Von Gosens ausgeknockt

Pavard war 10 bis 15 Sekunden ohnmächtig

210616 -- MUNICH, June 16, 2021 -- Benjamin Pavard L of France receives treatment during the UEFA EURO, EM, Europameisterschaft,Fussball 2020 Championship Group F match between France and Germany in Munich, Germany, June 15, 2021.  SPGERMANY-MUNICH-FOOTBALL-EURO 2020-FRA VS GER ShanxYuqi PUBLICATIONxNOTxINxCHN
Benjamin Pavard wurde vom Teamarzt behandelt
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Frankreich-Star Benjamin Pavard hat nach seinem schweren Zusammenprall im EM-Spiel gegen Deutschland sekundenlang das Bewusstsein verloren. Der Rechtsverteidiger des FC Bayern sprach im Interview über die Kollision mit Robin Gosens.

K.o. für Pavard

Soccer Football - Euro 2020 - Group F - France v Germany - Football Arena Munich, Munich, Germany - June 15, 2021 France's Benjamin Pavard reacts on the ground after sustaining an injury Pool via REUTERS/Alexander Hassenstein
Pavard am Boden.
la, Pool via REUTERS, ALEXANDER HASSENSTEIN

„Ich war ein wenig ausgeknockt. 10 bis 15 Sekunden lang. Danach war es besser“, sagte Pavard nach dem 1:0 (1:0)-Auftaktsieg der Franzosen im ersten Gruppenspiel in München dem TV-Sender beIN Sports.

Was war passiert?

Der 25-Jährige war bei einer Abwehraktion in der 61. Minute von Gegenspieler Gosens mit voller Wucht am Kopf getroffen worden und mit dem Kopf hart auf dem Rasen aufgeschlagen. Nach einer längeren Behandlung und ein paar Wasserspritzern ins Gesicht spielte der 25-Jährige die Partie aber noch zu Ende.

Die „Equipe Tricolore“ siegte durch das Eigentor von Mats Hummels. Das Video sehen Sie oben.

Kritik an der UEFA

In den sozialen Medien wird die Entscheidung, Pavard nicht auszuwechseln, noch während des Spiels heftig kritisiert. Der Fall zeigt wieder einmal, wie weit der Fußball in Sachen Gehirnerschütterung im Vergleich mit anderen Sportarten hinterherhinkt.

Erst am Samstag haben alle 24 Mannschaften der EM eine "Charta für Gehirnerschütterungen" unterzeichnet, die sie verpflichtet, eine Reihe von Maßnahmen zu ergreifen, um die Versorgung der Spieler zu verbessern. Es geht dabei beispielsweise um neurologische Basistests und den Zugang zu TV-Aufnahmen für Mannschaftsärzte. Und es steht geschrieben: "Bei Kopfverletzungen und/oder Verdacht auf Gehirnerschütterung sollte der Mannschaftsarzt die UEFA schriftlich informieren, bevor der Spieler wieder spielt oder trainiert." Auf eine RTL/ntv.de-Anfrage zu dem Fall Pavard und den Gehirnerschütterungsregeln reagierte die UEFA bisher nicht.

Fast zwei Jahre ist es her, seitdem die Verbindung von Fußball und Demenz nachgewiesen wurde. Immer wieder wird über Gehirnerschütterungen diskutiert. Und doch gibt es im Fußball weiterhin kein Protokoll, das Pavard nach der offensichtlichen Bewusstlosigkeit und einer möglichen Gehirnerschütterung davon abhält (direkt) weiterzuspielen. Dabei kann eine solche Kopfverletzung verheerende Spätfolgen mit sich bringen. Hätte Pavard einen weiteren Zusammenprall erlitten, hätte es zum Second Impact Syndrome (SIS) kommen können. Dabei schwillt das Gehirn rapide an, weil die erste Gehirnerschütterung noch nicht auskuriert ist. Die Folgen sind meist tödlich. (dbe/msc/dpa)