Kuriose Ansage der UEFA
Das steckt hinter dem Witz-Elfmeter gegen Dänemark
Es ist DIE Aufreger-Szene des zweiten Halbfinals der Fußball-EM: Schiedsrichter Danny Makkelie pfeift in der Verlängerung einen Elfmeter für England. Es ist ein zweifelhafter Pfiff. Zwar gibt es einen minimalen Kontakt zwischen Raheem Sterling und den drei dänischen Verteidigern um ihn herum. Aber dieser Kontakt, so ist die einhellige Meinung von Experten und unbeteiligten Schiedsrichtern, reicht nicht aus, um einen Strafstoß zu rechtfertigen. Englands Kapitän Harry Kane ist es egal, er legt sich den Ball zurecht und trifft im Nachschuss zum 2:1. So endet die Partie dann auch. England ist im EM-Finale. Dänemark ist wütend. Und es stellt sich eine Frage: Warum griff der Videoassistent nicht ein?
Im Video oben erklärt unser Schiedsrichter-Experte Marcel Klein, warum die Entscheidung nicht falsch war und welche Option die beste gewesen wäre.
Hier schießt Kane England ins erste EM-Finale
"Es fühlt sich nicht gerecht an"
Tja, warum griff der Videoassistent nicht ein? Nun, die Frage ist berechtigt. Die Antwort aber eindeutig und sie entlastet den Mann an den Video-Bildern. Der soll nämlich bei Foulelfmetern nur eingreifen, wenn kein Kontakt vorgelegen hat, oder wenn klar der Ball gespielt wurde.
Der Kontakt lag aber eben vor, also alles richtig gemacht. Besser gesagt, alles regelkonform umgesetzt. Nun hätte die Szene aber auch anders gelöst werden können. Denn der Schiedsrichter darf sich beim Videokollegen rückversichern, ob seine Entscheidung richtig war, er darf auch selbstständig entscheiden, ob er sich die Bilder anschaut. Zumindest die zweite Option hat er nicht gewählt. Er war sich seiner Sache offenbar extrem sicher.
Manuel Gräfe, der bei den Profis äußerst anerkannte Ex-Bundesliga-Schiedsrichter, bekannte im ZDF: "Ich hätte gesagt: Weiterspielen, weil es zum Turnier passt, weil es auch zur Linie des Schiedsrichters gepasst hätte. Man kann ihn theoretisch geben, er ist jetzt nicht grottenschlecht. Ich finde ihn persönlich nicht richtig. Man sieht den Kontakt - Knie gegen Wade. Aber das war für einen Elfmeter nicht ausreichend. Raheem Sterling wollte den ziehen, er wollte ihn cheaten."
Auch Mark Clattenburg, Schiedsrichter im EM-Finale 2016 und diesmal als Experte bei ESPN im Einsatz, konstatierte: „Der Elfmeter ist höchst diskussionswürdig. Es wäre besser gewesen, ihn nicht zu gegeben und sich die Szene nochmal anzuschauen. Aber weil es Kontakt gab, besteht keine Chance, die Entscheidung rückgängig zu machen."
Keine zwei Meinungen zu diesem Pfiff lassen sie derweil in Dänemark zu. Trainer Kasper Hjulmand, der die Mannschaft nach dem Herzstillstand-Drama um Spielmacher Christian Eriksen aus dem Auftaktspiel beeindruckend aufgerichtet und ins Halbfinale geführt hatte, sagte: "Ich habe keinen Elfmeter gesehen. In einem solchen Spiel so zu verlieren, ist einfach bitter. Es fühlt sich nicht gerecht an. Das ist etwas, das mich wütend macht. Ich bin enttäuscht." Auch die Spieler waren fassungslos. "Ich hatte das Gefühl, dass es nicht ganz fair war", sagte Angreifer Martin Braithwaite: "Aber ich muss vorsichtig sein, was ich sage." (tno)