Deutschland rüstet auf: Waffen-Nachfrage in den letzten Monaten explodiert

Viele decken sich mit allem ein, was man legal besitzen darf

Nach der jüngsten Schießerei in der kalifornischen Stadt San Bernardino ist in den USA wieder die Debatte entbrannt, ob das Land schärfere Waffengesetze braucht. In keinem anderen Staat der Welt gibt es mehr Waffen in Privatbesitz. Doch auch in Deutschland boomt der Handel mit Waffen: Die Deutschen rüsten auf.

Die Nachfrage nach Waffen ist so hoch wie nie
Immer mehr deutsche Privatleute decken sich mit Waffen ein.
dpa, Jens Büttner

Vor allem Pfefferspray, Reizgas und Schreckschusswaffen verkaufen sich so gut wie nie. Das beobachtet auch Gunter Fritz. Der gelernte Elektriker betreibt im sächsischen Ebersbach ein Waffengeschäft. Von der Machete bis zur Selbstschussanlage, hier kann man alles kaufen. Seit einiger Zeit kommen immer mehr Privatleute zu ihm und decken sich mit allem ein, was er an frei verkäuflichen Waffen im Angebot hat.

Die Polizei ist besorgt über diese Entwicklung. Denn viele Kunden beschränken sich längst nicht mehr auf Verteidigungsspray und Schreckschusspistolen. Auch die Nachfrage nach scharfen Waffen nimmt zu. "Das ist keine gute Idee, weil die Bürger damit nicht umgehen können", meint ein Polizeisprecher. Sicherheit sei Sache der Polizeibeamten.

Es kommt sogar schon zu Lieferengpässen

Laut Bundesverwaltungsamt waren im Oktober 2015 rund 5,7 Millionen Schusswaffen im Besitz von Privatpersonen und Vereinen. Das sind 290.000 mehr als noch vor zwei Jahren. Besonders in den letzten Monaten scheinen Waffen regelrecht zu boomen. "Seit September ist in ganz Deutschland, auch bei mir, der Umsatz an Verteidigungsmitteln explodiert", sagt Fritz. Bei einigen Produkten käme es sogar schon zu Lieferengpässen, weiß der Geschäftsmann zu berichten.

Doch wer sind die Menschen, die aufrüsten? Die neuen Kunden in den Waffengeschäften sind offenbar keine Kriminellen, sondern ganz normale Bürger. "Quer durch die Bevölkerung – der Herr Professor bis zur Rentnerin", berichtet der Händler. Alle hätten mittlerweile Angst, erzählt Fritz. Dabei gibt es statistisch gesehen keinen Anstieg der Gewaltkriminalität. Und nicht nur in Ebersbach im tschechischen Grenzgebiet, wo es seit Jahren viele Diebstähle gibt, rüsten die Bewohner auf.

Auch in anderen Bundesländern wie Bayern oder Baden-Württemberg scheinen die Menschen sich nicht sicher zu fühlen, denn hier sind die Waffenkäufe ebenfalls in die Höhe geschnellt. Häufig fällt das Wort Flüchtlingskrise in diesem Zusammenhang. Doch auch hier lohnt ein Blick in die Kriminalitätsstatistik. Die Zahl der Flüchtlinge, die Straftaten gegen die einheimische Bevölkerung verüben, ist verschwindend gering. Doch Fakten scheinen nichts gegen die diffuse Angst ausrichten zu können, die die Menschen in die Waffengeschäfte treibt. Auch die Terroranschläge von Paris werden die Situation nicht gerade verbessern.