Letzter Ritt in LeipzigEs ist das Ende einer Ära: Isabell Werth zieht Stute "Weihegold" aus dem Weltcup zurück

Die Ausnahmestute „Weihegold“ geht in Rente. Dressur-Star Isabell Werth hat entschieden, „Weihegold“ nach dem Weltcup-Finale in Leipzig aus dem Profi-Sport zu nehmen. Zu Beginn ihrer gemeinsamen Karriere wwar „Weihegold“ für Werth eine Notlösung, dann gewannen die Zwei 56 von 76 Dressurprüfungen. „Sie war immer da, wenn ich sie brauchte“, so Werth.
"Weihegold" liebte den Dressur-Weltcup
Es wird ziemlich emotional, so viel steht schon mal fest. "Wenn man weiß, dass es das letzte Mal ist - das ist schon ein komisches Gefühl", sagt Isabell Werth. Beim Weltcupfinale am Wochenende in Leipzig bitten Werth und „Weihegold“ zum letzten Tanz auf dem Dressur-Viereck, im Anschluss geht die 17 Jahre alte Stute zurück zu ihrer Besitzerin Christine Arns-Krogmann ins Oldenburger Land. "Die Zusammenarbeit war auf fünf Jahre angelegt, und die sind jetzt vorbei", sagte Werth dem Sportinformationsdienst.
Mit „Weihegold“, dieser "ehrlichen, verlässlichen, treuen Stute", betrat Isabell Werth bei Olympia 2016 in Rio erstmals die ganz große Bühne. Damals waren ihre Spitzenpferde „Bella Rose“ und „Don Johnson“ kurzfristig ausgefallen, „Weihegold“ war lediglich Plan C. Dann tanzte die nachtschwarze Stute zu Gold mit der Mannschaft und Silber im Einzel, über 90 Prozentpunkte gab es für den zweiten Platz in der Kür hinter der Britin Charlotte Dujardin und ihrem unschlagbaren „Valegro“.
Und dann der Weltcup, „Weihegolds“ ureigenes Terrain. 2017 in Paris, 2018 in Omaha und 2019 in Göteborg dominierten Werth und "Weihe" den prestigeträchtigen Wettbewerb, als Erste überhaupt kann die siebenmalige Olympiasiegerin nach der Coronapause 2020 und 2021 nun zum vierten Mal nacheinander gewinnen. Es wäre ihre insgesamt sechste Weltcup-Trophäe, die Niederländerin Anky van Grunsven gewann mit ihren Superpferden „Bonfire“ und „Salinero“ zwar insgesamt neunmal das Finale der Hallensaison, aber viermal in Serie schaffte auch sie nicht.

Die Nachfolge-Pferde stehen schon in den Startlöchern
Doch Werths Weg in Leipzig wird kein leichter sein. Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl sattelt in ihrem vorerst letzten großen Championat ihre Goldstute „Dalera“. Anfang August wird "JBW" zum zweiten Mal Mutter, die Weltreiterspiele Mitte August in Herning/Dänemark finden ohne die Dreifach-Europameisterin statt. Aus Dänemark kommt die EM-Zweite Cathrine Dufour mit ihrem Nachwuchspferd Vamos Amigos, aus Schweden Altmeister Patrik Kittel mit Zepter, aus Großbritannien Charlotte Fry mit Dark Legend.
Die Geschichte dieses Finales aber wird der Abschied von „Weihegold“ sein. "Es waren großartige Jahre mit ihr, ich konnte mich immer auf sie verlassen, sie war immer da, wenn ich sie gebraucht habe", sagte Werth. In Rio oder auch bei der EM 2017 in Göteborg, als Werth und „Weihegold“ sich in einem hauchdünnen Herzschlagfinale gegen Sönke Rothenberger und „Cosmo“ durchsetzten. "Sie hat mir so viel gegeben", sagte Werth, "und deshalb bin ich froh, dass wir ihr einen Abschied auf diesem Niveau bieten können."
Ein paar Wochen später zeigt dann Werths Herzenspferd „Bella Rose“ beim CHIO in Aachen zum letzten Mal vor großer Kulisse ihre perfekte Piaffe-Passage-Tour, ehe auch sie ihr Rentendasein auf den großzügigen Weiden im heimischen Rheinberg genießen darf. Dort stehen schon die nächsten potenziellen Superstars parat: Mit dem zwölfjährigen Hengst „Quantaz“ fährt Werth zur WM nach Herning, die zehnjährige Stute „Superb“, genannt „Super Bee“, ist eine heiße Anwärterin für Olympia 2024 in Paris. Die alten Damen dürfen also beruhigt abtreten. (sid/lgr)


