"Nachfrage zwei Drittel eingebrochen"
Weniger Menschen brauchen Bürgertests: Was wird aus den Testzentren?

Ob in leerstehenden Läden oder in Zelten: Im Frühjahr poppten an zahlreichen Ecken Corona-Testzentren auf. Davor bildeten sich, ebenso wie vor Apotheken mit Testangebot, häufig lange Schlangen. Schließlich war der negative Test eine Art Freischein für das Abendessen auf der Restaurant-Terrasse oder eine Shopping-Tour. Nun hat sich die Lage aber geändert: Mehr als die Hälfte der Deutschen ist mittlerweile zumindest erstgeimpft – für einen immer größer werdenden Teil der Bevölkerung entfällt also die Testpflicht. Die Inzidenzen sinken und mit ihnen auch gleichzeitig die Nachfrage nach Bürgertests.
+++ Alle aktuellen Informationen zum Coronavirus finden Sie in unserem Live-Ticker auf RTL.de +++
Apothekenverband bestätigt diesen Trend
Werden beispielsweise die Apotheken nun ihr Angebot herunterfahren? "Aktuell ist ein deutlicher Rückgang der Bürgertests spürbar“, sagt Dr. Ursula Sellerberg, Pressesprecherin des Deutschen Apothekenverbandes. Die Gründe dafür lägen auf der Hand: Immer mehr Menschen würden geimpft und zusätzlich gebe es immer weniger konkrete Anlässe, für die man einen negativen Test benötigte. „In den Biergarten konnte man beispielsweise bis vor Kurzem ja nur mit einem negativen Test gehen, das hat sich mittlerweile geändert“, so Sellerberg.
Aber was wird langfristig mit den Teststellen passieren? Laut Sellerberg können die von heute auf morgen nicht so einfach schließen. Die zu Spitzenzeiten bundesweit 2.500 betriebenen Teststellen der Apotheken haben schließlich zusätzliches Personal einstellen und weitere Räumlichkeiten anmieten müssen, um Tests professionell durchführen zu können. Allerdings ist davon auszugehen, dass auch hier die Nachfrage das Angebot regeln wird und immer mehr Testzentren in naher Zukunft wieder abgebaut werden.
Auch die Apothekenkammer geht davon aus, dass das Testangebot zurückgeht. Dafür gebe es auch wirtschaftliche Gründe, sagt Präsidentin Ursula Funke in Wiesbaden. "Inzwischen gibt es weniger Geld und das ist sicher für viele nicht rentabel.“ Ursprünglich bekamen die Apotheken wie alle anderen Anbieter bis zu 18 Euro pro vorgenommenem Antigentest, nun zahlt der Bund nur noch bis zu 12,50 Euro.
Arbeiter-Samariter-Bund: Nachfrage um zwei Drittel zurückgegangen
„Wenn es jetzt weniger Geld gibt, dann ist das für uns ein Problem“, sagt Christian Albrecht, der Bereichsleiter des Frankfurter Arbeiter-Samariter-Bundes. Anders als in Apotheken seien extra Räume bezogen worden. Dazu kämen Aspekte wie Verwaltung, Hygienepläne oder eine extra eingerichtete Hotline. "Wenn der Satz runtergesetzt wird, ist es schwierig, diese Infrastruktur aufrecht zu erhalten." Dennoch wolle der ASB seine Teststellen weiter offen halten: "Wir haben als Hilfsorganisation auch einen sozialen Auftrag", sagt Albrecht. Laut seinen Schätzungen ist die Nachfrage für die Bürgertest etwa um zwei Drittel eingebrochen. Bei den kostenpflichtigen PCR-Test habe das Interesse dagegen zuletzt etwas zugenommen, etwa als Nachweis für Flugreisen.
Privater Anbieter: "Werden auch in Zukunft Tests brauchen"

Der private Anbieter CoviMedical aus dem mittelhessischen Dillenburg betreibt über 140 Testzentren in ganz Deutschland, sowie mehrere Teststellen in Mallorca. Die Firma hat nach eigenen Angaben 1.500 Beschäftigte, die fast alle aus der von der Pandemie besonders hart getroffenen Veranstaltungsbranche kommen. Auch künftig sieht das Unternehmen noch Bedarf, wie es kürzlich erklärte: „Deshalb sind wir überzeugt, dass wir trotz höherer Impfraten auch in den nächsten Monaten noch flächendeckende Tests brauchen werden, um die Sicherheit zum Beispiel bei Veranstaltungen oder Reisen zu gewährleisten.“ (dpa/kmü)