War's das für ihn bei der WM?
Deutscher Schiri Daniel Siebert flüchtet nach Abpfiff in die Kabine
Am Ende überschlugen sich die Emotionen! Luis Suárez weinte auf der Ersatzbank bitterlich. Uruguays Stürmerstar hielt sich ein verschwitztes Trikot vor das verheulte Gesicht, konnte kaum von den Betreuern getröstet werden. Wenige Meter entfernt bedrängten seine Teamkollegen Edinson Cavani & Co. den deutschen Schiedsrichter Daniel Siebert arg. Doch wie kam es soweit? Die Szene sehen Sie auch oben im Video!
Uruguay gibt dem Schiedsrichter die Schuld
Zwar durften die Südamerikaner in ihrer Turnier-Statistik durch das 2:0 gegen Ghana am Freitag in Al-Wakra einen Sieg notieren, doch wegen des 2:1 von Südkorea gegen Portugal war das den Himmelblauen völlig egal. Uruguay raus, Ghana raus. Und die Wut auf den Schiedsrichter stieg.
Die Südamerikaner hatten den 38-Jährigen nämlich wegen zweifelhafter Elfmeterentscheidungen als Schuldigen für ihr WM-Unglück ausgemacht: Zum Ende der ersten Halbzeit verwehrte Siebert Uruguay einen möglichen Foulelfmeter und nach gut einer Stunde einen klaren, obwohl der Videoassistent ihn nach einem deutlichen Foulspiel von Daniel Amartey an Darwin Núñez noch einmal zum Studium der Videobilder gebeten hatte.

Noch zwei Gelbe Karten nach Abpfiff
Auch vorher stand der Unparteiische aus Berlin schon im Fokus: Siebert entschied nach Videobeweis auf Elfmeter für Ghana, den Ayew verschoss. Dem Puls der Uruguayer half das aber nur kurz. Vor allem der in die Jahre gekommene Star Suarez war im ständigen Zwiegespräch mit Siebert und ließ sich kaum bremsen. Nach einer Stunde holte er sich wegen Meckerns die Gelbe Karte ab. Nach 65 Minuten machte er Platz für Edinson Cavani, seine Mannschaft hatte da alles im Griff. Nur eben nicht das Geschehen beim Parallelspiel. Und die Wut auf den Schiedsrichter nahm ihren Lauf...
So kam es letztlich, dass Siebert nach dem Schlusspfiff vor aufgebrachten Spielern und Betreuern Uruguays förmlich in die Kabine flüchten musste. Das hielt ihn aber nicht davor zurück, noch zwei Gelbe Karten zu verteilen. Cavani und José Giménez konnten sich einfach nicht bremsen.
Besonders bitter aus Sicht von Siebert: Der Einsatz bei Ghana gegen Uruguay war eigentlich als Belohnung gedacht. Er hatte beim australischen Sieg gegen Tunesien (1:0) am Samstag ein schwieriges, aber gelungenes WM-Debüt gegeben. Doch diese Belohnung hat sich Siebert sicher anders vorgestellt.
Der letzte Einsatz bei dieser WM?
Die Leistung könnte zudem auch Folgen haben. Manuel Gräfe (49) glaubt etwa nicht daran, dass der deutsche Schiedsrichter weitere Spiele bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar leiten darf. „Eine sonst richtig gute Leistung in einem sehr schwierigen Spiel wird dadurch leider dazu führen, dass er kein weiteres Spiel mehr als Schiedsrichter erhalten wird“, schrieb der ARD-Schiedsrichterexperte beim Nachrichtendienst Twitter nach der Partie.
Für Gräfe („klares Foulspiel an Cavani“) war das eine Fehlentscheidung. „So ist das Los des Schiedsrichters – erst Recht bei einer WM“, twitterte Gräfe. „Keine WM für den DFB – aber die Ursachen der Probleme liegen überall tiefer.“ Gräfe spielte damit wohl auch auf das frühe Turnier-Aus der deutschen Nationalmannschaft an. Durch die Heimreise der DFB-Auswahl hätte Siebert eigentlich die Chance, auch in der K.o.-Runde weiter zum Einsatz zu kommen. (jlu/sid/dpa)