Tod von DAZN-Nachwuchskommentator

RTL-Journalist erinnert sich an Weggefährten Christian Scherpe

Christian Scherpe
Christian Scherpe (Bild) war nicht nur eines der größten Kommentatoren-Talente, sondern auch ein netter Zeitgenosse und fairer Kontrahent, erklärt RTL-Redakteur Ludwig Degmayr.
Instagram/fcadlermeindorf.official

Mit 23 Jahren kümmert der Tod einen herzlich wenig – zumindest bis zu dem Zeitpunkt, bis man völlig unerwartet mit ihm in Berührung kommt. Denn am Freitag Abend musste ich lesen: Mein Altersgenosse und Kollege, DAZN-Kommentator Christian Scherpe (24), ist tot. Mit diesem jungen Mann hat die Unterhaltungsbranche ein echtes Supertalent verloren. Und einen tollen Kerl, wie ich selbst erfahren durfte.

Geniale Leistungen erfüllten seinen ganz großen Traum

War Christian ein persönlicher Freund von mir? Nein, nicht wirklich. Eigentlich eher ein Konkurrent. Aber bei Leibe keiner der feindseligen Sorte. Wie ich Motorsport-Enthusiast durch und durch, entstand der erste Kontakt 2021. 2022 kreutzten sich die Wege erneut. Christian und ich nahmen an dem deutschlandweiten Talent-Call von DAZN teil, für den sich über 5.200 Hobby-Kommentatoren auf eine der zwei ausgeschrieben Stellen bewarben. Gute Performances brachten uns durch die ersten Runde unter die Top 700. In der nächsten K.o.-Phase begeisterten die Kommentare erneut die Juroren. So ging es in die Runde der letzten 37.

Die Fachjury um die Moderatoren Laura Wontorra und Jan Platte entschied sich dann für fünf Finalisten. Mein Name war leider nicht darunter. Doch Chris schaffte es dank einer genialen Leistung. Nicht nur das, er gewann den Draft sogar und durfte sich fortan DAZN-Kommentator nennen.

Ein feiner Kerl mit noch mehr Talent

Kann man sich nach einer Niederlage so kurz vor dem Erreichen eines Traums für die Konkurrenz freuen? Die Antwort lautet: Für Chris auf jeden Fall! Statt Animositäten war es ein verdammt fairer Battle auf sportlicher und persönlicher Augenhöhe, das am Ende auch wirklich der Beste für sich entschied. Manch ein Moderator oder Kommentator neigt schon einmal zu Hochmut, doch Chris interpretierte diese Chance mit Demut statt Arroganz. Er lud mich sogar in seinen Podcast ein, leider lehnte ich damals aufgrund von anderen Projekten ab. Sicher eine Entscheidung, die im Rückblick zu bereuen ist.

Wie gut er ist, zeigte er vor wenigen Tagen bei seinem Debüt am Mikrofon, als er aus einem völlig ereignislosen 0:0 in der spanischen Liga zwischen Athletic Bilbao und Betis Sevilla verdammt unterhaltsame 90 Minuten machte. Dieses Ausnahmetalent wird dem deutschen Sport-Entertainment fehlen, fachlich wie menschlich. Und auch wenn Chris nicht mehr da ist, hat er bewiesen, dass man auch mit 24 schon seinen Traum leben kann. Auch wenn dieser Traum leider viel zu früh endete.