Brutal ehrlich
Todesanzeige über verlassenen Einzelgänger geht viral

Brian Eldrige stirbt so einsam, wie er sein ganzes Leben war. Auch sein Bruder hatte ihn seit einem Jahr nicht gesehen. Und entschied sich, sein trauriges Leben in einer schmerzhaften Todesanzeige festzuhalten.
Mann schreibt brutal ehrliche Todesanzeige für seinen Bruder
Wenn ein Mensch stirbt, wollen die Hinterbliebenen oft das Positive hervorheben. Das Schöne, die Liebe zu einem verlorenen Menschen, wie die Person andere Leben positiv berührte. Doch das Leben des im Alter von 76 Jahren verstorbenen Brian Eldridge war kein Leben voller positiver und schöner Erinnerungen. Also entschloss sich sein Bruder Steve, den Tod entsprechend anders zu würdigen.
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„Brian war ein stiller, schüchterner Junge und Mann. Als Kind und Jugendlicher wurde er wegen seiner Schüchternheit und Verletzlichkeit schikaniert. Als Erwachsener passte er nicht ins Bild", fängt die Todesanzeige an, die in der „Pioneer Press", einer Lokalzeitung der Metropolregion Minneapolis-Saint Paul, erschien. Er wollte "brutal ehrlich" sein, erklärte Steve Eldridge der Zeitung in einem späteren Gespräch. „Niemand kannte ihn wirklich."
Brian leb und stirbt in Einsamkeit
Das liest man auch aus der Anzeige. Statt seine Erfolge zu loben, beschreibt sie sein Hadern damit, einen richtigen Job zu finden. Berichtet, wie er sich mit dem Sammeln von Recycling-Material über Wasser hielt. Wie er von Arbeitgebern ausgenutzt und wie er schließlich von seinem letzten Job als Reinigungskraft letzte Weihnachten aus dem Nichts gefeuert worden war. Auch sein Privatleben bleibt ungeschönt. „Er hatte keine Freunde oder Familie, die sich regelmässig um ihn kümmerten. Er war ruhig, intelligent, großzügig und einsam. Als man ihn in seiner Wohnung fand, war er bereits seit mindestens vier Tagen tot. Ich werde ihn vermissen", schließt die traurige Anzeige ab.
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Er habe ein schlechtes Gewissen, gesteht Steve der Zeitung. Auch er habe sich zu wenig um seinen extrem schüchternen und oft verschrobenen Bruder gekümmert, hatte im Mai zu seinem Geburtstag zuletzt mit ihm gesprochen und ihn seit Oktober nicht gesehen. „Ich hadere damit, ob ich besser auf ihn hätte aufpassen, ihm näher hätte bleiben müssen", gesteht er. Der Tod sei nur entdeckt worden, weil er Brian auf der Durchreise besuchen wollte. Nachdem sein Bruder vier Tage nicht auf Anrufe reagiert habe, schickte er die Polizei zu seiner Wohnung. Die dann die traurige Entdeckung machte.
Dass Brian so einsam war, zog sich nach Angaben seines Bruders durch sein ganzes Leben. Er sei extrem zurückhaltend gewesen, sei im Laufe der Jahre immer verschrobener geworden. So wollte er seine geliebte Jacke auch dann nicht gegen eine neuere eintauschen, nachdem sie nach Jahrzehnten nur noch aus Löchern bestand. Dass er seine Haare nicht schneiden wollte und diese am Ende bis zu seinen Oberschenkeln hingen, verstärkte den heruntergekommenen Eindruck noch weiter. "Er hat es 45 Jahre lang wachsen lassen", erinnert sich Steve. „Unsere Mutter bot ihm 10.000 Dollar, wenn er es schneiden lassen würde. Aber er wollte nicht." Dahinter könnte eine Strategie gesteckt haben, spekuliert er. „Vielleicht wollte er Leute davon abschrecken, mit ihm zu sprechen. Ich weiß es nicht."
Traurige Todesanzeige geht viral
Nach der Todesanzeige gab es eine regelrechte Welle der Bestürzung. Viele Leser meldeten sich bei der Zeitung, verbreiteten die Anzeige in sozialen Netzwerken. „Wir können aus seiner Geschichte alle etwas über das Leben lernen", gibt sich ein Leser bestürzt. Mehrere Priester lesen die Anzeige in Gottesdiensten vor, eine Pastorin bot der Familie sogar eine kostenlose Beisetzung an.
Steve lehnte das Angebot ab, er will seinen Bruder in einer privaten Zeremonie zu Grabe tragen. Die Beileids-Bekundungen wisse er zu schätzen, sagt er der Zeitung. Aber sie hinterließen auch einen schalen Geschmack, weil sie erst nach seinem Ableben kommen. „Warum hat nie jemand ihn gefragt, wer er ist, wie er heißt. „Niemand lud ihn nach Hause ein oder redete auch nur mit ihm", erklärt er seinen Frust. „Es ist einfach eine traurige Geschichte.“
Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst bei stern.de.