E-Bike im Test

Honbike Uni4: Ein stylischer, minimalistischer City-Flitzer

Honbike Uni4: ein stylischer, minimalistischer City-Flitzer
Honbike Uni4: ein stylischer, minimalistischer City-Flitzer
Torsten Rabe, RTL / Torsten Rabe

von Tobias Elsaesser

Um 07:58 steht der freundliche Fahrer von der Spedition bei mir vor der Haustür und übergibt mir lächelnd den riesigen Karton mit dem Testobjekt, das Honbike Uni4. Es ist mein erster näherer und intensiver Kontakt mit einem E-Bike. Intensiv deshalb, weil das Aufgabenfeld und die Freundlichkeit des Fahrers mit dem Abstellen des Kartons vor der Haustür enden. Also wuchte ich das Ding kurzerhand allein in meine Wohnung im zweiten Stock. Es gibt Schlimmeres und ich freue mich auf das Unboxing. So etwas will zelebriert werden.

Gut und sicher verpackt – leichter Aufbau

Das Uni4 ist nicht das erste Fahrrad, das ich auspacken darf. Hier stehen auch schon drei Rennräder, die ich hochgetragen, ausgepackt und zusammengebaut habe. Das Hochtragen war damals aufgrund des Gewichts jedoch wesentlich angenehmer. Kann man aber nicht vergleichen. Die Dinger sind eben nun mal leichter als E-Bikes. Was man allerdings vergleichen kann, ist die Art und Weise, wie das Fahrrad verpackt ist. Und hier gibt es nichts zu meckern. Das Honbike steckt fest verpackt, gut gepolstert und geschützt im Karton. Es lässt sich alles wunderbar verwenden, wenn man das Fahrrad mal wieder transportieren möchte, zum Beispiel bei einem Umzug oder einer Reise. Es ist bereits alles montiert, bis auf das Vorderrad und das vordere Schutzblech. Beides lässt sich aber schnell und einfach montieren – dank der einfachen und eindeutigen Bedienungsanleitung und des komplett mitgelieferten Werkzeugs.

Lese-Tipp: So fühlt sich E-Bike-Fahren an

Auffälliges Design

Honbike Uni4
Ein Fahrrad, das auffällt
Torsten Rabe, RTL / Torsten Rabe

Kurze Zeit später steht das Fahrrad also komplett aufgebaut im Wohnzimmer. Ich kontrolliere die Schrauben – alles, was fest sein muss, ist auch fest. Also betrachte ich das gute Stück, von fern und von etwas näher. Was als allererstes auffällt, ist das Design. Das Rad hat kein Ober- und Unterrohr, sondern an dieser Stelle nur EIN Rohr, das – wenn man auf dem Rad sitzt – rechts am Sattelrohr vorbeiführt und direkt zur oberen Sattelstrebe wird. Eine untere Sattelstrebe gibt es auf dieser Seite nicht. Auf der anderen gibt es dafür keine obere Sattelstrebe, sondern nur die untere. Es ist also ein wenig asymmetrisch, wirkt aber wie aus einem Guss. Ob man es mag oder nicht – es hebt das Bike auf jeden Fall ab. Der Rahmen ist aus Aluminium, das Material ist gut verarbeitet, alles ist abgerundet, es gibt nirgendwo Ecken oder Kanten, was das Rad sehr geschmeidig wirken lässt. Zu diesem klaren, minimalistischen Design tragen auch die innen verlegten Bremszüge bei.

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E-Bike mit Hinterradnabenmotor

Honbike Uni4: Antrieb durch Motor in der Hinterradnabe
Honbike Uni4: Antrieb durch Motor in der Hinterradnabe
Torsten Rabe, RTL / Torsten Rabe

Angetrieben wird das Honbike durch einen Motor, der sich in der Nabe des Hinterrades befindet, was zwangsläufig ein Nachteil in Sachen Wartung ist. Das Hinterrad lässt sich nicht ohne weiteres ausbauen, entsprechend schwierig ist ein Schlauchwechsel, wenn man mal einen platten Reifen hat. Gleiches gilt für die Wartung der Bremse am Hinterrad, denn auch für einen Wechsel der Bremsbeläge oder der Bremsscheibe muss das Hinterrad ausgebaut werden. Zudem befindet sich die Hinterradbremse auf der Seite des Antriebs und ist nur schwer zu erreichen. Das Honbike ist ein Singlespeed-E-Bike, es hat also keine Gangschaltung und wird statt einer Kette von einem Carbon-Riemen angetrieben. Es hat keinen Rücktritt, vorne und hinten bremsen mechanische Scheibenbremsen. Hier würde ich mir aufgrund des Vortriebes, den ein E-Bike entwickeln kann, hydraulische Scheibenbremsen wünschen. Sie besitzen eine noch größere Bremskraft und sind wartungsärmer, würden das Rad aber auch teurer machen. Außerdem soll man nicht über etwas meckern, das man noch gar nicht getestet hat. Es fällt mir lediglich beim Betrachten auf.

Minimalismus regiert – auch beim Preis

Honbike Uni4: Minimalismus regiert
Honbike Uni4: Minimalismus regiert

Was mir auch auffällt, ist, dass das Fahrrad standardmäßig keinen Gepäckträger hat. Laut Website des Herstellers soll es den aber bald als Accessoire geben. Ebenso vermisse ich die Möglichkeit, eine Trinkflaschenhalterung anzubringen. Das ist in meinen Augen ein klarer Minuspunkt, lässt sich aber mit einem Blick auf die Produktbeschreibung des Herstellers erklären. Das Uni4 ist für den Gebrauch in der Stadt konzipiert, als Rad für Pendler, „stylisch und minimalistisch“, also für kurze Wege, nicht unbedingt für Tourenfahrten. Vorgebohrte Löcher für eine Trinkflaschenhalterung werden hier fast zu einer philosophischen Frage. Ich hätte sie mir gewünscht, weil sie zweckdienlich sind, andere sind froh, dass sie nicht da sind, weil sie nicht zum Design und Konzept des Rades passen.

Honbike Uni4 Hinterradbremse
Die Positionierung der Hinterradbremse macht deren Wartung etwas schwierig.
Torsten Rabe, RTL / Torsten Rabe

Zu diesem minimalistischen Konzept gehört auch, dass es das Rad nur in einer Größe gibt. Die Lenkerhöhe lässt sich nicht verstellen, die einzige Möglichkeit zum Einstellen der Sitzposition ist die Sattelhöhe, beziehungsweise die paar Zentimeter Spielraum, die sich der Sattel auf der Sattelstütze nach vorne oder hinten verstellen lässt. Honbike weist in dem Zusammenhang darauf hin, dass das Rad für Menschen mit einer Körpergröße zwischen 160 und 190 Zentimetern geeignet ist. Ich befinde mich da mit 175 Zentimetern genau in der Mitte, und für mich lässt sich das Rad perfekt und bequem einstellen. Dieser Minimalismus wirkt sich aber auch positiv auf den Preis aus. Mit 1.799 Euro ist das Honbike Uni4 eines der günstigeren Modelle auf dem Markt. Für sein Geld bekommt man in diesem Falle vielleicht nicht alles, was man sich wünschen würde, aber ziemlich viel davon.

Testfahrt: Das Honbike auf der Straße

Testfahrt: das Honbike auf der Straße
Testfahrt: das Honbike auf der Straße
Torsten Rabe, RTL / Torsten Rabe

Was aber kann das Rad denn nun auf der Straße? Zunächst ein paar Zahlen, die darüber theoretisch Auskunft geben. Der Motor hat eine Spannung von 36 Volt und liefert eine Leistung von 250 Watt. Der Lithium-Ionen-Akku, der sich im Rohr zwischen Sattelrohr und Lenker befindet, hat eine Reichweite von 432 Wattstunden. Er muss ca. vier Stunden laden und soll bei ökonomischer Fahrweise 100 Kilometer halten. Das ist vielleicht ein wenig optimistisch. Eine Testfahrt von 55 km am Stück hat er aber locker geschafft. Und ich war nicht sonderlich ökonomisch.

Das Honbike hat – wie es Standard ist – drei Unterstützungsstufen, Eco-, Stadt- und Sportmodus. Über den Schalter links am Lenker kann man problemlos über eine Plus- und Minustaste zwischen den Modi hin- und herschalten. Positiv hervorzuheben ist, dass die Unterstützung des Motors sehr sanft einsetzt, auch der Übergang zwischen den Stufen fühlt sich fließend an. Ebenso fließend läuft die Unterstützung aus, sobald man die Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h überschreitet. Das macht das Fahren zu einem angenehmen Erlebnis.

Einfaches Anfahren dank Unterstützung

Der Tacho ist im Lenker integriert. Der Gashebel rechts am Lenker macht das Anfahren einfach.
Der Tacho ist im Lenker integriert. Der Gashebel rechts am Lenker macht das Anfahren einfach.
Torsten Rabe, RTL / Torsten Rabe

Entgegen meiner anfänglichen Befürchtungen funktioniert das Rad mit den mechanischen Scheibenbremsen sehr gut, sie bringen das Rad zuverlässig zum Stehen. Angetan bin ich vom Gashebel rechts am Lenker. Dieser beschleunigt das Honbike aus dem Stand heraus auf sechs km/h. Man kann ihn als Schiebehilfe nutzen oder als Anfahrtshilfe. Letzteres ist sehr praktisch, wenn man zum Beispiel an einer roten Ampel halten muss. Denn gerade das ständige Wieder-Anfahren-Müssen kostet Kraft. Entsprechend belastet diese Funktion den Akku. Aber mal ganz ehrlich: Wenn ich schon ein E-Bike habe, warum sollte ich dann gerade auf diese angenehme Funktion verzichten?

Im Lenker integriert ist ein Tacho, der gut lesbar Geschwindigkeit, Füllstand des Akkus und den ausgewählten Fahrmodus anzeigt. Wer mehr Daten haben will, braucht die kostenlose Honbike-App, die sich via Bluetooth mit dem Rad verbindet. Diese App gibt Auskunft über eine ganze Menge mehr, wie Tagesstrecke, Gesamtstrecke, Durchschnitts- und Höchstgeschwindigkeit, wo man lang gefahren ist, wie viel CO2 man eingespart hat und vieles mehr.

Einfache, intuitive Bedienung

Schlankes Design und innen verlegte Bremszüge
Schlankes Design und innen verlegte Bremszüge
Torsten Rabe, RTL / Torsten Rabe

Alles in allem ist das Honbike Uni4 ein stimmiges Konzept. Beschrieben als „Long Range Commuter E-Bike“, also als E-Bike mit hoher Reichweite für Pendler, erfüllt es genau diesen Zweck. Der Test zeigt, dass der Akku für einen Weg von 60 km (hin und zurück) locker reicht. Das Rad besticht durch sein minimalistisches Design und seinen Preis. Was man für sein Geld bekommt, ist absolut solide: Gute Verarbeitung, leistungsfähige Komponenten, einen Motor, der zuverlässige Unterstützung liefert, sowohl in der Ebene als auch an Steigungen. Die Übergänge zwischen den verschiedenen Unterstützungsstufen sind fließend, der Motor setzt schleichend ein und aus, ohne dass sich Auswirkungen auf das Fahrverhalten des Rades ergeben, die Bremsen verzögern angenehm und zuverlässig. Der Gashebel macht das Anfahren aus dem Stand oder an Steigungen einfach. Auch ohne Motorunterstützung lässt sich das Fahrrad mühelos fahren, auf Geschwindigkeit und ruhig in der Spur halten (nur eben nicht ganz so schnell). Sollte der Akku also tatsächlich mal nicht reichen, ist das zwar nicht angenehm, aber auch nicht unbedingt ein Problem. Die Bedienung ist einfach und intuitiv – und in der Bedienungsanleitung übersichtlich und gut beschrieben.

Leicht irritierende Geometrie

Das schräg nach hinten verlaufende Rohr sorgt anfangs für leichte Irritation beim Fahren
Das schräg nach hinten verlaufende Rohr sorgt anfangs für leichte Irritation beim Fahren
Torsten Rabe, RTL / Torsten Rabe

Mit etwas über 20 Kilo Gewicht ist das Honbike Uni4 zwar nicht unbedingt ein Leichtgewicht, es fahren aber auch eine ganze Menge schwererer E-Bikes auf den Straßen rum. Anfänglich mag das Design beim Fahren irritieren. Da das Rohr zwischen Lenker und Sattel nicht gerade verläuft, sondern schräg an der Sattelstützen vorbei, denkt man beim Blick nach unten, der Rahmen sei verzogen oder das Rad würde nicht geradeaus fahren, daran gewöhnt man sich aber sehr schnell. Insgesamt scheint das Rad sehr wartungsarm zu sein. Es hat keine Gangschaltung, statt Kette einen Carbon-Riemen, der über 10.000 km lang wartungsfrei laufen soll, die Laufräder sind aus einem Stück, es müssen also keine Speichen nachgezogen werden. Lediglich die Bremsbeläge müssen aufgrund natürlichen Verschleißes von Zeit zu Zeit nachjustiert werden. Wann und wie oft, hängt vom individuellen Bremsverhalten ab.

Entscheidet man sich für dieses Model, sollte man sich allerdings darüber bewusst sein, was man mit dem Rad machen will. Es ist ein schicker, stylischer, minimalistischer City-Flitzer, der sich vor allem zum Pendeln und kürzere Ausfahrten in der Stadt und der Umgebung eignet. Für diesen Zweck ist es ein gutes Rad zu einem sehr guten Preis.

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