DFB-Team unter Druck
Und jetzt kommt auch noch Rekord-Ronaldo

Von Emmanuel Schneider
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft steht am Samstag schon unter großem EM-Druck. Wegen der Auftaktpleite gegen Frankreich muss das DFB-Team gegen Portugal punkten. Im Fokus steht dann einmal mehr Cristiano Ronaldo. Schlechte Nachricht für Deutschland: Der Superstar hat sich rechtzeitig zum Turnierstart mit einem doppelten Rekord zurückgemeldet.
Cristiano Ronaldo bei der EM: Erst gepatzt, dann geliefert
Nein, es war nicht gerade ein Sahneauftritt oder eine Gala, die Cristiano Ronaldo zum Auftakt in die Euro gegen Ungarn ablieferte. Es dauerte bis zur fortgeschrittenen Schlussphase, ehe CR7 eben Ronaldo-mäßig in den Vordergrund trat. Erst verwandelte er einen Elfmeter eiskalt (87.), feierte triumphierend vor den über 50.000 Fans in der Budapester Puskas-Arena. Dann tänzelte er in der Nachspielzeit per doppeltem Doppelpass und Solo zum 3:0 und machte den Doppelpack perfekt. Die Pfiffe und Beleidigungen der Fans im Stadion schien er nach Wochen der Geisterspiele zu genießen.
Video: Cola? Nicht mit Ronaldo!
Da war er also wieder: der kaltschnäuzige Ronaldo, die Tor-Maschine Ronaldo. Der 36-Jährige hat eine – für seine Verhältnisse – mäßige Saison mit Juventus Turin hinter sich. Zwar kam der Portugiese auf 29 Tore, doch sein italienischer Club und Abo-Sieger verpasste die Meisterschaft erstmals seit 2011. In der Champions League war schon im Achtelfinale gegen Porto Schluss. Kurzum: Juve stagniert. Kein Wunder, dass immer wieder Gerüchte um einen erneuten Wechsel durch die Po-Ebene von Turin schwappen.
Rekorde, Rekorde, Rekorde

Die frische Luft bei seiner Auswahl tut ihm offenbar gut. Denn in der Nationalelf ist Ronaldo jetzt schon in Fahrt. Die Tore zehn und elf gegen Ungarn bescherten ihm den alleinigen EM-Torrekord. Zuvor hatte er sich die Ehre mit der französischen Legende Michel Platini teilen müssen. Und weil Ronaldo eben Ronaldo ist, bedeuteten die Treffer eine weitere Bestmarke. Als erster und einziger Spieler auf dem Planeten spielte und traf in er fünf verschiedenen EM-Endrunden.
Und es gibt ja immer noch den ultimativen Länderspiel-Rekord. Derzeit liegt CR7 drei Tore (106) hinter dem Führenden Ali Daei (Iran/109). Nur eine Frage der Zeit, bis der Rekord fällig ist. Vielleicht schon bei diesem Turnier.
So weit, so rekordgewaltig. Hinterher gab sich Ronaldo fast schon bescheiden „Ich bin der Mannschaft sehr dankbar, dass sie mir geholfen hat, zwei Tore zu schießen“, sagte er. „Jetzt ist es notwendig, so weiterzumachen und das nächste Spiel zu gewinnen.“
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Findet Löw die Hebel gegen Portugal?
Und der nächste Gegner ist das Team von Bundestrainer Joachim Löw. Gegen die Portugiesen muss die deutsche Auswahl direkt den nächsten Stresstest bestehen. Löw kündigte nach der Niederlage an, die richtigen „Hebel“ ansetzen. Das wird auch dringend nötig sein.
Nun sucht die weltmeisterliche Offensivpower der Franzosen zwar ihres Gleichen, aber die „Selecao“ hat durchaus einiges zu bieten, das in eine ähnliche Richtung geht. Neben Diogo Jota (FC Liverpool), Bernardo Silva (ManCity) und Bruno Fernandes (ManUnited) ist es eben vor allem Ronaldo, der auch im Alter von 36 Jahren im Sturm noch mit Schnelligkeit, Power und Durchschlagskraft glänzt. Eigenschaften, die man gerne im deutschen Spiel gesehen hätte, auch wenn Ungarn selbstverständlich ein anderer Gradmesser als Frankreich ist.
Ähnlich wie die deutsche Mannschaft tat sich Portugal lange schwer. Kurz vor der Halbzeit ließ Ronaldo gar eine Hundertprozentige aus, fasste sich ungläubig an den Kopf. Wenige Ideen zündeten im portugiesischen Spiel nach vorne. Den Unterschied machten am Ende die Einzelkönner. Das zähe Vorspiel? Umgehend vergessen. Als es darauf ankam, war Ronaldo da.