Der ehemalige Präsident habe sich entschieden, "Teil des Problems zu sein"
"Rücksichtslos" - Ex-Vize-Präsident Mike Pence rechnet mit Donald Trump ab

Er war die Nummer 2 in den USA: Mike Pence, Vize-Präsident unter Donald Trump. In einer beispiellosen Abrechnung bricht Pence jetzt öffentlich mit seinem ehemaligen Chef. Er nennt ihn „rücksichtslos“. Und Pence wirft dem Ex-Präsidenten vor, sein Leben und das seiner Familie in Gefahr gebracht zu haben, als Trumps Anhänger am 6. Januar 2021 das Kapitol in der US-Hauptstadt Washington DC stürmten.
Donald Trump hat sich entschieden, "Teil des Problems zu sein" - sagt sein ehemaliger Vize Mike Pence

Trump hatte seinen Vize damals aufgefordert, Joe Biden nicht zum Sieger der Präsidentschaftswahl zu erklären. Trump behauptet bis heute fälschlicherweise, die Wahl 2020 sei ihm „gestohlen“ worden. In seiner Wut hetzte Trump damals auch via Twitter einen bewaffneten Mob Richtung Kapitol – während Pence, dessen Familie und zahlreiche andere Politiker in dem Gebäude waren. Einige Aufständische forderten damals sogar: „Hängt Mike Pence!“
Der frühere Vizepräsident Mike Pence kritisierte die Rhetorik des ehemaligen Präsidenten in einem Interview mit dem Sender ABC scharf: „Ich meine, die Worte des Präsidenten waren rücksichtslos. Es war klar, dass er sich entschieden hat, Teil des Problems zu sein.“
Mike Pence wirft Donald Trump indirekt Gesetzesbruch vor

Pence weigerte sich strikt, den Anweisungen seines Präsidenten hinsichtlich des Wahlergebnisses zu folgen. Darauf war Trump seinem Vize vor, er habe „nicht den Mut gehabt, das zu tun, was hätte getan werden sollen“ – nämlich Joe Biden NICHT zum Präsidenten zu erklären. Mike Pence erklärte in seinem ersten TV-Interview mehr als anderthalb Jahre nach den Ereignissen: „Ich drehte mich zu meiner Tochter um, die in der Nähe stand, und sagte: ‘Es braucht keinen Mut, das Gesetz zu brechen. Es braucht Mut, das Gesetz aufrechtzuerhalten.’“
Der 6. Januar 2021 - was passierte beim Sturm auf das Kapitol?
Anhänger des damaligen US-Präsidenten Donald Trump hatten am 6. Januar den Sitz des US-Kongresses in Washington erstürmt. Dabei kamen fünf Menschen ums Leben, darunter ein Polizist. Die beispiellose Attacke auf das Herzstück der amerikanischen Demokratie löste damals national wie international einen Schock aus. Trump musste sich wegen des Angriffs einem Amtsenthebungsverfahren stellen, weil er seine Anhänger zuvor in einer Rede und bei Twitter aufgestachelt hatte. Am Ende des Verfahrens wurde der Republikaner jedoch freigesprochen. Ein Untersuchungsausschuss arbeitet die Ereignisse auf.
Der damalige Vize-Präsident Mike Pence hat nun sein erstes TV-Interview, in dem er über den Angriff spricht, gegeben. Am 15. November erscheint seine Autobiographie „So Help Me God“ (So wahr mir Gott helfe). (rsa/ dpa)