Er überlebte den Holocaust
Eintracht Frankfurt trauert um Fan-Urgestein: Helmut "Sonny" Sonneberg ist tot

Eintracht Frankfurt trauert um ein Urgestein und den wohl bekanntesten Fan des Vereins: Helmut „Sonny“ Sonneberg ist am 10. Februar im Alter von 91 Jahren verstorben. Das teilte der Verein in einem langen Nachruf mit. Der Schock über den Tod ist riesengroß: „Du wirst für immer in unseren Herzen sein“, schreibt der Club auf Twitter.
Sonneberg überlebte die NS-Zeit
Weiter heißt es: „Sonny“ habe zwar keine großen sportlichen Erfolge für die Eintracht gefeiert, er habe nie ein entscheidendes Tor im Stadion geschossen. Für den Verein sei er trotzdem ein herausragender Repräsentant gewesen. Er sei ein so wichtiger Teil der Club-Familie gewesen, der seine Lebensgeschichte als Holocaustüberlebender in beeindruckender Weise an die nachfolgenden Generationen weitergegeben habe.
Und der treue Edel-Fan hatte viel zu erzählen. Seine Geschichte: In seiner Heimatstadt wurde er nach Angaben von Eintracht Frankfurt verfolgt, erlebte Ausgrenzung, Schikanen und Gewalt. Er durfte nicht zur Schule gehen, musste zwischenzeitlich in einem Waisenhaus leben und ab 1941 den „Judenstern“ tragen. Die Nazis verschleppten Sonneberg, Jude und damals gerade mal 13 Jahre alt, schließlich nach Theresienstadt. Bei der Befreiung wog er nur 30 Kilogramm.
"Sonny" war lebenslanges Mitglied
„Sonny“ kehrte nach Frankfurt zurück. Eine seiner ersten Taten: die Mitgliedschaft bei Eintracht Frankfurt. Er spielte in verschiedenen unterklassigen Mannschaften, besuchte Fußballspiele und Wettkämpfe anderer Abteilungen. Er war „bekannt wie ein bunter Hund“, wie der Verein einmal über ihn schrieb. „Wo die Eintracht war, war auch Sonny!“, steht in dem Nachruf.
Ab 2018 – und somit erst viele Jahre nach den schrecklichen Zeiten – berichtete Sonneberg erstmals über seine Kindheit während der NS-Zeit. Es folgten ein Gesprächsabend mit Fans und eine Bildungsreise ins ehemalige Konzentrationslager Theresienstadt. In den vergangenen Jahren war er dann als Zeitzeuge im Einsatz – in Schulen, bei Vereinen oder bei gesellschaftlichen Anlässen.
Zu diesem Zeitpunkt war Sonneberg längst von Eintracht Frankfurt zum lebenslangen Mitglied ernannt. „Eine Auszeichnung, die ihn mit Stolz erfüllte“, so der Verein. „Helmut ‘Sonny’ Sonneberg wird bei Eintracht Frankfurt und weit darüber hinaus als beeindruckender Mensch in Erinnerung bleiben. (...) Wir sind traurig, ihn gehen lassen zu müssen, aber unendlich dankbar, dass er in unserer Mitte war.“ (jlu)