Farke folgt GisdolZwei deutsche Fußball-Trainer verlassen Russland, einer bleibt

Der Nächste geht: Die deutschen Fußball-Trainer in Russland gehen sehr unterschiedlich mit der Situation nach dem russischen Angriff auf die Ukraine um. Daniel Farke verlässt nach wenigen Wochen seinen Club, zuvor hatte schon Markus Gisdol hingeschmissen. Sandro Schwarz hingegen bleibt.
Farke geht vor seinem ersten Spiel mit Krasnodar
Daniel Farke redete nicht lange um den heißen Brei herum. "Die derzeitige politische Entwicklung und die damit verbundene Bitte unserer Kinder, Ehefrauen, Familien und Freunde, nach Hause zu kommen sowie das Wegbrechen aller sportlicher Perspektiven, führte nun zu diesem wohl überlegten Entschluss", teilte Farke auf SID-Anfrage mit und begründete seinen Abschied beim russischen Erstligisten FK Krasnodar.
Das Besondere: Nicht einmal sieben Wochen war er dort Chefcoach und bestritt kein einziges Pflichtspiel mit seinem neuen Team. Bereits am Dienstag hatte Markus Gisdol seinen Abschied bei Lok Moskau verkündet. Interimstrainer bei Moskau wird der ehemalige Bundesliga-Profi Marvin Compper.
Hingegen wird Sandro Schwarz, seit Oktober 2020 Coach bei Dynamo Moskau, weiter in der russischen Hauptstadt tätig sein. Der Krieg von Russlands Aggressor Wladimir Putin auf das Nachbarland Ukraine hat die deutschen Fußballlehrer natürlich auch betroffen. Die Entscheidung zum Abschied fiel Farke "sehr schwer".
Gisdol wollte nicht in Moskau bleiben
"Denn wir sind vom ersten Tag an sehr warmherzig empfangen worden. Wir haben in kürzester Zeit eine großartige Gemeinschaft mit unterschiedlichen Nationalitäten gebildet, die zusammen sportliche Ziele verfolgen wollte. Mit Freude und Spaß. Der Ernst des Lebens hat uns nun leider eingeholt", äußerte Farke.
Er könne nicht in Moskau auf dem Trainingsplatz stehen, die Spieler betreuen, von diesen Professionalität einfordern und ein paar Kilometer weiter würden Befehle erteilt, "die großes Leid über ein gesamtes Volk bringen. Das ist meine persönliche Entscheidung und hiervon bin ich absolut überzeugt", hatte Gisdol der Bild gesagt.
Farke war mit großen Erwartungen und Hoffnungen nach Russland gegangen, nachdem er im November vergangenen Jahres bei Norwich City hatte gehen müssen.
Als er Anfang Januar die Aufgabe in Krasnodar angetreten habe, sei die gemeinsame Zielsetzung mit den Verantwortlichen des Klubs klar formuliert worden. Man wollte in den kommenden Jahren "nicht nur nationale Titel holen, sondern sich auch international etablieren".
Aufgrund der Entwicklung entschloss sich der Trainerstab um Farke, die Klub-Führung um Wladimir Chaschig und Aram Fundukjan zu bitten, die Verträge aufzulösen.
Woronin schockiert

Auch der ehemalige ukrainische Bundesliga-Profi Andrej Woronin, Assistent von Schwarz bei Dynamo, verließ Russland und flog nach Deutschland. "Aber ich wusste: Ich kann hier nicht bleiben. Ich kann nicht in einem Land leben, das gegen mein Land Krieg führt", sagte Woronin der Süddeutschen Zeitung.
Seine Familie sei bei ihm, seine Frau, seine Kinder, sein Vater. "Was das anbelangt, geht es mir gut", äußerte der langjährige Nationalspieler: "Alles andere, was in meiner Heimat passiert, ist eine Katastrophe. Eine große Katastrophe. Sie bedrückt mich sehr."
Woronin ist schockiert von den Kriegsbildern in seiner Heimat. "Die Bilder, die ich sehe, sind schrecklich. Nicht zu ertragen", sagte er. "Ich habe gerade in Kiew noch viele Freunde, auch frühere Kameraden aus der Nationalmannschaft." (msc/sid)




