regierungskritische Medien nicht darauf festlegen, ob es sich tatsächlich um Erdogans Stimme handelt. Der Popularität des YouTube-Clips tat das aber keinen Abbruch - bis Mittwochmorgen wurde er über zwei Millionen Mal angeklickt. Zu hören ist angeblich Erdogan, wie er seinen Sohn Bilal auffordert, Millionenbeträge vor Korruptionsermittlern in Sicherheit zu bringen.

"Bringe alles weg, was in Deinem Haus ist", sagt die Stimme des älteren Gesprächsteilnehmers in einem Telefonat, morgens um 8.02 Uhr. "Dein Geld ist im Tresor", antwortet die jüngere Stimme. Beide beraten angeblich darüber, wie das Vermögen auf verschiedene Unternehmen zu verteilen sei. In einem späteren Gespräch sagt die jüngere Stimme, 30 Millionen Euro hätten noch nicht „aufgelöst“ werden können. Sie fragt dann: "Soll etwas Geld bei Dir verbleiben?" In einem letzten Telefonat warnt die ältere Stimme schließlich: "Sohn, Du wirst abgehört."

"Er klammert sich an die Macht, und das ist das Problem"

Die Gespräche sollen vom Tag der Großrazzien stammen, bei denen am 17. Dezember unter anderem Söhne von drei Ministern unter Korruptionsverdacht festgenommen wurden. Erdogans Anhänger werfen dessen in den USA lebenden Rivalen Fethullah Gülen und dessen Hizmet-Organisation gar vor, die gesamte Korruptionsaffäre eingefädelt zu haben. Gülen, der über ein ganzes Geflecht an Schulen, Unternehmen und Medienhäusern in der Türkei verfügt, bestreitet das.

Ein Regierungsvertreter sagte, die Telefone des Regierungschefs, von Ministern, Geschäftsleuten und anderen Personen seien 18 Monate lang abgehört worden. Aus all den Gesprächen seien Teile herausgeschnitten, aus dem Kontext gerissen und zusammengefügt worden, um einen falschen Eindruck entstehen zu lassen.

Der Oppositionspolitiker und frühere türkische Botschafter in den USA, Faruk Logoglu, sagte, er habe keinen Zweifel an der Echtheit der Tonaufnahme. "Zu sagen, das sei eine Fälschung, bedeute nicht, dass es nicht stattgefunden hat", warf Logoglu dem Ministerpräsidenten vor. In einer minimal funktionierenden Demokratie wäre ein Rücktritt des Ministerpräsidenten da unvermeidlich. "Er klammert sich an die Macht, und das ist das Problem", sagte Logoglu.