Dr. Specht erklärt

Eriksen hat Defibrillator bekommen: So funktioniert das Hightech-Gerät

FILE - In this file photo dated Saturday, June 12, 2021, Denmark's Christian Eriksen controls the ball during the Euro 2020 soccer championship group B match against Finland at Parken stadium in Copenhagen, Denmark. Christian Eriksen has been discharged from the hospital nearly a week after collapsing on the field during a Euro 2020 soccer match, according to a statement from Danish soccer federation Friday June 18, 2021. (Wolfgang Rattay/Pool via AP)
Christian Eriksen vor seinem Zusammenbruch im Spiel gegen Finnland.
TS, AP, Wolfgang Rattay

Gott sei Dank! Nach seinem Herzstillstand beim EM-Spiel gegen Finnland ist der Däne Christian Eriksen auf dem Weg der Besserung. Der 29-Jährige hat einen Defibrillator implantiert bekommen und hat nur einen Tag nach der OP das Krankenhaus schon wieder verlassen dürfen. Das Gerät soll das Herz bei möglichen Aussetzern unterstützen und den Herzschlag wieder ankurbeln. RTL-Medizin-Experte und Arzt Dr. Christoph Specht erklärt, wie das Hightech-Gerät funktioniert.

"Man weiß nie, ob sowas nicht nochmal auftaucht"

Specht: „Einen Defibrillator einzusetzen ist ein ganz übliches Verfahren, denn Herzrhythmusstörungen haben offensichtlich zu diesem Herzstillstand geführt. Man weiß nie, ob sowas nicht nochmal auftaucht oder ja vielleicht auch schon aufgetaucht ist, deshalb ist es der beste Schritt, so ein Mini-Gerät zu implantieren.“

Aber wie funktioniert der "Defi"?

Tests von implantierten Defibrillatoren ist unnötig. Foto: B. Wüstneck/Archiv
Ein echter Lebensretter: ein Defibrillator
DPA

Die Hightech-Defibrillatoren sind nur wenige Zentimeter groß, haben aber eine immense Wirkung, wie Specht erklärt: „Die heutigen Defis überwachen das Herz und tun nichts, wenn sich das Herz normal verhält. Wenn es sich aber komisch verhält, zu schnell oder zu langsam schlägt, oder es zum Kammerflimmern kommt, greift das Gerät sofort ein.“ Im Ernstfall reagiert der Defibrillator mit Elektrostößen, das Gerät hat Elektroden, die zum Herzen führen.

„Es rettet Leben und ist heute ganz üblich und absolute Routine“, sagt Specht. Im Alltag würde man den Defibrillator kaum bemerken. „Wenn das Herz im normalen Rhythmus schlägt, dann merkt man das Gerät nicht, denn es tut nichts - wenn es anspringt, kriegt man das natürlich leicht mit.“ Das sei aber ungefährlich. Die meisten Patienten würden nur einen kleinen Stoß in der Brust spüren.

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Eriksen könnte in den Profi-Sport zurückkehren

Für Specht ist sogar denkbar, dass Eriksen auf den Fußballplatz zurückkehrt: „Das ist durchaus möglich, denn es gibt Profi-Sportler, die nach ähnlichen Erkrankungen wieder fit sind.“

Bestes Beispiel: Der holländische Fußball-Nationalspieler Daley Blind (31) hat ebenfalls einen „Defi“ implantiert bekommen. Blind, der mit Eriksen bei Ajax Amsterdam gespielt hat, klagte Ende 2019 während einer Champions-League-Partie über Schwindelgefühle. Nach seiner Auswechslung und einer Untersuchung lautete die Diagnose: eine schwerwiegende Herzmuskelentzündung. Blind bekam einen Defibrillator eingesetzt und steht heute wieder im dem Platz.

„Wir kennen Eriksens genaue Diagnose nicht, aber ausgeschlossen ist eine Rückkehr in den Profi-Sport per se nicht“, sagt Specht. „Er ist ein junger, 29 Jahre alter Mann – es definitiv möglich.“ (lhö)